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Kramp, Ralf (Hrsg)

Kramp, Ralf (Hrsg)

Titel: Kramp, Ralf (Hrsg) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatort Eifel 4
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einem der Sinn danach gestanden hätte. Er hatte sie sofort etwas abseits des Weges stehen sehen. Die Arme hatte sie vor der Brust verschränkt. Offensichtlich hatte sie in ihrem kurzen Kleidchen gefroren, denn sie war von einem Bein auf das andere getreten. Als er mit einem Lächeln auf sie zugetreten war, hatte er sofort gemerkt, dass etwas nicht stimmte. Sie hatte ihn böse angefunkelt, sodass sein Lächeln sofort gefror. Sie sei es nicht gewohnt, dass man sie warten ließe und überhaupt, was er sich bei dieser beschissenen Location gedacht habe. Er hatte versucht, sie zu beruhigen, sie an sich zu ziehen, sie zu küssen. Doch sie hatte ihn einfach von sich weggestoßen. Hatte ihn ausgelacht. Hatte auf einmal Fräulein Rührmichnichtan gespielt. Dieses Flittchen! Er war wütend geworden. Hatte ihr die Hand unter das Kleid geschoben, vielleicht etwas zu forsch. Aber das wollten solche Mädchen doch. Sie hatte es doch darauf angelegt, in ihrem kurzen Kleid, den High Heels und den hochgeschnürten Titten. Dann hatte sie geschrien. So laut, dass er fürchtete, sie würde noch oben im Hotel gehört werden. Was hätte er da anderes tun sollen? Er hatte sie geschüttelt, doch sie wollte nicht aufhören. Er hatte sie geschlagen, doch sie hörte nicht auf. Schrie immer weiter. Da hatte er noch einmal zugeschlagen. Fester jetzt, sodass sie das Gleichgewicht verlor, nach hinten stürzte und mit dem Hinterkopf gegen die Steinmauer schlug. Dann war plötzlich alles ganz still gewesen.
    Studentische Hilfskraft des Strafrechtslehrstuhls von Professor Schill. Was für eine Ironie.
    Kurzentschlossen schnappte er sich seine Jacke und verließ das Büro. Glücklicherweise standen für heute keine Termine an. Seine Frau war wieder irgendwo auf einer Wellnessfarm. Also würde es keine unnötigen Fragen geben. zu Hause entledigte er sich seines Anzugs und schlüpfte in seine alte Gartenjacke. Jetzt war er froh, dass er sie nicht schon vor Monaten entsorgt hatte. Festes Schuhwerk, eine Taschenlampe, das war wichtig. Aus dem Gartenschuppen holte er noch einen Spaten und lud diesen schon mal in sein Auto. Den Rest des Tages vertrieb er sich die zeit.
    Es war schon später Abend, als er sich auf den Weg in Richtung Eifel machte. Er kam gut durch. Die Autobahn war um diese Uhrzeit frei, sodass er das Gaspedal des Mercedes bis unten durchdrücken konnte. Nur bei Mayen hatte er einen dieser dämlichen LKW vor sich. Er ignorierte die Verbotsschilder und überholte ihn. In Kaisersesch verließ er die Autobahn und begab sich auf das letzte Teilstück durch die Eifel. Auch hier hatte er wieder freie Fahrt und achtete nicht auf seine Geschwindigkeit. Sein Handy klingelte, und er dachte daran, dass er vergessen hatte, seine Frau anzurufen. Bestimmt war sie dran. Er würde sie morgen früh zurückrufen. Wenn alles erledigt war. Wenn er Gewissheit hatte.
    Gedankenverloren strich er mit seinem rechten Daumen über die Rille. Er musste ihn verloren haben, als er die Leiche unterhalb des Weges vergraben hatte. Den Siegelring mit seinen Initialen. Eine andere Möglichkeit kam eigentlich nicht mehr in Betracht. Er hatte alles wie ein Wahnsinniger abgesucht. Wahrscheinlich war er ihm vom Finger gerutscht, als er mit bloßen Händen das Grab geschaufelt hatte. Seit seiner Krankheit vor zwei Jahren hatte er etwas locker gesessen. Deshalb hatte er ihn eigentlich immer abgenommen, wenn er Angst hatte, ihn zu verlieren. Jetzt saß er auf einem Pulverfass. Bisher hatte er Glück gehabt. Unglaubliches Glück. Aber wie lange würde dieses Glück noch andauern? Die Leiche konnte jederzeit gefunden werden. Es hätte der perfekte Mord sein können. Schill hatte die dumme Kuh wohl eine Stunde vor ihrem verabredeten Treffpunkt zu Hause bei ihren Eltern, ganz in der Nähe der Burg in Alf abgesetzt. Danach war sie wohl zu Fuß zur Burg zurückgekehrt. Wie gesagt, er hatte unglaubliches Schwein gehabt.
    Es war schon nach Mitternacht, als er die erleuchtete Burg in der Ferne erblickte. Diesmal parkte er den Mercedes unterhalb des Berges. Es war stockdunkel, als er den Spaten aus dem Kofferraum nahm und sich an den Aufstieg machte. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals. Ihm wurde ein wenig übel. Einer inneren Landkarte folgend, fand er zielsicher die Stelle. zehn Meter den Abhang hinunter hatte er damals den Körper rollen lassen. Er zögerte, zweifelte, ob dies eine kluge Entscheidung war. Doch er hatte es längst entschieden. Schon heute Nachmittag, als er das Büro

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