Krafttraining
Bewegungsgeschwindigkeit verringert sich mit Zunahme des äußeren Widerstands (Last). Wenn ein Sportler beispielsweise unterschiedlich schwere Kugeln stößt, nimmt die Stoßweite (und damit die Abfluggeschwindigkeit der Kugel) mit Verringerung der Kugelmasse zu. Das Kraftmaximum F mm wird bei geringeren Geschwindigkeiten erreicht. Umgekehrt wird die maximale Geschwindigkeit V mm möglich, wenn der äußere Widerstand Werte nahe null erreicht ( S. Abb. 2.10 , s. auch Abb. 2.1).
Experimente an einzelnen Muskeln zeigen unter Laborbedingungen die allgemein bekannte Kraft-Geschwindigkeits-Beziehung ( s. Abb. 2.11 ), die mit einer hyperbolischen Gleichung beschrieben werden kann:
(F + a) (V + b) = (F mm + a) b = C
mit
F
Kraft,
V
Geschwindigkeit der Muskelkontraktion,
F mm
maximale isometrische Muskelkraft,
a
Konstante (Dimension: N),
b
Konstante (Dimension: m/s),
C
Konstante (Dimension: W).
DIE BESTIMMUNG DES TRAININGSZIELS: KRAFT ODER KRAFTANSTIEG?
Ein junger Sportler fing an, mit hohen Hantelgewichten Kniebeugen zu trainieren. Zu Beginn bewältigte er ein Hantelgewicht, das seinem Körpergewicht (BW) entsprach. Im vertikalen Strecksprung erreichte er 40 cm. Nach zwei Jahren konnte er eine Last bewältigen, die 2 BW entsprach und seine Leistung im vertikalen Strecksprung betrug 60 cm. Er fuhr fort, in der gleichen Weise zu trainieren und nach weiteren zwei Jahren konnte er Kniebeugen mit dem Dreifachen seines Körpergewichts ausführen. Allerdings entwickelte sich seine Sprungleistung nicht weiter, weil die geringe Absprungdauer (der Kraftanstieg) gegenüber der Maximalkraft immer mehr zum limitierenden Faktor wurde.
Manche Trainer und Sportler begehen die gleichen Fehler. Sie trainieren weiterhin die maximale Muskelkraft, wenn die Verbesserung des Kraftgradienten erforderlich ist.
Abb. 2.10: Beziehung zwischen dem Gerätegewicht und der Wurfweite (Abfluggeschwindigkeit). Die Sportler (n = 24) führen im Stand Schlagwürfe mit Kugeln verschiedener Massen aus. Ordinate: Kugelmasse (kg), Abszisse: Quadratwurzel der Wurfweite (m). Aus: Zatsiorsky, V. M. & E. M. Mateev (1964). Kraft-Geschwindigkeits-Beziehung beim Werfen (mit Bezug zur Übungsauswahl). Theorie und Praxis der Körperkultur, 27 (8), 24-28.
Die Kraft-Geschwindigkeits-Beziehung kann einer hyperbolischen Funktion, wie in Abbildung 2.11 dargestellt, angenähert werden. Die Krümmung des Kraft-Geschwindigkeits-Verlaufs wird von der Beziehung a:F mm bestimmt. Je geringer das Verhältnis, desto größer ist die Krümmung und desto mehr nähert sich die Kraft-Geschwindigkeits-Beziehung einer asymptotischen Hyperbel an. Die Krümmung verringert sich, wenn sich das Verhältnis a:F mm vergrößert. Verschiedene grundlegende sportliche Bewegungen lassen sich bestimmten Teilen der Kraft-Geschwindigkeits-Kurve zuordnen.
Die Kraft-Geschwindigkeits-Beziehung bei menschlichen Bewegungen ist ebenso wie die Drehmoment-Geschwindigkeits-Beziehung nicht identisch mit entsprechenden Beziehungen einzelner Muskeln, da die Kraftäußerung im ersten Fall das Ergebnis des Zusammenwirkens verschiedener Muskeln mit unterschiedlichen Charakteristika ist. Dessen ungeachtet kann die bei natürlichen menschlichen Bewegungen registrierte Kraft-Geschwindigkeits-Kurve als hyperbolisch angenähert werden. Diese Annahme ist nicht völlig korrekt, aber die erreichte Genauigkeit ist für die meisten praktischen Probleme des sportlichen Trainings akzeptabel. Das Verhältnis a:F mm variiert von 0,10-0,60. Sportler in Schnellkraftsportarten haben gewöhnlich ein Verhältnis über 0,30, während Ausdauersportler und Anfänger ein geringeres Verhältnis aufweisen.
Abb. 2.11: Kraft-Geschwindigkeits-Beziehung. Beachte die Konstanten a und b.
Daten aus: Zatsiorsky, V. M. (1969). Motorische Fähigkeiten von Athleten. Dissertation: Moskau, Zentralinstitut für Körperkultur.
Der zweite Faktor, der Einfluss auf die hyperbolische Form der Kraft-Zeit-Kurve bei natürlichen sportlichen Bewegungen hat, ist die Zeit, die für die Kraftentwicklung benötigt wird. Bei schnellen Bewegungen kann die Zeit zu kurz sein, um die maximale Kraft aufzubauen. Dadurch wird der „reale“ Kraft-Zeit-Verlauf verzerrt. Um den Einfluss der verfügbaren Zeit für die Kraftentwicklung auszuschließen, nutzen Experimentatoren die Quick-Release-Technik . Bei dieser Methode entwickeln die Probanden unter isometrischen Bedingungen Kraft, wobei der entsprechende Körperteil mechanisch in seiner Position fixiert ist. Die
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