Kramp, Ralf (Hrsg)
sind ein echtes Verkehrshindernis, so wie die fahren! zum Glück kann man die aber leicht erkennen. Wissen Sie übrigens, Pröllhuber, wat man in Holland bekommt, wenn man dreimal durch die Fahrprüfung gerasselt ist? – Ein gelbes Kennzeichen! Hahahaha!«
Die meisten Laien verstanden es einfach nicht, die richtigen Schlüsse aus den vorliegenden Informationen zu ziehen. Er, Pröllhuber, Hauptkommissar Pröllhuber, hatte da natürlich ganz andere Fähigkeiten. Als Kriminaler im Dienst des Freistaats Bayern hatte er in den vielen Jahren als Polizist – mittlerweile 32 an der zahl – gelernt, dass es nie verkehrt war, seinen Mitmenschen mit einer gehörigen Portion Misstrauen gegenüberzutreten. zufälle gab es fast nie. Und deshalb hatte er auch schnell erkannt, dass es sich bei einigen der als Touristen getarnten Niederländer nur um hinterfotzige Drogenkuriere handeln konnte, die das chrystal Meth von Holland aus über die Grenze nach Deutschland schmuggelten. Gar kein so ungeschicktes Vorgehen, musste der Pröllhuber zugeben. Denn während es bei ihm zu Hause in Niederbayern meist schon ziemlich abgerissene Drogenkonsumenten waren, die man natürlich leicht an der Grenze erkennen und nach allen Regeln der Kunst filzen konnte, war die Tarnung als harmloser Tourist um einiges intelligenter. Freilich nicht so intelligent, dass es dem Pröllhuber nicht sofort ins Auge gesprungen wäre, aber immerhin.
Die Kollegen hier in Rheinland-Pfalz schienen mit der Situation jedoch reichlich überfordert zu sein: Von einer verstärkten Polizeipräsenz in diesem Drogenkaff war jedenfalls nichts zu spüren. Deshalb hatte sich der Pröllhuber auch gleich zu der Wanderung angemeldet, von der ihm die Hotelchefin beim Frühstück erzählt hatte: Die Exkursion zum »Vulkangarten« mitten in einem ehemals feuerspeienden Berg sollte nämlich auch durch das Dorf führen. Eine gute chance, sich einmal ganz unauffällig in Steffeln umzusehen.
Vom Parkplatz am Gemeindehaus ging es los. Außer dem Pröllhuber waren noch zwei Ehepaare mittleren Alters und ein älterer Herr im Wanderoutfit der frühen Achtzigerjahre erschienen, die allesamt Urlaub in der Vulkaneifel machten. Wanderführerin war Martina Berg. Die Gastronomin engagierte sich auch im örtlichen Wanderverein, wie sie erklärte.
»Sagen Sie mal«, wandte er sich beim Gang durch den Ort an seine Gastgeberin, »es kommen ja schon recht viele Holländer hier nach Steffeln, nicht wahr? Steigen die auch bei Ihnen im Vulkanhotel ab?«
»Ja sicher. Wir haben viele Stammgäste, die uns regelmäßig besuchen. Es gibt aber auch viele Anbieter von Ferienwohnungen hier in der Gegend, die sind bei den Holländern ebenfalls sehr beliebt. Außerdem sind in den vergangenen Jahren etliche Holländer hier in die Eifel gezogen. Da drüben wohnt zum Beispiel der Wim!« Sie deutete mit der ausgestreckten Hand zu einem etwas abseits am Waldrand gelegenen Anwesen. »Ein ganz netter Typ aus Breda, der lebt seit zwei Jahren hier im Dorf. Warum fragen Sie?«
»Och, nur so. Was macht denn dieser Wim beruflich?«
Martina Berg schaute den Kommissar mit großen Augen an. »Na, der ist auch im Tourismus aktiv, bietet geführte Mountainbike-Touren an. Zu dem kommen immer recht viele Landsleute. Der hat auch selbst zwei Ferienwohnungen hier.« Sie senkte ihre Stimme und flüsterte: »Der scheint aber auch was auf der hohen Kante zu haben. Von den Vermietungen allein jedenfalls kann der nicht leben. Vielleicht hat er aber auch noch eine andere Einnahmequelle, wer weiß ...«
Da war sich der Pröllhuber sicher, eine andere Einnahmequelle gab es ganz gewiss: Chrystal Meth. Er war noch nicht einmal vierundzwanzig Stunden in der Eifel und hatte schon das ganze Drogengeflecht offengelegt!
Die Sache war sonnenklar: Ein zwielichtiger Ausländer, der nach außen das Bild eines smarten Geschäftsmanns vermittelte. Am Ortsrand gelegene Ferienwohnungen, in denen die Drogenkuriere aus Holland – als harmlose Touristen getarnt – Quartier beziehen konnten. Wo man sich vielleicht auch ganz unauffällig mit den Zwischenhändlern oder Dealern aus der Eifel traf, um die Drogen zu verteilen. Aber nicht mit dem Pröllhuber! Er hatte das alles sofort durchschaut! Um die Kollegen zu informieren, war es freilich noch zu früh. Beweise mussten her, aber da hatte er keine Zweifel, dass er diese nicht schnell würde beschaffen können.
Nach der Wanderung gönnte sich der Pröllhuber ein schönes Weißbier, mit dem er sich auf
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