Kraft des Bösen
über seine Pläne unterhalten?«
»Ja, wir haben sie gemeinsam ausgearbeitet.«
»Und Sie wissen, was sich da hinten auf dem Lieferwagen befindet?«
»Wenn es auf der Liste gestanden hat, ja«, sagte Natalie.
Cohen ging mit ihr zum Fahrzeug zurück. »Nun, ich will hoffen, Sie beide wissen, was Sie tun.«
»Wissen wir nicht«, sagte Natalie und lächelte ihm zu, »aber Ihre Hilfe wissen wir sehr zu schätzen, Jack.«
»Hm-hmmm«, sagte er und hielt ihr die Tür auf, »hoffentlich führt meine Hilfe nicht nur dazu, daß Sie beide sich noch schneller umbringen.«
Sie fuhren acht Meilen auf dem Highway 74, weg vom Meer, und kamen durch ein Dickicht aus Büschen, bis sie vor einem Farmhaus anhielten. Das Gebäude, das sich am Ende eines schmalen Feldwegs von einer Viertelmeile Länge befand, war dunkel.
»Das haben unsere Leute von der Westküste als sicheres Haus benützt«, sagte Cohen. »Niemand hat im letzten Jahr Grund gehabt, es zu benützen, aber jemand hält es in Schuß und mäht den Rasen. Die Einheimischen denken, daß es sich um ein Ferienhaus handelt, das jungen Geschäftsleuten aus Anaheim Hills gehört.«
Das Haus hatte zwei Geschosse und zu viele billige Betten in den Schlafzimmern oben. Ein Dutzend Menschen konnten in den drei Zimmern schlafen. Unten konnte man in einem Anbau des alten Holzhauses durch einen halbdurchlässigen Spiegel in ein kleines Zimmer mit Polstersitzen und einem kleinen Kaffeetisch sehen. »Das wurde einen ganzen Sommer lang benützt, um ein Mitglied des Schwarzen September zu verhören, der glaubte, er hätte sich der CIA ergeben. Wir haben ihm geholfen, dem großen, bösen Mossad zu entkommen, bis er uns alles gesagt hatte, was er wußte. Ich habe mir gedacht, daß dieses
Zimmer genau Ihren Wünschen entsprechen würde.«
»Perfekt«, sagte Saul. »Das erspart uns wochenlange Vorbereitungen.«
»Ich wünschte, ich könnte hier sein und den Spaß miterleben«, sagte Cohen.
»Wenn es ein Spaß wird«, sagte Saul und unterdrückte ein gewaltiges Gähnen, »setzen wir uns eines Tages zusammen und erzählen Ihnen alles.«
»Das ist ein Wort«, sagte Jack Cohen. »Was würden Sie dazu sagen, daß wir uns alle ein Zimmer aussuchen und ein bißchen schlafen? Mein Flug geht morgen früh um elf Uhr dreißig von L.A.«
Kurz nach acht Uhr erwachte Natalie durch den Lärm einer Explosion. Sie sah sich um und wußte ein paar Sekunden nicht, wo sie sich befand, dann fand sie ihre Jeans und zog sie an. Sie rief nach Saul, bekam aber keine Antwort aus seinem Zimmer nebenan. Jack Cohen war ebenfalls nicht in seinem Zimmer.
Natalie ging nach unten, zur Eingangstür hinaus und staunte über den blauen Himmel und die Wärme. Niedriges Getreide erstreckte sich zur Straße, von der sie gekommen waren. Sie ging um das Haus herum und fand Saul und Cohen, über einer alten Tür kauernd, die seitlich an den Zaun gelehnt worden war. Ins mittlere Paneel der Tür war ein zwanzig Zentimeter durchmessendes Loch gerissen worden.
»Seminar über Plastiksprengstoff«, sagte Jack Cohen zu ihr, als sie näher kam. Er drehte sich zu Saul um. »Das waren nicht einmal fünfzehn Gramm. Sie können sich ausmalen, was vierzig Pfund anrichten können.« Er stand auf und wischte sich die Hosenbeine ab. »Frühstück.«
Der Kühlschrank war leer und ab geschaltet gewesen, aber Cohen trug eine große Kühltasche vom Lieferwagen herein, worauf alle drei zwanzig Minuten emsig damit beschäftigt waren, Töpfe und Kaffeekannen zu suchen, sich am Herd abzuwechseln und einander ganz allgemein im Weg herumzustehen.
Als die Ordnung wieder einkehrte, roch es in der Küche nach Kaffee und Eiern und die drei saßen an einem langen Tisch vor dem Panoramafenster des Eßzimmers. Mitten während der müßigen Frühstücksunterhaltung verspürte Natalie plötzlich eine tiefgreifende Traurigkeit und stellte fest, daß das Zimmer sie an Robs Haus erinnerte. In diesem Augenblick schien Charleston zehntausend Meilen und doppelt so viele Jahre von ihr entfernt zu sein.
Nach dem Frühstück luden sie den Lieferwagen aus. Sie mußten alle drei gemeinsam anpacken, damit sie die große Kiste ins Haus tragen konnten, in der sich der Elektroenzephalograph befand. Die elektronische Ausrüstung wurde ebenfalls in das Zimmer auf der Beobachterseite des polarisierten Spiegels gebracht. Die Kisten mit dem C-4 und die größere Kiste mit den Zündern verstauten sie im Keller.
Als sie fertig waren, stellte Cohen zwei kleine Schachteln auf
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