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Kramp, Ralf (Hrsg)

Kramp, Ralf (Hrsg)

Titel: Kramp, Ralf (Hrsg) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatort Eifel 4
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Sie, wer Sie sind?«, fragt mich Dr. Weber, bevor ich die Schlagzeile einordnen kann oder überhaupt begreife, was hier vor sich geht.
    »Was soll das denn für eine Frage sein?«, spotte ich und will antworten, dass ich natürlich weiß, wer ich bin. Aber so sehr ich mich auch versuche zu erinnern, wer ich bin und was war, bevor ich aufgewacht bin, es gelingt mir nicht.
    »Laut Ihren Papieren heißen Sie Robert Kaminsky und kommen aus Fulda«, hilft mir der zweite Mann auf die Sprünge. »Ich bin Kriminalhauptkommissar Samuel Becker von der Zentralen Kriminalinspektion in Koblenz, ich leite die
Soko Eifel
und untersuche die Mordfälle.«
    Mordfälle?
    »Welche Morde?« Ich schaue wieder auf die Titelseite der Zeitung.
Was zur Hölle geht hier vor?
    »Kommissar Becker, wenn ich bitten darf, Sie sehen doch, Sie verunsichern meinen Patienten mehr als Sie ihm helfen. Lassen Sie mich bitte erst meine Arbeit erledigen, dann können Sie die Ihrige machen, wenn das für Sie in Ordnung ist.« Aber als Frage war dieser Wink nicht gemeint. »Können Sie sich an irgendetwas vor Ihrem Unfall erinnern, Herr Kaminsky?«
    Unfall? Was für ein Unfall?
Ich taste meinen Kopf ab und spüre einen dicken Verband um meinen Kopf herum.
    »Ich kann mich an gar nichts erinnern, Herr Doktor.«
    Dr. Weber untersucht erneut meine Augen mit der Lampe.
    »Das habe ich mir gedacht. Sie leiden an einer vorübergehenden Amnesie, die entweder durch den Unfall oder einen Schock ausgelöst worden sein kann und die hoffentlich in den nächsten Tagen oder Wochen wieder abklingt.«
    »Schock, wieso Schock?«, denke ich, merke aber im nächsten Moment, dass ich es laut gesagt habe. Hauptkommissar Becker schiebt Dr. Weber beiseite und blättert in seinem Block herum.
    »Herr Kaminsky, laut meinen vorläufigen Ermittlungen weiß ich, dass Sie zusammen mit Ihrer Frau in Adenau im Hotel Sonnenhof untergekommen sind.«
    »Meine Frau?«, unterbreche ich ihn, aber er redet einfach weiter.
    »Ihre Frau und Sie sind am 12. Mai, wie uns die Wirtin des Hotels versichert hat, früh morgens aufgebrochen, um eine Tageswanderung auf dem Hocheifelweg zur Hohen Acht zu unternehmen. Irgendwo auf diesem 24 Kilometer langen Wanderstück müssen Sie dann dem Eifelmörder begegnet sein.«
    »Was ist mit meiner Frau, verdammt?«, schreie ich plötzlich los.
    »Herr Kaminsky beruhigen Sie sich, Sie müssen jetzt stark sein und sich vor allem erinnern. Sie sind höchstwahrscheinlich das einzige Opfer des Eifelmörders, das bisher überlebt hat, und ich muss unbedingt wissen, was vor zwei Tagen passiert ist, sonst geht das Töten der Touristen einfach weiter.«
    »Das ist jetzt aber genug, ich bitte Sie!«, unterbricht ihn Dr. Weber. »Auf ein Wort im Flur, Herr Kommissar.«
    Mit Dr. Weber und Kommissar Becker verlassen auch die Krankenschwestern mein Zimmer. Ich will ihnen noch hinterherrufen, dass sie mir endlich sagen sollen, was mit mir passiert ist und wo meine Frau ist. Sie sollen mir alles erklären, weil mein eigener Kopf nicht in der Lage dazu ist. Aber die Worte bleiben mir im Hals stecken. Ich habe Angst davor, etwas über mich zu erfahren, ohne zu wissen, ob
ich
noch
ich
bin. Woher soll ich wissen, ob die Dinge wahr sind und stimmen, die sie mir erzählen? Die ganze Situation kommt mir vor, als gehörte ich nicht hierher, und trotzdem verspüre ich in mir das Bedürfnis, den Dingen auf den Grund zu gehen. Endlich Gewissheit zu haben. Auf die Suche zu gehen, warum der Eifelmörder etwas mit mir oder meiner Frau zu tun haben soll.
    Die zeitung liegt immer noch auf meinem Bett. Ich schlage die Titelseite auf. Unter der Schlagzeile ist ein Foto von einem Turm zu sehen, ein Provisorium von Zaun versperrt den Eingang, ein Schild mit
Vorsicht Einsturzgefahr!
ist im Vordergrund zu sehen, überall ist weißrotes Absperrband und unter dem Foto steht:
Starb hier das neunte Opfer des Eifelmörders?
    Neun Opfer? Sollte ich das zehnte Opfer werden?
Bruchstückhafte Bilder erscheinen in meinem Kopf. Ich habe diesen Turm schon mal gesehen.
    »Ich erinnere mich«, rufe ich auf den Flur hinaus, aber sie hören mich nicht.
    Ich werfe die Decke beiseite, erschrecke kurz beim Anblick meiner Beine, die übersät sind mit unzähligen langen Kratzern, auf denen verschorftes und getrocknetes Blut klebt, besinne mich dann aber wieder auf die Bilder in meinem Kopf und die Erinnerung an den Turm.
    Die Tür zum Flur steht einen Spalt offen. Ich höre die beiden Männer miteinander reden und will

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