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Kramp, Ralf (Hrsg)

Kramp, Ralf (Hrsg)

Titel: Kramp, Ralf (Hrsg) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatort Eifel 4
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nicht versteht, wie ein Honigkuchenpferd. Auf jeden Fall ist die Breuers dann zum Campingplatz, dem an der Dockweiler Mühle. Gibt ja nur den einen. Der Alten ist nicht weiter zu trauen, als ein Schwein spucken kann, sag ich immer. Ein neugieriges und geschwätziges Weib, wenn es je eines gab. Deshalb halt ich die auch immer im Auge. Dabei hab ich genug anderes zu tun. Die Wäsche macht sich nicht von allein, Helmut II, also mein Wellensittich, muss Futter kriegen, und die Fenster werden auch jeden Freitag fürs Wochenende geputzt. Aber die Zeit für die Breuers, die muss sein. Das tu ich für’s ganze Dorf!
    Die Breuers ist also runter zum Campingplatz. Die meisten sind dort ja so Dauercamper, die wohnen da eigentlich schon. Die Breuers ging schnurstracks zu einem von den wenigen Mietdingern, so einem Ferienhaus, nicht so eins von denen, die nur aus Dach bestehen, sondern dem einen mit Namen, »Vulkaneifel« heißt das, hab ich mal im
Wochenspiegel
gelesen. Das steht am Hang, und von da aus kann man weit über das Tal gucken, mit Wintergarten und allem Pipapo. Das liegt so ein bisschen abseits. Aber schön. Da haste dann wenigstens deine Ruhe. Abseits ist ja nicht schlecht. Also wenn ich mit meinem Helmut I, also meinem verstorbenen Mann, wie soll ich sagen, also
zugange
war, dann konnte das schon mal ganz schön laut werden, ne wirklich. Da biste dann lieber so ein bisschen abseits. Wir sind ja auch nur Menschen. Wobei meine Eltern sich beim Helmut da nie so ganz sicher waren. Wegen seinen Zähnen. Sie meinten, vielleicht stamme der Mensch doch vom Pferd ab.
    Egal. Die Breuers ist da rein, kurze Zeit später kam sie mit einem Birrebunnes wieder raus. Ne, denke ich, das ist jetzt nicht wahr. Birrebunnes vom Campingplatz! Wenn das der Josef erfährt, da wird der bekloppt. Da flippt der doch total aus!
    Ich bin dann gleich mal zu ihm hin.
    Der Lützens Pitter war da. So ein Großer mit Locken, der aussieht wie eine Eule. Der kaufte Brötchen, mit ohne Kerne.
    »Und ein schönes Stück Birrebunnes?«, fragte der Josef, und da war schon so ein leichtes zittern in seiner Stimme.
    »Ne, lass mal, nur Brötchen heute.«
    »Ist auch im Angebot, der Birrebunnes.«
    »Och nee.«
    »Mit richtig schönen alten Birnensorten gemacht. Der kommt immer erst zuletzt in den Holzofen, weißte. zuerst bei 270 Grad Celsius gehen die Vollkorn- und Roggenbrote rein, dann die Weizenmischbrote und so zwischen 180-220 Grad dann Kuchen und sowas. Wie der Birrebunnes. Der ist ganz frisch.«
    »Bis demnächst, Josef!« Türklingeln, weg war er.
    »Ja«, sagte der Josef. »Bis demnächst. Du Arschloch.«
    Sonst sagt der so was nicht. Aber ich konnte sehen, dass die ganzen Platten mit Birrebunnes noch da waren. Dann sah er mich an, der Blick so richtig düster. Das kenn ich noch von meinem Helmut, wenn sein Fußballverein, der aus Gelsenkirchen, mal wieder verloren hat. »Frau Welterscheid, was kann ich dir noch Gutes tun? Hast du eben was vergessen?«
    »Da ist aber noch viel Birrebunnes da!«
    »Willste? Kannst du alle haben. Ich mach dir einen Sonderpreis. zehn zum Preis von einem.«
    »Nee, danke Josef. Da krieg ich doch immer so festen Stuhl von.«
    »Und das kann ja keiner wollen.«
    Die Tür ging auf, der Rolf vom Campingplatz. Rolf sieht aus wie eins von diesen neumodischen, diesen speziell gezüchteten, also denen aus Asien, wie heißen die noch ... Hängebauchschwein, genau! So sieht der aus.
    »Josef, alles bereit? Die Meute hungert. Wenn ich denen nicht bald was bringe, fressen die die Elfi auf.« Er machte eine Pause. »Obwohl das noch nicht mal so schlecht wär.« Dann lachte der Rolf schnarrend, der kann nicht anders. Klingt immer, als wäre dem sein Keilriemen kaputt.
    »Die Brötchen für euer Grillen stehen bereit und die zwanzig Birrebunnes auch. Frisch gebacken!«
    »Brauch ich nicht.«
    Bei Josef fiel die Kinnlade runter. Bis in den Keller. So was hab ich noch nicht gesehen.
    »Die nimmst du doch immer ...«
    »Hab ich nicht bestellt.«
    »Das ist doch Tradition bei euch! Was mach ich denn jetzt mit dem ganzen Scheiß? Wer soll den denn essen?«
    »Frag Bienchen, die ist doch so für süße Sachen.«
    »Ich krieg da immer festen Stuhl von.«
    »Das kann ja keiner wollen. – Bis nächste Woche, Josef!«
    Da schlug der Josef mit seinem Kopf auf die Theke, dass der Pferdeschwanz nur so flog. Und nicht nur einmal.
Rumms. Rumms. Rumms
. Und dann tat er einen Brüller, nahm sich einen Birrebunnes und riss ihn in Fetzen, wie der

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