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Kraft des Bösen

Kraft des Bösen

Titel: Kraft des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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Sklavenhospitals, die zugewucherten Fundamente der Dubose-Plantage in der Nähe der Felsspitze an der Ostküste und die umgestürzten Grabsteine des alten Sklavenfriedhofs sein.
    Saul betrachtete das Erdloch der Senke während eines grellweißen Blitzschlags und verspürte den überwältigenden Wunsch, sich dort zu verkriechen, sich in Embryonalhaltung zusammenzurollen und unsichtbar zu werden. Aber er wußte, wenn er das tat, würde er nur um so früher sterben. Die Ungeheuer im Herrenhaus - zumindest drei davon - hatten einander jahrelang durch diese wenigen Meilen Dschungel gejagt. In dem sicheren Haus hatte Harod Saul beim Verhör von der >Ostereiersuche< in der letzten Nacht erzählt, wenn der Island Club sämtliche ungebrauchten Surrogate freiließ - ein Dutzend oder mehr hilflose nackte Männer und Frauen -, die dann von den eigenen Lieblingssurrogaten mit Messern und Handfeuerwaffen gejagt wurden. Barent, Kepler und Sutter kannten mit Sicherheit jedes Versteck, und Saul wurde das Gefühl nicht los, daß Willi seinen Aufenthaltsort spüren würde. Er rechnete jeden Augenblick damit, die ekelerregende Berührung des alten Mannes in seinem Denken zu spüren, und wußte, eine Übernahme auf diese Entfernung würde seine sämtlichen Pläne zunichte machen, monatelange Arbeit wäre umsonst gewesen, und er hätte seine lebenslangen Träume für nichts und wieder nichts geopfert.
    Saul wußte, seine einzige Chance war die Flucht nach Norden. Er sprang aus der Senke und lief weiter, während hinter ihm der aufziehende Sturm blitzte und donnerte.
    »Da«, sagte Barent und deutete auf die blasse, nackte Gestalt, die durch den Erfassungsbereich eines Bildschirms in der fünften Reihe der Monitore stolperte. »Kein Zweifel, daß es sich um den Psychiater Saul Laski handelt.«
    Sutter trank von einem großen Bourbon und überkreuzte die Beine auf einem der bequemen Plüschsofas im Monitorraum. »Daran hat nie ein Zweifel bestanden«, sagte er. »Die Frage ist wer hat ihn ins Spiel gebracht, und warum?«
    Die anderen drei sahen Willi an, aber der alte Mann hatte nur Augen für einen Überwachungsmonitor in der ersten Reihe, wo das Wachpersonal gerade den bewußtlosen Jensen Luhar wegtrug. Die drei Surrogate waren zur Verfolgung Laskis in den Dschungel geschickt worden. Willi drehte sich mit einem dünnen Lächeln zu ihnen um. »Es wäre dumm von mir gewesen, den Juden einzubringen«, sagte er. »Und ich mache keine Dummheiten.«
    C. Arnold Barent entfernte sich von den Monitoren und verschränkte die Arme. »Warum wäre das dumm gewesen, William?«
    Willi kratzte sich die Wange. »Sie bringen den Juden alle mit mir in Verbindung, obwohl Sie es waren, Herr Barent, der ihn jüngst konditioniert und als einziger von uns nichts von ihm zu befürchten hat.«
    Barent blinzelte, sagte aber nichts.
    »Wenn ich eine - wie sagt man? -, eine Figur in unser Spiel eingebracht hätte, warum dann nicht jemanden, der Ihnen allen unbekannt ist? Und der in wesentlich besserer körperlicher Verfassung wäre?« Willi lächelte und schüttelte den Kopf. »Nein, Sie müssen nur einen Augenblick nachdenken, dann sehen Sie ein, wie absurd es gewesen wäre, daß ich so etwas tue. Ich mache keine Dummheiten, und es wäre dumm zu denken, daß ich es tue.«
    Barent sah Harod an. »Tony, möchten Sie immer noch an Ihrer Geschichte von Entführung und Erpressung festhalten?«
    Harod saß zusammengesunken in der niedrigen Couch und kaute an seinem Knöchel. Er hatte die Wahrheit gesagt, weil er spürte, daß sie bereit waren, sich auf ihn zu stürzen, und er wollte ihren Argwohn von sich ablenken. Jetzt hielten sie ihn für einen Lügner, und es war ihm nur gelungen, ihnen einen Teil der natürlichen Angst vor Willis Einmischung zu nehmen. »Ich weiß nicht, wer dafür verantwortlich ist«, schnappte Hirod, »aber jemand spielt hier mit dieser Scheiße. Welchen Vorteil hätte ich davon?«
    »Wahrhaftig, welchen?« sagte Barent im Plauderton.
    »Ich halte es für eine Art Ablenkungsmanöver«, sagte Kepler zähneknirschend und sah mit offensichtlicher Nervosität zu Willi.
    Der Reverend Jimmy Wayne Sutter lachte. »Um wovon abzulenken?« fragte er kichernd. »Die Insel ist von der Außenwelt abgeriegelt. Niemand wird auf diesem Ende der Insel geduldet, abgesehen von dem persönlichen Wachpersonal von Bruder C., und die sind allesamt >Neutrale<. Ich zweifle nicht daran, daß unsere sämtlichen Helfer beim ersten Anzeichen von Unregelmäßigkeiten im Spiel

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