Kraft des Bösen
Unser andere r Läuferbaue r wurd e vo m Standartenführe r vorgerückt.
›Meister! Meister!‹ frohlockte der Mob. Der alte Mann zog sein e Dam e zwe i F e lde r zurück.
Jetz t wurd e ic h wiede r bewegt . Ic h stan d de m litauischen Jude n vo n Angesich t z u Angesich t gegenüber . Diese r stand star r un d vo r Angs t gelähm t da . Wußt e er , da ß ic h ih m nichts anhabe n konnte , solang e wi r au f derselbe n Reih e standen? Wahrscheinl ich nicht, mir aber war allzu deutlich bewußt, daß mic h di e schwarz e Dam e jede n Augenblic k ausschalte n konnte. Lediglich die unsichtbare Präsenz meiner eigenen Dame fünf Felde r hinte r mi r bo t eine n gewisse n Schutz . Wa s aber , wenn der Alte bereit war, die D ame n z u tauschen ? Stat t desse n zo g er de n Tur m au f da s ursprünglich e Fel d de s König s zurück.
Link s vo n mi r ka m e s z u eine m Tumult , al s de r Baue r des anderen Läufers einen schwarzen Bauern schlug und sein e r seit s vo m verbliebene n schwarze n Läufe r geschlage n wurde. Eine n Augenblic k stan d ic h allei n i m gegnerische n Territor i um . Dan n rückt e de r Standartenführe r di e weiß e Dam e au f das Fel d hinte r mir . Wa s imme r al s nächste s geschehe n würde , ich wär e nich t allein . Ic h hiel t de n Ate m a n un d wartete.
Nicht s geschah . Besse r gesagt , de r alt e Man n stie g vo n s e i ne m Thro n herunter , macht e ein e Gest e un d gin g weg . E r hatte aufgegeben. Der betrunkene Mob von Soldaten der Einsa t z gruppe n johlt e beifällig . Ei n Kontingen t Soldate n mi t Tot e n kopfabzeiche n lie f zu m Standartenführ e r un d tru g ih n au f den Schulter n durc h de n Saal . Ic h blie b stehe n un d sa h de n Litauer an . Wi r blinzelte n beid e albern . Da s Spie l wa r vorbei , un d ich wußte , ic h wa r irgendwi e vo n entscheidende r Bedeutun g für de n Sie g de s Standartenführer s gewesen , wa r abe r s o ben o m men , da ß ic h nich t verstand , wie . Ic h konnt e lediglic h erschö p f te Juden sehen, die verwirrt und erleichtert dastanden, während de r Saa l unte r Jubelrufe n un d Gesan g erbebte . Sech s unserer Männe r i n Wei ß ware n gestorben . Sech s de r schwarze n Fig u re n f ehlten . Wi r andere n konnte n un s bewegen , un s zueinander gesellen . Ic h dreht e mic h u m un d umarmt e di e Fra u hinte r mir. Dies e weinte . ›Shalom‹ , sagt e ic h un d küßt e ihr e Hände . ›S h a lom. ‹ De r litauisch e Jud e wa r au f seine m Quadra t au f di e Knie zusammengebroch e n . Ic h hal f ih m auf.
Eine Schwadron Mannschaftsdienstgrade mit Maschinenp i s tole n führt e un s durc h de n Mo b i n ei n leere s Foyer . Dor t ließen si e un s di e Gewände r ausziehe n un d au f eine n Haufe n werfen. Dan n führte n si e un s i n di e Nach t hinaus , u m un s z u ersc h i e ßen.
Ma n befah l uns , unser e eigene n Gräbe r z u schaufeln . Ei n h a l bes Dutzend Schaufeln lagen auf einer Lichtung vierzig Meter hinte r de m Anwesen , dami t hobe n wi r eine n breiten , flachen Graben aus, während die Soldaten Fackeln hielten oder im Dunkel n Zig a rette n rauchten . Schne e la g au f de m Boden . Die Erd e wa r gefrore n un d har t wi e Stein . Wi r konnte n nich t tiefer al s eine n halbe n Mete r graben . Zwische n de n dumpfe n Sch l ä ge n de r Schaufel n konnt e ic h neuerliche s Gelächte r au s dem Schlo ß hören . Lichte r leuchte t e n hinte r hohe n Fenster n und warfen gelbe Rechtecke auf schiefergedeckte Giebel. Nur die Anstrengun g un d unser e Angs t bewahrte n un s davo r z u erfr i e ren . Mein e bloße n Füß e ware n schrecklic h blauwei ß angel a u fen , ic h konnt e di e Zehe n nich t meh r spüren . Wi r ware n fast ferti g mi t Graben , un d ic h wußte , ic h mußt e mic h entscheiden, wa s ic h tu n sollte . E s wa r ziemlic h dunkel , dahe r überlegt e ich mir , a m beste n wär e es , einfac h i n de n Wal d z u laufen . E s wäre besse r gewesen , wen n wi r all e zu r selbe n Zei t geflohe n wär e n, aber mehrere der älteren Juden froren offensichtlich zu sehr un d ware n z u erschöpft , sic h z u bewegen , un d un s wa r nicht gestattet , da ß wi r miteinande r redeten . Di e beide n Fraue n st a n de n einig e Mete r vo n de m Grabe n entfern t un d versuchte n v e r gebens , ihr e Nackthei t z u verbergen , währen d di e Wache n g r ob e Scherz e machte n un d Fackel n übe r si e hielten.
Ic h konnt e mic h nich t entscheiden , o b ic h einfac h weglaufen ode r
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