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Kramp, Ralf (Hrsg)

Kramp, Ralf (Hrsg)

Titel: Kramp, Ralf (Hrsg) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatort Eifel 3
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die Ärzte später fest.
    Gerda lässt die Stricknadel fallen, dann sinkt sie selbst zu Boden. Ein paar beherzte Männer stürzen sich auf sie und halten sie fest.
    Merkwürdig, irgendwie kann ich kaum Trauer um Schnäuzchen empfinden. Dafür spüre ich plötzlich Susannes Hand auf meiner.
    Sie knabbert an einer der Möhren vom Buffet. Das heißt, eher lutscht sie daran.
    »Sie armer, armer Mensch«, sagt sie. »Ich werde alles tun, was in meiner Macht steht, damit Sie diesen Verlust überwinden werden ...«
    Irgendwie spüre ich schon jetzt, dass sie sehr erfolgreich darin sein wird, ihre Worte in die Tat umzusetzen ...
    Susanne
    Ich habe es mir schwerer vorgestellt. Aber ich konnte ja nicht wissen, dass mir diese Verrückte zu Hilfe kommt. Der Polizei gegenüber gab sie an, schon lange von dem Techtelmechtel ihres Mannes gewusst zu haben. Sie war verzweifelt und nicht bereit, ihn länger zu teilen. Sie hatte von Anfang an geplant, ihn in diesem Urlaub zu töten. Sieben Stiche – denn sieben Jahre waren sie verheiratet gewesen. Nicht nur deshalb tippte die Polizei auf Unzurechnungsfähigkeit. Bei ihrer Ankunft hatte sie mit einem neuen Strickteil für ihren Mann begonnen. Ganz in Weiß. Kein Pullover – es sollte ein Totenhemd sein. Aus Merinowolle. Zwar ein bisschen warm für diese Jahreszeit, aber als Toter, so sagte sie aus, sollte er ja nicht frieren. Sie hatte noch immer Zuneigung für ihren Mann übrig.
    Und die Geliebte? Hat sie die auch aus Rachsucht umgebracht? Oder ging nur der erste Stich daneben? Sie stritt alles ab, aber man nahm sie ohnehin nicht für voll.
    Allein ich weiß, wer Schnäuzchen umgebracht hat.
    Ich war es.
    Die Tatwaffe wird man, sollte man wirklich Gerdas Worten glauben, nie mehr auffinden. Ich habe sie verspeist. Jawohl, es war die Möhre. Toni hatte sie so schön angespitzt. Natürlich hätte man damit nie einen Menschen töten können, ich bitte Sie! Also habe ich sie im Gefrierfach steinhart werden lassen und dann heimlich aufs Buffet zu den anderen Möhren gelegt.
    Ich liebe Buffets! Als die Lichter erloschen, habe ich einfach herzhaft zugegriffen.

Ortsrandlage
VON M ALTE L ANDSBERGER
    03.04.2010
    Zweiter Tag unserer Osterwochenend-Tour. Von Wittlich nach Daun geradelt; ausschließlich auf einer früheren Bahnstrecke. Traumhaftes Wetter. Überall blühende Sträucher. Kaum Steigung, die Kurven weit geschwungen, der Asphalt glatt. Man gleitet förmlich dahin. Trotzdem ist bei meinem Schatz die Sattelstütze gebrochen. Das Material wird auch immer schlechter. Habe ihr gesagt, dass wir wohl einen Teil ihrer Verpflegung einsparen sollten. Fand sie nicht so komisch, glaub ich. Dabei ist sie doch ganz schlank. Zum Glück gab’s in Gillenfeld Ersatz. Haben uns noch einen Kaffee gegönnt, sind dann wieder los und haben vom Viadukt aus den Sonnenuntergang über Daun betrachtet. Dort ein nettes kleines Hotelzimmer genommen.
    04.04.2010
    Heute richtig die Pedale strapaziert. Die 22 Kilometer ausgewiesener Radwanderweg nach Gerolstein schienen uns keine richtige Herausforderung. Deshalb andere Route gesucht. Meist Waldwege, aber auch durch schöne kleine Dörfer. Natürlich dabei verfahren, trotz Karte und Navi. Etwas außerhalb einer kleinen Gemeinde nördlich von Gerolstein wunderschönes Holzhäuschen entdeckt. Könnte nur einen neuen Anstrich brauchen. Steht anscheinend schon eine Weile leer. Dort unsere mitgebrachten Brote gegessen; davon geträumt in dieser Ruhe und Abgeschiedenheit zu wohnen. Viele Fotos gemacht.
    07.05.2010
    Wieder ewig im Büro hängen geblieben. Immer neue Änderungswünsche vom Kunden. Da weiß keiner, was er wirklich will. Unglaublich, dass solche Leute Entscheidungen treffen dürfen. Lange mache ich das nicht mehr mit.
    23.06.2010
    Muss immer wieder an dieses Häuschen denken. Am liebsten würde ich alles hinschmeißen und dort hinziehen. Mein Schatz weiß, wie down ich zurzeit bin. Sie hat allen Ernstes vorgeschlagen, dass wir uns die Ecke noch mal ansehen. Man könnte es ja zuerst als Fluchtburg an Wochenenden nutzen.
    13.08.2010
    Heute unterschrieben. Ging alles wahnsinnig schnell und war sensationell günstig. Haus stand seit Langem zum Verkauf. Gehörte einer alten Dame, die es aber nur vermietet hatte. Nach ihrem Tod wollten die Erben es so schnell wie möglich loswerden, aber die Lage war wohl nicht so gefragt. Ausnahmsweise mal Glück gehabt.
    18.09.2010
    Vierzehn Tage Urlaub. Endlich! Kein Handy, kein Telefon. Unser neues Domizil mit Campingmöbeln

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