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Kramp, Ralf (Hrsg)

Kramp, Ralf (Hrsg)

Titel: Kramp, Ralf (Hrsg) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatort Eifel 4
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zurechtgestrickt wurde?
    Der fahle Lichtkegel meiner schmalen Taschenlampe fiel auf ein blaues Teil, das auf den ersten Blick ein wenig altmodisch daher kam. Sah aus wie ein Fußball ohne Luft. Halt nur blau. Ich legte den Kopf schief. Neben der Kopfbedeckung lag ein großes Farbfoto, das einen Schmetterling zeigte.
    »Blauschillernder Feuerfalter«, las ich die Bildunterschrift.
    Harry nickte plötzlich heftig, leckte sich die Lippen und zückte eine kleine Digitalkamera. Er war ganz aufgeregt, knipste schnell mehrere Fotos vom Hut und vom Schmetterling und winkte mich mit weit aufgerissenen Augen Sekunden später hektisch hinter sich her wieder nach draußen.
    Mir blieb kaum zeit, vor dem Rausgehen die Umgebung zu sondieren. Vorsichtig und leise schloss ich die Eingangstür hinter uns. Kein Nachbar mit Schlafstörungen beobachtete uns, als wir zügig in Richtung Mercedes schritten und wieder ins Fahrzeug stiegen.
    »Volltreffer«, jubelte Harry, nachdem er die Tür leise zugezogen hatte.
    »Bist du sicher?«, fragte ich zweifelnd und startete den Wagen.
    »Hundertprozent.
Deshalb
Stadtkyll: der Schmetterling. Das stand in diesem Flyer. Wo hab ich den? Die Tierwelt der Arnikawiesen. Borstgrasrasen, hab ich noch auf der Hinfahrt gelesen. Dieser blau schillernde Schmetterlingsdingsbums lebt nur in kleinen Populationen. Unter anderem in einer südlich von Stadtkyll. Und ganz klar: genau
den
Blauton wollen die Queen und ihr Hutmacher für die königliche Kopfbedeckung haben. Herrlich. Wir sind so gut wie steinreich, mein Junge.«
    Klang logisch. Aber erst mal sagte ich nichts. Ich hatte allerdings ein richtig gutes Gefühl, als ich den holländischen Daimler auf der B 51 raus aus Stadtkyll lenkte.
    »Verdammt«, zischte Harry plötzlich.
    Und dann sah ich es auch. Zwei Streifenwagen mit eingeschaltetem Blaulicht flogen auf uns zu.
    »Die Alarmanlage«, maulte ich und spürte Blutdruck.
    »Auf keinen Fall!«
    Die Martinshörner jaulten uns entgegen, kamen näher ... und passierten uns.
    »Die meinen nicht uns«, versuchte Harry mich zu beruhigen.
    Ich sah den beiden Copskarren im Rückspiegel hinterher, bis sie die Abfahrt in Richtung Stadtkyll genommen hatten, und hörte plötzlich einen dumpfen Schlag, hinten am Fahrzeug.
    »Die Reifen?«, fragte Harry mit hochgezogenen Augenbrauen.
    Ich fluchte in die frische Eifeler Luft. Das fehlte gerade noch, dass ich mit einem gestohlenen Wagen in der Pampa liegen blieb. Gerade jetzt wo es hier scheinbar von Streifenwagen nur so wimmelte. Rechts vor uns entdeckte ich eine Ausfahrt mit Hinweisschild.
    »Arenbergisches Forsthaus«, las ich, trat volle Pulle die Bremse und quietschte den holländischen Daimler in die Ausfahrt.
    »Was ...?«
    »Ich such ein stilles Plätzchen und guck mal eben schnell nach.«
    Ich folgte dem schmalen, asphaltierten Waldweg, ließ links eine Wiese mit Schafen und rechts einen kleinen Wald liegen, bis ich an einem dunklen, unbeleuchteten Gebäude auf einen unbefestigten Wendeplatz stieß. Fluchend drückte ich mich aus dem Fahrersitz, stieg aus und trat hinten ans Fahrzeug. Jetzt bloß keine Reifenpanne. Ich bückte mich. Der linke Reifen war in Ordnung. Das Profil vom rechten: okay.
    Es pockte.
    »Was?«
    Das kam aus dem Kofferraum.
    Pock!
    Ich schluckte, ertastete, Übles ahnend, den Metallgriff und riss mit einem Ruck die Blechklappe auf. »Verdammt!«
    Da lag eine Frau im Kofferraum. Um die zwanzig Jahre alt. Lange blonde Haare, schlank, Joggingklamotten, teure Laufschuhe an den Füßen. Ein Klebestreifen pappte ihr überm Mund. Kreppband an den Fuß- und Handgelenken.
    »Kacke«, flüsterte ich.
    Weit aufgerissene Augen.
    Harry trat plötzlich neben mich. »Scheiße!« Er warf die Klappe zu.
    Ich blickte ihn an. »Das ist unser Reifenschaden!«
    »Das ist kein verfickter Reifenschaden. Das ist Scheiße!«
    »Die müssen wir da rausholen!« Ich nestelte wieder am Griff rum.
    »Bist du irre?«, fragte Harry.
    »Harry, die ist entführt worden. Das riecht da im Kofferraum nach Chloroform oder Äther. Die ist erst gerade wach geworden und hat von innen gegen den Kofferraumdeckel getreten. Wir müssen was tun.«
    Harry griff sich hinten in den Gürtel. »Richtig, Kollege. Umlegen werden wir die!«
    »Umlegen?«
    »Natürlich!«
    Ich verstand nicht. »Bist du bekloppt? Du kannst die doch nicht umlegen!«
    Harry zog eine Pistole nach vorne. »Doch sicher. Ich habe eine Knarre.«
    »Du kannst das Mädel nicht erschießen!«
    »Klar, die Waffe ist

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