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Kraft des Bösen

Kraft des Bösen

Titel: Kraft des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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erheben sollen!

Und der fünfte Engel posaunte; und ich sah einen Stern, gefallen vom Himmel auf die Erde; und ihm ward der Schlüssel zum Brunnen des Abgrunds gegeben .<« Sutter verstummte, trank den Rest Bourbon und blieb schweigend sitzen.
    Barent fragte: »Was soll das heißen, James?«
    Sutter schien aus seiner Trance zu erwachen. Er wischte sich das Gesicht mit einem lavendelfarbenen Seidentaschentuch aus der Brusttasche seines weißen Anzugs ab. »Es bedeutet, daß es kein Patt geben kann«, sagte er heiser flüsternd. »Der Antichrist ist da. Seine Stunde ist endlich gekommen. Uns bleibt nichts anderes zu tun, als auszuführen, was geschrieben steht, und zuzusehen, wie die Prüfungen über uns kommen. Wir haben keine andere Wahl.«
    Barent verschränkte die Arme und lächelte. »Und wer von uns ist Ihr Antichrist, James?«
    Sutter sah mit wildem Blick von Willi zu Barent. »Gott steh mir bei«, sagte er, »ich weiß es nicht. Ich habe meine Seele der Aufgabe geweiht, Ihm zu dienen, und ich weiß es nicht.«
    Tony schob den Sessel vom Tisch zurück. »Das ist mir alles nicht geheuer«, sagte er. »Ich gehe.«
    »Bleiben Sie, wo Sie sind«, schnappte Kepler. »Niemand verläßt dieses Zimmer, bis die Sache geklärt ist.«
    Willi lehnte sich zurück und verschränkte die Finger auf dem Bauch. »Ich habe einen Vorschlag«, murmelte er.
    »Heraus damit«, sagte Barent.
    »Ich schlage vor, daß wir unser Schachspiel beenden, Herr Barent«, sagte er.
    Kepler blieb stehen und sah zuerst Willi und dann Barent an. »Schachspiel«, sagte er. »Was für ein Schachspiel?«
    »Ja«, sagte Tony Harod, »was für ein Schachspiel?« Er strich sich mit der Hand über die geschlossenen Augen und sah sein eigenes Antlitz in Elfenbein geschnitzt.
    Barent lächelte. »Mr. Borden und ich spielen schon seit einigen Monaten Schach per Post«, sagte er. »Eine harmlose Zerstreuung.«
    Kepler ließ sich gegen das Fenster sinken. »O allmächtiger Gott«, sagte er.
    »Amen«, sagte Sutter, dessen Augen wieder in weite Ferne sahen.
    »Monate«, wiederholte Harod. »Monate. Sie meinen, diese ganze Scheiße ist passiert ... Trask, Haines, Colben ... und Sie beide haben die ganze Zeit Schach gespielt?«
    Jimmy Wayne Sutter stieß ein Geräusch irgendwo zwischen einem Lachen und einem Rülpsen aus. »>So jemand das Tier anbetet und sein Bild und nimmt das Malzeichen an seine Stirn oder an seine Hand, der soll von dem Wein des Zornes Gottes trinken<«, murmelte er. »>Und wird gequält werden mit Feuer und Schwefel vor den heiligen Engeln und vor dem Lamm. Und der Rauch ihrer Qual wird aufsteigen von Ewigkeit zu Ewigkeit.«« Sutter gab das Geräusch erneut von sich. »>Und es macht, daß sie allesamt, die Kleinen und Großen, die Reichen und Armen, die Freien und Knechte, sich ein Malzeichen geben an ihre rechte Hand oder an ihre Stirn ... und seine Zahl ist sechshundertsechsundsechzig.<«
    »Ruhe«, sagte Willi liebenswürdig. »Herr Barent, sind Sie einverstanden? Das Spiel ist fast fertig, wir müssen es nur noch zu Ende spielen. Wenn ich gewinne, geben wir dem ... Wettstreit ... einen größeren Maßstab. Wenn Sie gewinnen, werde ich mich mit der momentanen Regelung zufriedengeben.«
    »Wir befanden uns im fünfunddreißigsten Zug«, sagte Birent. »Ihre Position war nicht ... äh ... beneidenswert.«
    »Ja «, grinste Willi, »aber ich werde weiterspielen. Ich verlange kein neues Spiel.«
    »Und wenn das Spiel mit einem Remis endet?« fragte Birent.
    Willi zuckte die Achseln. »Sie gewinnen, wenn es ein Remis ist«, sagte er. »Ich siege nur, wenn es ein eindeutiger Sieg ist.«
    Barent sah in den Blitzehagel hinaus.
    »Hören Sie nicht auf diesen Quatsch«, schrie Kepler. »Er ist vollkommen verrückt.«
    »Halten Sie den Mund, Joseph«, sagte Barent. Er drehte sich zu Willi um. »Na gut. Wir beenden das Spiel. Spielen wir mit den zur Verfügung stehenden Figuren?«
    »Das ist mehr als akzeptabel«, sagte Willi mit einem breiten Grinsen, bei dem ebenmäßige Zähne zu sehen waren. »Sollen wir uns ins Erdgeschoß begeben?«
    »Ja«, sagte Barent. »Einen Augenblick, bitte.« Er nahm den Kopfhörer und lauschte einen Moment. »Hier Barent«, sagte er schließlich in das Mikrofon. »Lassen Sie ein Team an Land gehen, und terminieren Sie den Juden unverzüglich. Ist das klar? Gut.« Er legte das Set wieder auf den Tisch. »Alles bereit.«
    Harod folgte ihnen zum Fahrstuhl. Sutter, der vor ihm ging, stolperte plötzlich und ergriff Harods

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