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Kramp, Ralf (Hrsg)

Kramp, Ralf (Hrsg)

Titel: Kramp, Ralf (Hrsg) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatort Eifel 3
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noch nicht mal zu erreichen war, was den Versuch einer Erpressung im Augenblick lächerlich erscheinen ließ.
    Vielleicht sollte er nach ihr sehen. Sie musste mal wieder etwas essen, trinken und zur Toilette gebracht werden. Und Bogdan sollte ein weiteres Mal probieren, ihren Ehemann zu erreichen. Irgendwann musste der doch sein Handy einschalten. Er ging zum Ferienhaus, streifte die Skimaske über, die sie immer trugen, wenn sie zu ihr gingen, und betrat das Schlafzimmer. Die Frau sah ihn gequält an. Gut, dass er ihr einen Knebel verpasst hatte. Er setzte sich neben sie auf das Bett. Die blonden Haare klebten verschwitzt an den Seiten ihres Gesichts, von der bestimmt sehr teuren Hochfrisur war nur ein sauerkrautartiges Gewirr übrig geblieben.
    »Sie haben sicher Durst und wollen den Knebel loswerden, stimmt’s?«
    Sie nickte.
    »Gut. Wenn Sie versprechen, nicht zu schreien, kann ich das machen.« Er löste das Lederband, das den Knebel in ihrem Mund festhielt. Dann setzte er ihr eine Flasche Wasser an die Lippen. Sie trank gierig, bis sie sich verschluckte, hustete und ihn dann keuchend ansah.
    »Ich muss auf Toilette.«
    Er nickte. »Aber machen Sie keinen Fehler, es nützt Ihnen sowieso nichts.« Er wartete zufrieden ihr erneutes Nicken ab, dann öffnete er die Handschellen, mit denen sie ans Bett gefesselt war und führte sie über den Flur ins Badezimmer. Dort setzte sie sich auf die Toilette und ließ aufseufzend den Inhalt ihrer Blase in die Schüssel laufen.
    »Wie lange soll dieser Quatsch hier eigentlich noch dauern?«, fragte sie und probierte mit den Händen Ordnung in das Gestrüpp auf ihrem Kopf zu bringen.
    »Bis Ihr Mann das Lösegeld gezahlt hat.«
    »Oh mein Gott. Mein Mann ist über das Wochenende auf einer Konferenz in Amerika, den erreicht Ihr überhaupt nicht!«
    »Ach so. Wir haben uns schon gewundert, warum er nicht ans Telefon geht.« Er seufzte. »Wann kommt er denn wieder?«
    Sie zuckte mit den Schultern, stand auf und zog ihre Hose wieder hoch. »Morgen.«
    »Na, dann haben Sie es ja bald überstanden. Kommen Sie.«
    Gehorsam ging sie vor ihm her ins Schlafzimmer und legte sich auf das Bett. »Sagen Sie, müssen Sie mich immer betäuben?«
    »Ja, dann machen Sie am wenigsten Blödsinn.« Er ließ die Handschellen einrasten.
    »Ich mache doch auch so keinen Blödsinn, das sehen Sie doch!« Bevor er antworten konnte, hörte er ein Geräusch an der Tür. »Einen Ton, und Sie werden es bereuen«, zischte er, stand auf und spähte in den Flur. Bogdan kam wutschnaubend auf ihn zu.
    »Du Affenarsch, bringst uns in deinen Heimatort! Wie unauffällig, jeder erkennt dich! Und als Krönung glauben alle noch, ich bin schwul! Ich, Bogdan Ivisimovic! Und diesen Scheißkerl erreiche ich immer noch nicht! Da kann ich telefonieren, bis mein Handy qualmt! Scheiße! Wo ist der Blödmann nur?«
    »Der ist in Amerika. Sie hat es mir gerade erzählt.«
    Bogdan blieb der Mund offen stehen. »Amerika? Ach du Scheiße. Und jetzt?«
    »Kein Problem. Morgen ist er wieder da.«
    Unter wildem Klopfen wurde die Eingangstür aufgestoßen. Draußen stand der Autohändler, in dem einen Arm seine Frau, in dem anderen ein paar Bierflaschen. Sein Gesicht hatte eine rötliche Färbung angenommen.
    »Na, ihr Turteltäubchen? Jetzt wird aber nicht geschnäbelt, jetzt wird noch weiter gefeiert!« Ohne eine Antwort abzuwarten, schob er sich in das Ferienhaus, vorbei an der Schlafzimmertür, die Ritchie gerade noch zuziehen konnte. Er ging in das Wohnzimmer, stellte die Flaschen auf den Tisch und ließ sich auf das Sofa fallen. »Die anderen wollten alle ins Bett, mir wurde es kalt, da dachte ich, ich geh’ mal dahin, wo’s schön warm ist.« Er lachte zufrieden und sah sich Beifall heischend um. »Margit, komm jet bei mich bei!« Er klopfte auf den Platz neben sich.
    Die beiden Männer standen immer noch im Flur und sahen sich an. »Unauffällig!«, mahnte Ritchie.
    Bogdan sah ihn scharf an und drehte sich um: »Wir sind eigentlich auch müde, ich wollt’ jetzt pennen, Mann!«
    »Ach Ouatsch, Ihr habt noch die ganze Nacht Zeit! Stellt Euch nicht so an!« Der Autohändler rutschte in eine fast waagerechte Position und schürzte die dicken Lippen, um seiner Frau einen feucht schmatzenden Kuss aufzudrücken.
    Bogdan schloss kurz die Augen. »Ich hol mal Gläser«, sagte er dann, sich ins Unvermeidliche schickend, und verschwand in Richtung Küche, während Ritchie sich ins Wohnzimmer begab. Er grübelte. Irgendetwas hatte er

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