Kraft des Bösen
n de r Dame , und ic h konnt e sehen , da ß si e di e Fingernäge l fas t bi s übe r di e F i n gerkuppe n abgebisse n hatte . Da s erinnert e mic h a n meine Schwester Stefa; ich stellte erstaunt fest, daß Tränen mein S e h vermöge n trübten . E s wa r da s erst e Mal , da ß ic h u m S t ef a g e wein t hatte.
Der alte Mann machte seinen nächsten Zug unter dem J o h le n de r betrunkene n Menge . Sei n Königsbaue r bewegt e sich rasc h un d nah m unsere n Damenbauern . Unse r Baue r wa r ein bärtige r Pole , offensichtlic h ei n orthodoxe r Jude . Da s Gewehr feuert e zweima l rasc h hintereinander . De r Baue r de s schwarzen König s wa r blutbespritzt , al s e r de n Plat z unsere s Damenb a u er n au f de m Spielfel d einnahm.
Jetz t befan d sic h nieman d meh r vo r mir . Ic h sa h übe r nur dre i frei e Felde r in s Gesich t de s schwarze n Springers . Di e F a ckel n warfe n lang e Schatten . Di e SS - Männe r brüllte n Rats c h läg e vo m Spielfeldrand . Ic h wagt e nicht , mic h nac h de m St a n dartenführe r umzudrehen , beobachtet e aber , wi e sic h de r alte Man n au f seine m Thro n regte . Ih m schie n kla r z u werden , daß e r di e Kont r olle über die Spielfeldmitte verlor. Er drehte den Kopf, worauf der Bauer des Springers auf der Königsseite ein Fel d vorrückte . De r Standartenführe r rückt e unsere n verblie b e ne n Läufe r au f da s nächst e Feld , versperrt e de m gegnerischen Bauer n de n We g un d bed rohte den Läufer des alten Mannes. De r Mo b johlte.
Nachdem die Eröffnung vorbei war, entwickelten die beiden Kontrahenten ihr Mittelspiel. Jede Seite rochierte. Beide bra c h te n ihr e Türm e in s Spiel . De r Standartenführe r versetzt e die Dame , s o da ß si e vo r mi r stand . Ic h betrachtet e ihr e Schulte r blätter , di e sic h deutlic h unte r de m Gewan d abzeichneten , und di e Strähne n verfilzte n Haars , di e ih r au f de n Rücke n reichten. Ic h ballt e di e Händ e z u Fäuste n un d entspannt e si e wieder . Ich hatte mich keinen Schritt be w egt , sei t da s Spie l begonne n h a t te . Schrecklich e Kopfschmerze n ließe n Pünktche n vo r meinen Auge n tanzen , un d ic h hatt e Angst , ic h würd e ohnmächtig werden . Wa s würd e dan n passieren ? Würd e de r Standartenfü h re r zulassen , da ß ic h zusammenbrach , ode r würd e e r m einen bewußtlosen Körper aufrecht an Ort und Stelle halten? Ich rang nac h Luf t un d konzentriert e mic h darauf , da s Flacker n de r F a ckel n au f eine m Gobeli n a n de r gegenüberliegende n Wan d zu betrachten.
Bei m vierzehnte n Zu g vo n Schwar z schickt e de r alt e Mann s eine n Läufe r z u unsere m Springer , de m Landarbeiter , de r in de r Mitt e de s Spielfeld s stand . Diese s Ma l wurd e nich t g e schossen. Der schwere Oberscharführer der SS kam auf das Spielbret t un d reicht e de m schwarze n Läufe r seine n Parad e dolch . E s wurd e stil l i n d e m Raum . Fackellich t tanzt e au f dem scharf geschliffenen Stahl. Der vierschrötige Springer wand sic h un d zappelte . Ic h konnt e sehen , wi e sic h sein e Oberar m muskel n spannten , al s e r de n vergebliche n Versuc h unternahm, sic h vo n de r Kontroll e durc h de n Standa r tenführe r z u befreien. E s gelan g ih m nicht . De r Läufe r schlitzt e ih m mi t eine r einz i ge n Bewegun g de r Kling e di e Kehl e auf . De r SS Oberscharführe r nah m sei n Messe r zurüc k un d bedeutet e zwei Männern , de n Leichna m wegzuschaffen . Da s Spie l gin g weiter.
Eine r u nsere r Türm e nah m ihre n eingedrungene n Läufer. Wieder wurde das Messer benützt. Ich stand hinter der jungen Dam e un d knif f di e Auge n zu . Einig e Züg e späte r schlu g ich si e wiede r auf , al s de r Standartenführe r mein e Dam e ei n Feld vorrücke n ließ . Ic h wollt e w einen , schluchzen , al s si e mich verließ . De r alt e Man n schickt e sein e eigen e Dame , ei n junges holländische s Mädchen , di e Diagonal e hina b zu m fünfte n Feld i n de r Reih e seine s Turms . Di e gegnerisch e Dam e wa r nu r ein leere s Fel d i n de r Diagonale n vo n mi r ent f ernt. Nichts stand zwische n uns . Ic h spürte , wi e mein e Eingeweid e vo r Angst versagten.
Jetzt begann der Standartenführer mit seinem Angriff. Z u ers t rückt e e r mi t de m Springerbauer n au f de r linke n Seit e vor. De r alt e Man n bewegt e seine n Turmbauern , eine n M a n n mit rote m Gesicht , de n ic h vo m Walddiens t kannte , unsere m B a u er n entgegen
Weitere Kostenlose Bücher