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Kramp, Ralf (Hrsg)

Kramp, Ralf (Hrsg)

Titel: Kramp, Ralf (Hrsg) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatort Eifel 4
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ein stämmiger Einheimischer, der versucht hatte, ihm in einem fremd anmutenden Singsang die touristischen Sehenswürdigkeiten von Stadtkyll, Olzheim und Kleinlangenfeld näher zu bringen. Verstanden hatte der Pröllhuber nicht viel, und zum Nachfragen war er nach der langen Fahrt zu müde gewesen.
    Im Gegensatz dazu sprach zum Glück die Hotelchefin Martina Berg, die ihn beim Einchecken begrüßte, ein ganz passables Hochdeutsch. »Herzlich willkommen im Vulkanhotel. Wir haben Ihnen unsere Magmakammer reserviert. Kommen Sie bitte!«
    Mit seiner Reisetasche in der rechten und seinem kleinen Rucksack in der linken Hand folgte er ihr die Treppe in den ersten Stock hinauf. Obwohl er streng darauf achtete, der jungen Gastronomin nicht zu lange auf den Allerwertesten zu starren, war er kurz abgelenkt gewesen.
    »Aua! zefixnochamol!«
    »Oh, seien Sie bitte vorsichtig, da sind Vulkansteine in der Wand. Haben Sie sich verletzt?«
    »Na. Geht schon«, antwortete Pröllhuber. Als sich die Gastronomin wieder abgewandt hatte, leckte er über den Striemen auf seinem Handrücken, auf dem sich ein paar kleine Blutstropfen gebildet hatten.
    Sein zimmer war okay: Die Wände bestanden zum Glück nicht aus ähnlich scharfkantigen Steinen, wie sie im Treppenhaus verarbeitet worden waren, sondern waren sauber mit Raufaser tapeziert. Er machte sich kurz frisch und eilte danach in die Gaststube, weil er einen Bärenhunger hatte und schleunigst etwas zwischen die Kiemen bekommen wollte. Seit der labbrigen Semmel aus dem Bordrestaurant des ICE hatte er nichts mehr zu essen bekommen. Er ließ sich an einem Ecktisch nieder und bestellte nach dem Studium der Karte die Hausspezialität, deren Name irgendetwas mit dem sogenannten »Hausnamen« zu tun hatte – komische Sitten hier in der Eifel.
    Von seinem Platz aus hatte er das ganze Wirtshaus im Blick, außer dem Speisesaal. Aber die Gäste mussten alle an ihm vorbei – so war es ihm am liebsten: Immer schön den Überblick behalten! Wahrscheinlich so eine Art Berufskrankheit. An der Theke saßen zwei Einheimische vor ihrem Bier. Als einer der beiden ausgiebig gähnte, ohne auch nur den Versuch zu unternehmen, sich die Hand vors Maul zu halten, konnte Pröllhuber sehen, dass der Mann keinen einzigen zahn mehr im Mund zu haben schien. zwangsläufig fielen ihm wieder die Drogenabhängigen ein, die er bereits am Bahnhof in Jünkerath gesehen hatte. chrystal Meth war ein echtes Teufelszeug, das bei den Konsumenten zu einem rapiden körperlichen Verfall führte.
    Als ihm die Serviererin den »Gruß aus der Küche« an den Tisch brachte, der im Übrigen mit reichlich Unkraut garniert war, das auch zu Hause in seinem Garten wucherte, zog er die junge Frau unauffällig zu sich heran. »Is des hier auch so schlimm mit dem Meth?«, raunte er ihr zu.
    »Schlimm? Nein, mit dem Mett ist hier alles in Ordnung. Warum fragen Sie?«
    »Ja, aber des ist doch unheimlich gefährlich des zeugs!«
    »Naja, man muss halt frisches nehmen, dann ist das überhaupt kein Problem. Möchten Sie auch was?«
    Er war schockiert: Wurde die Droge hier etwa öffentlich angeboten? Er konnte nur noch sprachlos mit dem Kopf schütteln und starrte der Serviererin mit offen stehendem Mund hinterher, als sie wieder in Richtung Küche davoneilte.
    Am nächsten Morgen wachte Pröllhuber mit einem ziemlichen Brummschädel auf: Um sich von der Tatsache abzulenken, dass er hier offenbar in einer ganz schlimmen Drogenhölle gelandet war, hatte er sich mit dem Herrn vom Nebentisch noch ein paar Biere gegönnt. Der Egon Opaschowski verbrachte zusammen mit seiner Ehefrau einen zweiwöchigen Wanderurlaub in Steffeln und hatte ihm ausgiebig von den schönen Wanderwegen in der Eifel vorgeschwärmt. »Wir haben heute den Geo-Rundweg bis nach Duppach gemacht, die Heidelinde und ich. Sehr zu empfehlen! Gehen Sie auch gern auf Wanderschaft?« Die rauchigversoffene Stimme des Ruhrpöttlers klang immer noch in Pröllhubers Kopfschmerz-Schädel nach, als er die Tür seiner »Magmakammer« verschloss, um hinunter in den Frühstücksraum zu gehen. zum Glück waren die Opaschowskis schon weg. In seiner heutigen Verfassung stand dem Pröllhuber der Sinn nicht nach Konversation, er hatte ganz andere Pläne.
    Als die »Omaschowski«, so nannte der Opaschowski seine Gattin immer, wenn sie nicht dabei war, schon ins Bett gegangen war, hatte ihm der Egon am Abend noch von den vielen Holländern berichtet, die hier in der Eifel ihren Urlaub verbrachten: »Die

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