Krafttraining
seine Leistung im Bankdrücken von 50 auf 150 kg verbessert und auch Augenmerk auf die Kräftigung der anderen Muskelgruppen legt, dann hat er eine sehr gute Grundlage für bessere Kugelstoßleistungen. Das ist nichtunbedingt zutreffend für die Leistungsentwicklung im Bankdrücken von 200 auf 300 kg. Ungeachtet der Anstrengungen, eine derartige, deutliche Verbesserung zu erreichen, kann die Kugelstoßleistung stagnieren. Der Grund dafür ist in der Kurzzeitigkeit der Hauptbeschleunigungsphase zu suchen. Der Sportler hat einfach nicht genug Zeit, um die maximale Kraft F mm zu entwickeln. Unter diesen Bedingungen ist der zweite Faktor, die Explosivkraft, nicht die Maximalkraft F mm des Sportlers, der kritische Faktor. Entsprechend der Definition verstehen wir unter Explosivkraft die Eigenschaft, maximale Kraft in minimaler Zeit zu entwickeln.
Abb. 2.8: Kraft-Zeit-Kurve für einen explosiven, isometrischen Krafteinsatz
WARUM IST DAS SCHNIPPEN EINES FINGERS SCHNELLER UND KRÄFTIGER ALS DAS UNGEHINDERTE STRECKEN EINES FINGERS?
Erinnern Sie sich an Ihre Grundschulzeit: Platzieren Sie die Spitze Ihres Zeigefingers gegen die Spitze Ihres Daumens, wie in der Abbildung gezeigt, und bauen Sie eine maximale Streckkraft auf. Halten Sie den Finger kurze Zeit unter Spannung und lassen Sie ihn dann frei. Schnippen Sie gegen die Handfläche Ihrer anderen Hand. Beim zweiten Versuch strecken Sie einfach den Zeigefinger. Sie werden feststellen, dass das Schnippen des Fingers wesentlich schneller und kräftiger erfolgt. Warum ist das so?
Die Erklärung ist wie folgt: Die Zeit der Fingerstreckung beträgt etwa 0,1 s. Diese Zeit ist zu kurz, um eine maximale Kraft zu entfalten. Im Gegensatz dazu ist die während der ersten Phase des Schnippmanövers zur Verfügung stehende Zeit nicht begrenzt und es wird eine maximale Spannung erzeugt. Dann wird der Zeigefinger freigesetzt und die akkumulierte Spannung entfaltet sich während der Bewegung. Dieses Experiment erinnert zwar an einen Kinderspaß, aber eine ähnliche Technik wird von Wissenschaftlern eingesetzt, um die Effekte der Kraftanstiegsrate auf die Kraftmanifestation zu unterbinden. Diese Technik wird die Quick-Release-Technik genannt ( siehe Hier ).
Zwei Sportler A und B mit unterschiedlichen Kraft-Zeit-Charakteristika ( s. Abb. 2.9 ) sollen miteinander verglichen werden. Wenn die Bewegungsdauer kurz ist (z. B. im Zeitdefizitbereich), dann ist A stärker als B. Die Verhältnisse liegen genau umgekehrt, wenn die Bewegungsdauer lang genug ist, um die maximale Muskelkraft zu entwickeln. Ein Training der Maximalkraft kann Sportler B nicht helfen, seine Leistung zu verbessern, solange die Bewegung im Zeitdefizitbereich abläuft.
Abb. 2.9: Die Kraft-Zeit-Verläufe von zwei Sportlern A und B. Innerhalb des Zeitdefizitbereichs ist A stärker als B.
Wenn sich die sportliche Leistungsfähigkeit entwickelt, verkürzt sich die Bewegungsdauer. Je höher die sportliche Leistungsfähigkeit eines Sportlers, desto größere Bedeutung erlangt die Kraftentwicklung beim Erreichen der Topleistung.
Es werden verschiedene Kennziffern verwendet, um die Explosivkraft und den Kraftanstieg zu beurteilen ( s. Abb. 2.7 als Schlüssel zu den verwendeten Symbolen). Solche Kennziffern sind:
a) Explosivkraftkennziffer (IES)
IES = F m /T m
mit F m – Kraftmaximum, T m – Zeitdauer zum Erreichen des Kraftmaximums.
b) Reaktivitätskoeffizient (RC)
mit W – Körpergewicht des Sportlers (oder äußere Last). RC steht in engem korrelativen Zusammenhang mit Sprungleistungen, insbesondere mit der Absprunggeschwindigkeit.
c) Kraftgradient , auch S-Gradient genannt („S“ kommt von „Start“)
S-Gradient = F 0,5 /T 0,5
wobei F 0,5 – Hälfte der Maximalkraft F m , T 0,5 – Zeitdauer, um F 0,5 zu erreichen. Der S-Gradient kennzeichnet die Kraftentwicklung zu Beginn des Muskelkrafteinsatzes.
d) A-Gradient („A“ kommt von engl. „acceleration“ – Beschleunigung)
A-Gradient = F 0,5 /(Tmax - T 0,5 )
Der A-Gradient wird herangezogen, um die Kraftentwicklung im Bereich zwischen F 0 und F m bei explosiven Krafteinsätzen auszudrücken.
F m und der Kraftanstieg, insbesondere der S-Gradient, korrelieren nicht miteinander. Kräftige Personen besitzen nicht notwendigerweise einen steilen Kraftanstieg.
Geschwindigkeit
Die Kraft-Geschwindigkeits-Beziehung ist ein typisches Beispiel für die eingangs bei der Diskussion der maximalen Muskelkraft beschriebenen parametrischen Beziehungen. Die
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