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Kramp, Ralf (Hrsg)

Kramp, Ralf (Hrsg)

Titel: Kramp, Ralf (Hrsg) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatort Eifel 4
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unverletzt«, flüsterte ich Harry zu.
    Der antwortete nicht und ich fand, dass mein Kollege für seine Verhältnisse schon außergewöhnlich lange nichts mehr gesagt hatte. Im fahlen Licht der schnell eingeknipsten Deckenbeleuchtung musterte ich besorgt meinen Beifahrer. Harry hatte sich gar nicht tiefer in den Sitz geruckelt. Er war in sich zusammengesackt. Schlapp und kraftlos. Das hatte ganz, ganz sicher mit dem roten, immer größer werdenden Blutfleck vorne in seinem Hemd zu tun.
    »Harry!«
    Ich sprang wieder aus dem Wagen und riss erneut die Klappe auf.
    »Wo ist hier das nächste Krankenhaus?«, herrschte ich die Blonde an.
    »Erst will ich hier raus!«
    »Wo ist hier das nächste Krankenhaus?«, fragte ich noch mal, in gesenkter Stimmlage und mit zusammengezogenen Augenbrauen, die milde andeuten sollten, was geschehen würde, wenn ich nicht zügigst eine brauchbare Antwort bekäme.
    »In Prüm«, antwortete Blondie.
    Ich schlug den Deckel wieder zu. Prüm kannte ich. Da hatte ich mal beruflich zu tun ...

    Drei Tage später saß ich mit aufgeschlagener Zeitung am Frühstückstisch. Die Blonde aus dem Kofferraum war aus den Schlagzeilen raus und brachte es nur noch auf die dritte Seite. Sie war die Tochter eines niederländischen Industriellen. Amsterdamer Unterweltgrößen hatten ihre Entführung in Auftrag gegeben, die Eifeler Polizei hatte die beiden Burschen am
Forsthaus
dingfest gemacht.
    Ich hatte der Kleinen, als sie noch im Kofferraum lag, mit energischen Worten erklären können, dass Harry und ich mit ihrer Entführung nichts zu tun hatten. Nachdem sie mir das endlich abgenommen hatte und ich ein wenig verdiente Dankbarkeit einfordern konnte, war ich aus dem Schneider.
    Harry wäre auch aus dem Schneider gewesen.
    Immerhin hatten die Ärzte ihm im Krankenhaus mit einer Notoperation das Leben retten können. Jetzt saß er ein, weil er in einem gestohlenen Wagen unterwegs gewesen war und somit gegen Bewährungsauflagen verstoßen hatte.
    Nun ja. Ich konnte ihn trösten und blätterte noch mal zurück auf die erste Seite. Es waren Neuigkeiten aus England, die unsere blonde Holländerin mit dem lockeren Tritt von der Titelseite verdrängt hatten. Die komplette königliche Familie strahlte auf dem offiziellen Präsentationsfoto mit dem süßen George Alexander Louis um die Wette. Ich fand die Ohren des kleinen Thronfolgers ein wenig groß. Das mochte aber wohl in der Familie liegen.
    Die Queen sah blendend aus und trug einen blauen Hut passend zum Kostüm. Den Ton würde ich als Blauschillernder-Feuerfalter-Blau bezeichnen.
    Und Harry und ich, wir hatten in England verdammt viel Geld genau auf diese Farbe gesetzt.

Der Mörder in meinem Kopf
    J AN -C HRISTIAN H ANSEN
    Erinnerungen töten die Illusion in uns, jemand anderes sein zu können. Ohne diese Erinnerung fehlt das Ich, und die Illusionen haben leichtes Spiel
.
    Ein grelles Licht blendet mich. Finger berühren meine Augenlider, und ich spüre, wie jemand sie auseinanderzieht. Es ist hell. Alles ist verschwommen.
    »Er kommt wieder zu sich«, höre ich eine Stimme sagen.
    Einen Augenblick später stehen mehrere Menschen um mein Bett herum. Ein Mann in einem weißen Kittel, zwei Frauen, die aussehen wie Krankenschwestern, und ein anderer Mann, den ich nicht einordnen kann, schauen mich erwartungsvoll an.
    »Wissen Sie, was passiert ist und wo Sie sich befinden?«, fragt mich der Mann mit der Lampe in der Hand.
    Ich versuche, mich zu erinnern. Ich suche in meinem Gedächtnis die Informationen, wo ich bin und was mit mir passiert ist, aber in meinem Kopf finde ich nichts dergleichen. Alles ist weg, dunkel und leer. Ein Suchen ohne Finden.
    »Nein, ich weiß nicht, wo ich bin und was mit mir passiert ist«, antworte ich.
    »Das habe ich mir gedacht«, murmelt der Mann in seinen Bart. »Ich bin Prof. Dr. Weber, der Leiter der Neurochirurgie im Bundeswehrkrankenhaus von Koblenz. Sie wurden vorgestern mit dem Rettungshubschrauber eingeliefert – was ist das Letzte, an das Sie sich erinnern können?«
    »Ich hatte Angst, war in Panik«, höre ich mich sagen, »mehr weiß ich nicht.«
    »Interessant«, sagt der zweite Mann. Er kommt näher, legt seine zeitung auf meinem Bett ab, holt einen Block und einen Stift aus seinem Mantel heraus und schreibt irgendetwas auf seinen Block, während meine Aufmerksamkeit sich auf die zeitung richtet, die er auf meinen Bauch gelegt hat. Ich lese die Schlagzeile auf der Titelseite:
Eifelmörder tötet erneut?
    »Wissen

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