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Kramp, Ralf (Hrsg)

Kramp, Ralf (Hrsg)

Titel: Kramp, Ralf (Hrsg) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatort Eifel 4
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Sie bitte, dass ich gerade so aufgebracht war, Frau ...? Sehen Sie, ich weiß ja noch nicht mal Ihren Namen.«
    »Breuers. Ihre beste Kundin ist meine Großtante.«
    Beste Kundin
, dass ich nicht lache! Ab da konnte ich diese Trulla erst recht nicht mehr leiden. Eine Mischpoke, durch und durch verkommenes Pack diese Breuers. Ein fauler Apfel steckt alle anderen an, weiß man doch!
    »Frau Breuers, das kam alles so überraschend. Plötzlich will keiner mehr meine Torte. Da habe ich die Fassung verloren. Eigentlich bin ich ja gar nicht so der Konditor, sondern halt Bäcker. Das sind zwei ganz unterschiedliche Lehrberufe. Der Bäcker schwitzt, der Konditor transpiriert. Den Witz kennen Sie ja sicher als Frau vom Fach. Besuchen Sie mich doch mal in meiner Bäckerei. Bitte! Ich will wissen, wie Sie es schaffen, richtig guten Birrebunnes in dieser kleinen Hütte mit einem normalen Ofen zu backen.«
    Er wartete.
    Und ich auch.
    Ich hatte mich extra noch näher rangepirscht, um im Falle eines Falles dem Josef zu helfen.
    »Ist mein Birnenmuskuchen denn wirklich so gut? Sie haben ihn doch noch gar nicht probiert, Josef«, kam es von hinter der Tür.
    »Alle sagen das. Und eine Frau wie Sie, die kann ja nur was Köstliches backen. Wenn ich das so sagen darf.«
    »Dürfen Sie.« Kurz danach öffnete sich die Tür, und ein Stück Kuchen wurde auf einem kleinen Untersetzer herausgereicht. Josef aß es. Erst einen kleinen Bissen, dann alles auf einmal. Ich konnte sehen, wie er mit den Hufen scharrte. Das macht er immer, wenn etwas zu süß ist, ist so ein Reflex bei dem armen Mann. Durfte in der Kirche mal vom Messwein trinken, einem süßen aus der Pfalz, da hat er dann auch gescharrt, vor der ganzen Gemeinde. Seitdem nennen wir ihn auch den Stier von Dockweiler. Das weiß er aber nicht.
    »Ihr Birrebunnes ist wirklich köstlich. Sie sind eine wahre Göttin der Backkunst! Ich flehe Sie an, kommen Sie zu mir.«
    »Und Ihre Frau? Ich habe einen Ehering an Ihrem Finger gesehen. Wird die nicht misstrauisch, wenn Sie sich nachts mit einer Frau vom Campingplatz treffen?«
    »Meine Frau ist in Ungarn. Bitte kommen Sie heute Abend! Ab zehn? Sie würden mir eine Riesenfreude machen. Ich zahle auch für das Rezept!«
    »Wie viel?«
    »Wie viel wollen Sie?«
    Sie ließ sich Zeit mit der Antwort, das raffinierte Ding. »Mhm, das werde ich Ihnen heute Abend verraten. Bis dahin, Bäckermeister.«
    Was für ein Tag. Und alles wegen der alten Breuers! Die bringt Unheil, habe ich immer schon gesagt, auch meinem Mann. Der wollte das nicht hören. Ist immer zu der die Eier holen. Dabei mochte er gar keine Eier. Und die junge Breuers ist jetzt genauso schlimm. Mindestens. Das ging mir beim Warten durch den Kopf. Und nicht nur einmal. Bis zehn Uhr warten ist ja schon lang. In einer Ecke. Unter eine Plane. So ganz allein. Normalerweise arbeiten sie bei Utters in drei Schichten. Von 21 bis 4 Uhr früh, von 4 Uhr früh bis um 12, und von 12 bis um 20 Uhr. Da ist der Josef dann auch immer selbst mit dabei. Aber die Schicht fiel aus. Dafür bin ich aber jetzt da. Hab sogar Florian Silbereisen sausen lassen! Ja, so bin ich. Einige sagen ich sei der »Engel von Dockweiler«. Glaub ich zumindest. Müsste jedenfalls eigentlich so sein. Weil es wahr ist!
    Der Josef hatte die Hintertür extra nicht verschlossen. Der wollte, dass ich komme, auch wenn der das nie zugeben würde. Ist so ein Eigenbrötler. Aber wir verstehen uns auch so. Um neun kam er dann. Hatte Blumen besorgt. Sich geduscht und Parfüm aufgelegt.
    Sie kam eine Viertelstunde zu spät. Hatte Stöckelschuhe und ein schwarzes Kleid mit tiefem Ausschnitt an und die Brüste hochgeschnallt.
    »Nenn mich Lisa.« Sie gab ihm zur Begrüßung einen sanften Kuss. »Willst du mir jetzt zeigen, wo der Stuten die Rosinen hat?«
    Josef wurde rot, das ist ja ein Anständiger, und der liebt seine Frau auch sehr, ich muss das ja wissen. So einer wird dann schon mal rot. »Schön, dass Sie wegen des Rezepts gekommen sind ... Lisa.«
    »Doch das verrate ich Ihnen nicht.« Sie stupste ihn mit dem Zeigefinger neckisch auf die Nasenspitze. »Aber dass ich seit einer Woche hier bin und alle nur noch bei mir kaufen, das verrate ich. Weil ich billiger und besser bin als Sie.«
    Billiger
auf jeden Fall, das Flittchen!
    Josef musste schwer schlucken.
    »Heute kamen noch Kunden und haben von Ihrer Torte geschwärmt.« Noch stärkeres Schlucken. »Die meinten, was mit mir los wäre, dass ich als Eifler keine ordentliche

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