Kraftvolle Visionen gegen Burnout und Blockaden
von außen auf mich einströmt. Wer im Burnout ist,hat die Beziehung zu seiner eigenen Mitte verloren. Er ist unfähig, sich selbst zu spüren. Er spürt nur die Unruhe, die Zerrissenheit. Aber er spürt sich selbst nicht. Er weiß gar nicht, wer er eigentlich ist. Er kann es nicht aushalten bei sich selbst. Das beunruhigt ihn. Wer bei sich ist, wer sich selbst spürt, der erfährt inneren Frieden, Ruhe, Gelassenheit, Geschütztsein. Im Bild des Verwurzeltwerdens drückt sich ein vierter Aspekt dessen aus, was Rituale in unserem Zusammenhang wichtig macht.
Rituale geben mir Anteil an meinen Wurzeln
Viele Rituale, die wir vollziehen, haben wir nicht selbst erfunden. Wir haben sie von unseren Eltern oder Großeltern übernommen, etwa das Morgengebet und Abendgebet, den sonntäglichen Kirchgang, das Beten des Vaterunsers, oder die Rituale, die wir an Weihnachten feiern. Indem wir Rituale vollziehen, die unsere Vorfahren schon praktiziert haben, haben wir Anteil an ihrer Lebens- und Glaubenskraft. Wir kommen in Berührung mit den Wurzeln, die unsern Lebensbaum tragen. Wenn unser Lebensbaum von den Wurzeln abgeschnitten ist, dann verdorrt er, sobald es eine Krise gibt: Wir können uns gegen die Widerfahrnisse von außen nicht wehren. Wenn unser Baum gute Wurzeln hat, dann wirft ihn nichts so leicht um. Depressionen haben oft auch mit der Erfahrung von Wurzellosigkeit zu tun. Wenn wir keine Wurzeln mehr haben, wenn die Verbindung zu unserem Grund abgerissen ist, haben wir den negativen Stimmungen nichts entgegenzusetzen.
Rituale stiften Beziehung und Identität
In den Ritualen spüre ich meine eigene Identität. Aber Rituale schaffen auch eine Familienidentität und ein Zusammengehörigkeitsgefühl. Die Rituale, die ich daheim in der Familie praktiziere, geben mir das Gefühl der Gemeinschaft. Wir gehören zusammen. Wir drücken in den Ritualen Gefühle aus, die sonst während des Alltags kaum einmal ausgedrückt werden. Und sie führen uns zusammen. Wir haben das Gefühl: Wir sind eine Gemeinschaft. Wir genießen das Miteinander.
Solche Rituale wären auch im Berufsleben wichtig. Es gibt betriebswirtschaftliche Untersuchungen, die zeigen, dass Firmen, die Rituale aufgegeben haben, auch in ihrer Leistung nachlassen. Das scheint paradox zu sein. Rituale kosten Zeit. Wenn ich in meiner Abteilung als Geburtstagsritual habe, dass alle gemeinsam Kaffee trinken, dann kostet das Zeit. Aber diese Zeit zählt betriebswirtschaftlich nicht. Denn das Ritual führt die Menschen zusammen. Es gibt ein Zusammengehörigkeitsgefühl. Und das ist eine wichtige Quelle der Energie für die Arbeit. Dann sehe ich die Mitarbeiter nicht als Konkurrenten. Die Rituale verbinden mich mit ihnen auf einer anderen Ebene, nicht auf der Arbeitsebene. Und gerade das schenkt mir Energie. Gerade das bewahrt mich vor der Isolation, die oft genug zum Burnout führt. Wenn sich die Mitarbeiter durch gemeinsame Rituale zusammengehörig fühlen, dann ist das eine wichtige Quelle von Energie. Antonovski würde diese Quelle die soziale Immunquelle nennen. Rituale stiften Gemeinschaft, sie bewirken in diesemFall eine Firmenidentität. Und wenn ich mich mit der Firma identifiziere, dann arbeite ich lieber für sie. Dann raubt mir die Arbeit nicht meine Energie.
Rituale gegen Burnout setzen
Rituale sind eine gute Möglichkeit, mit heilenden Bildern in Berührung zu kommen. Ich kann die Rituale, die ich übe, mit Bildern verbinden, die ich bewusst gegen den Burnout halte. Ein Beispiel: Ich habe Angst, morgens in die Arbeit zu gehen, weil ich nicht weiß, was heute auf mich zukommt, ob ich sofort mit Konflikten konfrontiert werde, die mich überfordern, oder mit Problemen, für die ich keine Lösung weiß. Diese Angst lähmt mich und sie raubt mir Energie. Ein gutes Ritual, das ich dagegensetzen kann, wäre: Ich stelle mich in meine Meditations- oder Gebetsecke und erhebe meine Hände zum Segen. Dann stelle ich mir vor, dass durch meine Hände Gottes Segen in die Räume strömt, in denen ich arbeite. Und ich lasse den Segen zu den Menschen hinströmen, mit denen ich arbeite oder für die ich arbeite, zu meinen Mitarbeitern, gerade auch zu schwierigen, die mir oft Angst machen, und zu Kunden, auch zu den unangenehmen, denen ich am liebsten ausweichen möchte. Wenn ich den Segen zu diesen Menschen strömen lasse, dann bin ich nicht mehr Opfer von schwierigen Mitarbeitern und Kunden oder von Menschen, die mich verletzt haben. Ich steige aus der Opferrolle aus und
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