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Kraft des Bösen

Kraft des Bösen

Titel: Kraft des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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. De r Standartenführe r stellt e sic h diese m Zu g mit de m Bauer n unsere s Turm s entgegen . Ic h konnt e kau m etwas sehen. Die meisten Gefangenen waren größer als ich, ich ko n n t e Rücke n u n d Schulter n un d schwitzend e kahl e Köpf e erk e n ne n Männer in Todesangst, keine Schachfiguren. Ich v e r su c h te , mi r da s Schachbret t i n Gedanke n vorzustellen . Ich w u ß te , da ß nu r noc h de r Köni g un d ei n einzelne r Tur m i n der Reih e hinte r mi r standen . Di e einzig e Figu r i n meine r Reihe wa r ei n andere r Baue r vo r de m König . Vo r mir , links , befand sic h ein e Grupp e mi t Dame , Bauer , Tur m un d Läufer . Weiter links stand unser überlebender Springer, allein. Links davon stande n sic h di e beide n Turmbauer n gegenüber . Di e sch w arze Dam e bedroht e mic h weiterhi n vo n rechts.
    Unse r König , ei n hagere r Jud e Mitt e Sechzig , macht e einen diagonale n Schrit t nac h rechts . De r alt e Man n zo g sein e Türme au f de r Reih e de s König s zusammen . Jetz t wa r ic h allein . Ich konnt e geradeau s übe r vie r F e lder sehen, wo mich der lita u i sch e Jud e betrachtete . Ein e animalisch e Pani k lodert e i n seinen Augen.
    Plötzlic h bewegt e ic h mic h vorwärt s un d schlurft e mi t den Füße n übe r de n Marmorboden . D a wa r di e schreckliche , un b e streitbar e Präsen z i n meine m Kopf , di e m ic h bewegte , mich festhielt, mir den Mund verschloß, damit der Schrei nicht hi n auskonnte , de r vo m Ansat z de r Wirbelsäul e i n mi r emporstieg. Ic h blie b stehen , w o zuvo r unser e Dam e gestande n hatte , und ander e weiß e Bauer n stande n recht s un d link s vo n mir . De r alte Mann bewegte seinen schwarzen Springer, der mich über ein freie s weiße s Fel d hinwe g ansah . De r Mo b kreischt e jetz t noch lauter . Ic h hört e Ruf e ›Meister ! Meister! ‹ i n eine n Gesan g ü bergehen.
    Ic h gin g wiede r nac h vor n diese s Ma l nu r ei n Feld . Jetzt wa r ic h di e einzig e weiß e Spielfigu r jenseit s de r Spielbrettmi t te . Irgendw o recht s hinte r mi r befan d sic h di e schwarz e Dame. Ic h spürt e ihr e Präsen z s o deutlic h wi e di e de s unsichtbaren Schütze n au f de m Balkon . Eine n halbe n Mete r vo r mi r sa h ich da s versc h witzt e Gesich t un d di e gequälte n Auge n de s schwa r ze n Springers . Hinte r ih m wartet e de r litauisch e Jude.
    Der schwarze Turm zog links an mir vorbei. Als er das Feld de s weiße n Bauer n betrat , finge n di e beide n Männe r a n z u r i n gen . Zuers t dacht e ich , da s würd e bedeuten, daß der Standa r tenführe r ode r de r alt e Man n di e Kontroll e verloren , abe r dann wurde mir klar, es gehörte zum Spiel. Die deutschen Soldaten schrie n ihr e Blutgie r hinaus . De r schwarz e Tur m wa r stärker, ode r e r wurd e nich t zurückgehalten , un d de r w eiß e Baue r ging unte r seine m Grif f i n di e Knie . De r Tur m legt e de m Bauern beid e Händ e u m de n Hal s un d drückt e noc h fester . Nac h einem langen , trockenen , rasselnde n Geräusc h brac h de r Baue r z u sammen.
    Si e hatte n de n Leichna m de s Bauer n kau m fortgeschafft , a l s de r Standartenführe r unsere n überlebende n Springe r au f das Quadra t zo g un d de r Kamp f weiterging . Diese s Ma l wurd e der schwarz e Tur m weggeschleift , desse n bloß e Füß e au f de n Fl i e se n schabten , währen d di e Auge n blicklo s starrten.
    De r schwarz e Springe r schl urft e a n mi r vorbei , un d wieder ka m e s z u eine m Kampf . Di e beide n Männe r stolperte n aufe i n ande r los , krallte n mi t de n Finger n nac h de n Auge n de s an d e ren , wackelte n mi t de n Knien , bi s de r weiß e Springe r vo n dem Quadra t au f da s frei e Quadra t hinte r mi r gedr ä ng t wurde . Das Geweh r mußt e vo m Balko n direk t vo r mi r abgefeuer t worden sein. Ich spürte den Luftzug, als die Kugel an meinem Ohr vorbeisauste , un d hört e de n Einschlag . De r sterbend e Springer stolpert e i m Falle n gege n mich . Eine n Momen t griffe n seine Fing e r schwac h nac h meine n Knöcheln , al s sucht e e r Hilfe.
    Ic h dreht e mic h nich t um.
    Mein e Dam e stan d wiede r hinte r mir . De r schwarz e Bauer recht s vo n mi r bewegt e sic h vorwärt s un d bedroht e sie . Ich hätt e ih n a m Hal s gepackt , wen n ic h di e Erlaubni s daz u gehabt h ätte . S o ta t ic h e s nicht . Di e Dam e wic h dre i Felde r zurück. De r alt e Man n rückt e seine n Damenbauer n ei n Fel d vor .

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