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Kraft des Bösen

Kraft des Bösen

Titel: Kraft des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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»Wie ich dem Funkverkehr entnehmen kann, haben sie den armen Teufel am Nordende in die Enge getrieben und brennen den Dschungel nieder, um...«
    »Sofort «, schnappte Sutter.
    Harod sah den Prediger an. Die anderen vier waren fast eine ganze Stunde lang im Spielzimmer gewesen, hatten sich unterhalten, und Sutters Gesichtsausdruck nach zu urteilen, war etwas durch und durch faul. »Schon gut«, sagte Harod, »ich komme.« Er sah über die Schulter, als er den Raum verließ, und erblickte gerade noch einen nackten Mann, der vor beiden Kameras dreist am Strand entlanglief.
    Die Atmosphäre im Spielzimmer vermittelte soviel Nervosität wie das Gemetzel auf den Fernsehmonitoren. Willi saß Barent unmittelbar gegenüber, Sutter ging zu dem alten Deutschen und stellte sich neben ihn. Barent hatte die Arme verschränkt und sah ausgesprochen unzufrieden aus. Joseph Kepler ging vor dem langen Fenster auf und ab. Die Vorhänge waren zurückgezogen, Regen strömte über das Glas, und wenn Blitze zuckten, konnte Harod flüchtig die Live Oak Lane erkennen. Das Donnern war selbst durch die Scheiben und dicken Wände zu hören. Harod sah auf die Uhr; es war 0 Uhr 45. Er fragte sich erschöpft, ob Maria Chen immer noch in Gewahrsam war oder ob man die Attachés inzwischen wieder freigelassen hatte. Er wünschte sich am allersehnlichsten, er hätte Beverly Hills nie verlassen.
    »Wir haben ein Problem, Tony«, sagte C. Arnold Barent. »Setzen Sie sich.«
    Harod setzte sich. Er rechnete damit, daß Barent oder, was wahrscheinlicher schien, Kepler ihm sagen würde, daß seine Mitgliedschaft beendet war und er terminiert werden würde. Er wußte, bei einem Kräftemessen der >Gaben< hätte er keine Chance gegen Barent oder Kepler oder Sutter. Er rechnete nicht damit, daß Willi einen Finger krumm machen würde, um ihm zu helfen. Möglicherweise, überlegte Harod mit der plötzlichen Einsicht, die zum Tode Verurteilten eigen ist, möglicherweise hatte Willi ihm ja den Juden angehängt, damit er diskreditiert und entfernt werden würde. Warum? fragte sich Harod. Inwiefern war ich eine Bedrohung für Willi? Welchen Vorteil hat er, wenn ich nicht mehr dz bin? Abgesehen von Maria Chen gab es auf der ganzen Insel keine Frau, die er benützen konnte. Die rund dreißig Wachen, die Barent südlich der Sicherheitszone duldete, waren ausnahmslos hochbezahlte >Neutrale<, die treu in den Diensten des Milliardärs standen. Barent würde seine >Gabe< nicht einsetzen, sondern lediglich einen Knopf drücken müssen, wenn er Tony Harod eliminieren wollte. »Ja«, sagte Harod resigniert, »was für eines?«
    »Ihr alter Freund Herr Borden hat heute abend mit einer Überraschung aufgewartet«, sagte Barent kühl.
    Harod blinzelte und sah Willi an. Er dachte, daß die >Überraschung< auf seine Kosten gehen würde, war aber nicht sicher, was Willi vorhatte.
    »Wir haben lediglich eine Änderung der Statuten des Island Club vorgeschlagen«, sagte Willi. »C. Arnold und Mr. Kepler stimmen nicht mit unserem Vorschlag überein.«
    »Es ist Wahnsinn«, schnappte Kepler von seinem Platz am Fenster.
    »Ruhe!« befahl Willi. Kepler verstummte.
    »Wir?« fragte Harod dümmlich. »Wer ist >wir    »Reverend Sutter und ich selbst«, sagte Willi.
    »Wie sich herausstellte, ist mein alter Freund James schon seit vielen Jahren mit Herrn Borden befreundet«, sagte Barent. »Eine interessante Wendung der Ereignisse.«
    Harod schüttelte den Kopf. »Haben Sie eine Ahnung, was sich an der Nordspitze Ihrer Scheißinsel abspielt?«
    »Ja«, sagte Barent. Er nahm einen kleinen fleischfarbenen Kopfhörer aus dem Ohr, nicht einmal so groß wie ein Hörgerät, und deutete auf das Mikrofon, das mit feinen Drähten damit verbunden war. »Das weiß ich. Aber verglichen mit der Diskussion ist es vollkommen unwichtig. So absurd es scheinen mag, es sieht so aus, als hätten Sie in Ihrer ersten Woche im leitenden Komitee die entscheidende Stimme.«
    »Ich habe nicht einmal die geringste Ahnung, wovon Sie sprechen«, sagte Harod.
    Willi sagte: »Wir sprechen über einen Antrag, die Jagdgründe des Island Club auf einen ... äh ... angemesseneren Maßstab auszuweiten, Tony.«
    »Die Welt«, sagte Sutter. Das Gesicht des Predigers war gerötet und verschwitzt.
    »Die Welt?«
    Barent ließ ein sardonisches Lächeln erkennen. »Sie möchten Surrogatnationen statt Surrogatspielern benützen«, sagte er.
    »Nationen?« wiederholte Harod. Irgendwo hinter der Live Oak Lane schlug ein Blitz ein

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