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Kramp, Ralf (Hrsg)

Kramp, Ralf (Hrsg)

Titel: Kramp, Ralf (Hrsg) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatort Eifel 4
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für die Autoindustrie. Der HIGIS-Unternehmerpark war ein Gründerzentrum am nördlichsten zipfel der rheinlandpfälzischen Eifel. Seit anderthalb Jahrzehnten lockte das riesige Areal mit seinen günstigen Bedingungen die Existenzgründer von nah und fern an.
    Vor Jahren hatte Opa Dittus an einer Metallstanzmaschine gearbeitet und wohl im routinemäßigen Ablauf zwei Dinge verwechselt: Erst die Hand zurückziehen, dann die Stanze runterschlagen. Da war der Finger so platt, dass man ihn nur noch abnehmen konnte. Aber Opa Dittus spürte ihn immer noch.
    Ein schwarzer Ferrari schoss um die Ecke und schleuderte auf einen Parkplatz direkt vor den beiden. Aus der Beifahrertür stieg ein Mann aus und streckte sich. Trotz des bedeckten Himmels trug er eine dunkle Sonnenbrille. Sein schwarzer Ledermantel reichte bis unter die Knie.
    »Was ist das denn für ein Lackel?« Opa Dittus zog die Augenbrauen zusammen.
    »Kundschaft«, sagte Stefan. »Der neue Mieter der großen Halle hinten.«
    Er warf den Zigarettenstummel in den Standaschenbecher neben der Eingangstür und ging dem Kunden entgegen. Opa Dittus schüttelte den Kopf und setzte seinen Weg zur Kantine fort.
    »Hallo, Herr Stommel«, begrüßte Stefan seinen Gast. »Hatten Sie eine gute Fahrt?«
    »Geht so«, brummte Stommel. »Ist ja doch ’ne elende Gurkerei durch die Eifel.«
    Das hast du vorher gewusst, dachte Stefan. Schon beim ersten Treffen mit Georg Stommel hatte er sich gefragt, was einen Kölner Geschäftsmann wohl veranlasste, in Wiesbaum, mitten in der Eifel, eine Halle anzumieten und dort eine Kfz-Werkstatt zum Aufmotzen von Nobelkarossen aufzumachen. Aber als Geschäftsführer des HIGIS-Gründerzentrums war er froh über jeden neuen Pächter.
    »Kommen Sie erst mal mit in mein Büro«, sagte er und deutete mit der Hand zur Eingangstür. »Ich mache uns einen Kaffee, und dann regeln wir das Geschäftliche.«
    Stommel marschierte los, blieb dann aber abrupt stehen und schnüffelte wie ein Kaninchen. »Wonach, zur Hölle, stinkt es hier?«
    »Die Biogasanlage gegenüber hat offenbar ein Problem«, erklärte Stefan die frische Landluft. »Wird nicht lange dauern. Die Jungs kriegen das immer ziemlich schnell in den Griff.«
    »Immer?« Stommel sah ihn missmutig an. »Das kommt also öfter vor?«
    »Na ja, gelegentlich.« Stefan beeilte sich, die Tür zu öffnen und Stommel aus der Güllezone zu schleusen.
    »Ihr Fahrer kommt nicht mit?«
    »Nein.«
    Stommel folgte ihm in sein Büro im ersten Stock und ließ sich schwer auf einen der Stühle am Tisch fallen. Stefan warf die Senseo an und bereitete zwei Tassen Kaffee, als er seinerseits schnüffelnd die Nase krauste. Was, ist denn ...
    Er wandte sich um und sah gerade noch, wie eine Parfümflasche in der Manteltasche seines Gastes verschwand. In einer wabernden Wolke breitete sich ein schwerer, süßer Duft im Raum aus, der Stefan fast den Atem nahm. Du lieber Himmel, was war das? Rosen? Jasmin? Moschus? Grauenhaft.
    Er trug die Kaffeetassen zum Tisch und stand plötzlich mitten im Epizentrum des Duftangriffs. Kurz erwog er, ein Fenster zu öffnen. Lieber den feinen Güllegestank ertragen als diese Giftgaswolke hier. Doch er ahnte, dass sein Kunde anderer Ansicht sein könnte, atmete vorsichtig durch und setzte sich.
    Die Geschäfte waren schnell erledigt, der Vertrag unterschrieben, der Schlüssel übergeben.
    Stefan begleitete Stommel zu seiner neuen Kfz-Halle. Der Ferrari rollte im Schritttempo hinter ihnen her.
    Mit seinem Generalschlüssel schloss Stefan die Halle auf und trat ein. Stommel starrte ihn verdattert an.
    »Sie haben auch einen Schlüssel?«
    »Natürlich«, sagte Stefan. »Wenn mal irgendwas passiert und Sie nicht da sind, muss ich ja rein können.«
    »Mmh«, brummte Stommel. »Schnüffeln Sie hier bloß nicht rum, klar?«
    Stefan rollte mit den Augen. Bei der Duftmarke würde er ganz sicher nicht schnüffeln.
    Auf dem Rückweg ins Büro beschloss er, einen Abstecher zur Biogasanlage zu machen und nachzusehen, wo das Problem lag. Josef Weber, der Geschäftsführer, stand auf dem vom Regen durchweichten Hof und beendete gerade ein Handytelefonat.
    »Josef, es stinkt. Was ist los?«
    »Wissen wir noch nicht«, antwortete Josef. »Ich hab schon ein paar Techniker angefordert. Dauert nicht mehr lange.«
    Ein Trecker mit Anhänger, vollbeladen mit Mist, ratterte auf den Hof und an ihnen vorbei zur Abladestation. Stefan und Josef trotteten hinter ihm her.
    Der schwere Eisendeckel der großen Walze

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