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Kraft des Bösen

Kraft des Bösen

Titel: Kraft des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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jeden Augenblick FBI-Agenten herauskommen, zur Seite ausweichen und das Feuer eröffnen würden. Die langsamen Planierraupen wären leichte Ziele. Ihre Chancen, es wirklich bis zu den Wohnwagen zu schaffen, schienen unglaublich gering zu sein. Saul hatte sich seit Jahrzehnten nicht mehr so gut gefühlt.
    Malcolm Dupris führte acht Mitglieder von >Soul Brickyard< in Anne Bishops Haus. Marvin war ziemlich sicher gewesen, daß sich die Voodoo-Lady in dem anderen Haus aufhielt - dem alten Haus in der Avenue -, aber Malcolms Team hatte die Aufgabe übertragen bekommen, in dem Gelände in der Queen Lane nachzusehen. Sie hatten keine Funkgeräte; Marvin hatte dafür gesorgt, daß jeder Gruppe mindestens zwei Zwerge - Mitglieder der Jugendbande im Alter zwischen acht und elf Jahren - als Kuriere zur Verfügung standen. Sie hatten keine Nachricht von Marvins Gruppe bekommen, aber sobald Malcolm das Knattern von Gewehrfeuer aus der Richtung Avenue hörte, führte er seine halbe Gruppe von der Gasse in Anne Bishops Garten. Die anderen sechs blieben zurück und behielten den Lieferwagen der Telefongesellschaft im Auge, der dunkel und lautlos am Ende der Gasse wartete.
    Malcolm, Donnie Cowles und der dicke kleine Jamie - Louis Solarz’ kleiner Bruder - gingen als erste hinein, traten die Küchentür ein und verteilten sich hastig. Malcolm schwang eine geölte und glänzende 9-mm-Automatikpistole, die er für fünfundsiebzig Dollar bei Muhammed gekauft hatte. Sie enthielt ein Kastenmagazin mit vierzehn Schuß. Donnie besaß eine primitive kleine Pistole mit nur einer einzigen Patrone Kaliber 22 im behelfsmäßigen Lauf. Jamie hatte nur sein Messer mitgebracht.
    Die alte Frau, die hier wohnte, war nicht zu Hause, und von der Voodoo-Lady und dem weißen Ungeheuer auch keine Spur. Sie durchsuchten das kleine Haus in drei Minuten, dann ging Malcolm wieder in die Küche, während Donnie den Vorgarten durchsuchte.
    »‘ne Menge Mist oben auf dem Bett«, sagte Jamie, »als hätte jemand in aller Eile gepackt.«

»Ja«, sagte Malcolm. Er winkte der Gruppe im Garten, worauf Jefferson, ihr zehnjähriger Kurier, gelaufen kam. »Geh rüber zum alten Haus auf der Avenue und schau nach, was Marvin ...«
    Das Geräusch des Garagentors war zu hören, das aufging, dann ein Motor im Leerlauf. Malcolm winkte den anderen zu, stürzte zur Hintertür hinaus und schlitterte auf die Gasse, als gerade ein komisches altes Auto mit einem merkwürdigen Kühler aus der Garage fuhr. Das Auto hatte keine Scheinwerfer eingeschaltet, und die alte Dame auf dem Fahrersitz umklammerte das Lenkrad mit dem verzweifelten Griff einer ängstlichen Fahrerin. Malcolm erkannte die weiße Frau als Miß Bishop; er hatte sie sein ganzes Leben in der Gegend gesehen, ihr als kleiner Junge sogar ab und zu den Rasen gemäht.
    Fünf Bandenmitglieder versperrten dem Auto den Weg, während Malcolm zur Fahrerseite ging. Die Frau mit der ängstlichen Miene sah sich um, dann kurbelte sie das Fenster herunter. Ihre Stimme hatte einen seltsam schläfrigen Klang. »Ihr Jungs müßt aus dem Weg gehen. Ich muß vorbei.«
    Malcolm sah in das Auto und vergewisserte sich, daß sonst niemand drinnen saß; es war nur Miß Bishop. Er ließ die Automatik sinken. »Tut mir leid, aber Sie können nicht weg, bis .«
    Anne Bishops Hand schnellte in die Höhe, Finger zu Krallen gekrümmt. Malcolm hätte beide Augen verloren, wäre er nicht instinktiv mit dem Kopf zurückgezuckt. So hinterließen die langen Fingernägel der alten Frau nur acht blutige Striemen auf Lidern und Wangen. Malcolm schrie, das alte Auto fuhr heulend an, schleuderte den kleinen Jefferson in die Luft und zerquetschte Jamie unter dem linken Reifen.
    Malcolm fluchte, tastete auf dem Kopfsteinpflaster nach seiner Waffe, fand sie und feuerte drei Schuß hinter dem davonbrausenden Auto her, bis jemand ihm zurief, daß er aufpassen sollte. Malcolm, der noch auf einem Knie kauerte, wirbelte herum. Der Lieferwagen der Telefongesellschaft, der am Ende der Gasse geparkt hatte, kam direkt auf ihn zu gerast. Malcolm riß die Pistole herum und merkte zu spät, daß er damit wertvolle Sekunden für die falsche Bewegung vergeudet hatte. Er machte den Mund auf, um zu schreien.
    Der Wagen des FBI fuhr mindestens sechzig Stundenmeilen, als die vordere Stoßstange Malcolm im Gesicht traf.
    »Verschwinden wir von hier!« schrie Tony Harod, als etwas funkenschlagend die Seite des Helikopters traf. Sie hatten zwanzig Meter über einem Gebäude mit

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