Kraft des Bösen
in ihre ... äh ... Zimmer eskortiert würden.«
Harod sah erschrocken auf, aber Barent lächelte unvermindert. Harod überlegte sich, wie unsinnig es gewesen war zu glauben, daß Maria Chen ihm in einer Krise helfen könnte.
»Ein Ablenkungsmanöver wovon?« fuhr Sutter fort. »Mir als armem altem Priester aus der Provinz möchte scheinen, daß es sich um ein ausgesprochen armseliges Manöver handelt.«
»Nun, jemand kontrolliert ihn«, schnappte Kepler.
»Vielleicht nicht«, sagte Willi leise.
Alle Köpfe drehten sich zu ihm um. »Mein kleiner Jude war im Lauf der Jahre erstaunlich hartnäckig«, sagte Willi. »Stellen Sie sich meine Überraschung vor, als ich ihn vor sieben Monaten in Charleston entdeckte.«
Barents Lächeln war verschwunden. »Wilhelm, wollen Sie damit sagen, daß dieser ... Mann ... aus freien Stücken hierhergekommen ist?«
»Ja «, strahlte Willi. »Mein Bauer aus alten Zeiten verfolgt mich immer noch.«
Kepler tobte. »Also geben Sie zu, Sie sind der Grund, daß er hier ist, obwohl er aus freien Stücken gekommen ist, um Sie zu suchen.«
»Ganz im Gegenteil«, sagte Willi liebenswürdig. »Es war Ihr Geniestreich, die Familie des Juden in Virginia ermorden zu lassen.«
Barent klopfte sich mit einem gekrümmten Finger auf die Unterlippe. »Angenommen, er wußte, wer dafür verantwortlich war, wie konnte er etwas über den Island Club herausfinden?« Noch bevor er die Frage zu Ende formuliert hatte, drehte sich Barent zu Harod um.
»Woher hätte ich denn wissen sollen, daß er auf eigene Faust handelte?« fragte Harod flehentlich. »Sie haben mich mit Scheißdrogen vollgepumpt.«
Jimmy Wayne Sutter stand auf und näherte sich einem Monitor, wo Restlichtverstärker eine blasse nackte Gestalt zeigten, die sich durch Ranken und umgestürzte Grabsteine kämpfte. »Wer arbeitet dann momentan mit ihm zusammen?« fragte Sutter so leise, daß es schien, als würde er Selbstgespräche führen.
»Die Negerin «, sagte Willi. »Das schwarze Mädchen. Die mit dem Sheriff in Germantown.« Er lachte und warf dabei den Kopf zurück, so daß die Füllungen in vom Alter abgenutzten Zähnen zu sehen waren. »Die Untermenschen erheben sich, genau wie der Führer befürchtet hatte.«
Sutter wandte sich von dem Bildschirm ab, als Barents Jamaikaner gerade darauf erschien und sich sicher und zielstrebig durch den überwucherten Friedhof bewegte, den Laski einen Augenblick vorher stolpernd durchquert hatte. »Und wo steckt dieses Mädchen dann?« fragte Sutter.
Willi zuckte die Achseln. »Das ist doch unwichtig. Befinden sich irgendwelche schwarzen Flittchen in Ihren Surrogatpferchen?«
»Nein«, sagte Barent.
»Dann versteckt sie sich anderswo«, sagte Willi. »Und träumt möglicherweise von Rache für das Blutbad, bei dem ihr Vater ums Leben gekommen ist.«
»Wir haben ihren Vater nicht getötet«, sagte Barent, der offenbar verbissen nachdachte. »Das waren Melanie Fuller oder Nina Drayton.«
»Genau«, lachte Willi. »Wieder eine kleine Ironie. Aber der Jude ist hier, und es steht mit ziemlicher Sicherheit fest, daß die Negerin ihm geholfen hat, hierherzukommen.«
Sie sahen alle zu den Monitoren, aber das einzige Surrogat, das zu sehen war, war Sutters Mann Amos, der wie ein abgemagerter Sumo-Ringer aussah, wie er sich seinen Weg durch das hohe Gras südlich der Dubose-Plantage bahnte. Sutter hatte die Augen geschlossen und konzentrierte sich darauf, den Mann zu kontrollieren.
»Wir müssen Laski verhören«, sagte Kepler, »und herausfinden, wo sich das Mädchen aufhält.«
»Nein«, sagte Willi, der Barent durchdringend ansah. »Wir müssen den Juden so schnell wie möglich töten. Auch wenn er verrückt ist, könnte er eine Methode gefunden haben, gegen uns vorzugehen.«
Barent breitete die Arme aus und lächelte wieder. »Besorgt, William?«
Willi zuckte erneut die Achseln. »Es wäre nur logisch. Wenn wir alle zusammenarbeiten, den Juden zu töten, eliminieren wir damit jede Möglichkeit, daß er von einem von uns hergebracht wurde, um sich einen Vorteil zu sichern. Das Mädchen wird nicht schwer zu finden sein, ja? Ich vermute, daß sie sich wieder in Charleston aufhält.«
»Vermutungen reichen nicht«, schnauzte Kepler ihn an. »Ich sage, wir verhören ihn.«
»James?« sagte Barent.
Sutter schlug die Augen auf. »Wir töten ihn und machen mit dem Spiel weiter«, sagte er und machte die Augen wieder zu.
»Tony?«
Harod sah überrascht auf. »Sie meinen, ich habe auch eine
Weitere Kostenlose Bücher