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Kramp, Ralf (Hrsg)

Kramp, Ralf (Hrsg)

Titel: Kramp, Ralf (Hrsg) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatort Eifel 3
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Zeichen geben konnte. Er deutete einen Kussmund an, tippte auf seine Uhr und hob zwei Finger
.
    Ich kombinierte schnell. Der Mann hatte seine Frau ins
Naturpur-Hotel
mitgenommen, damit sie sich ordentlich der Wellness überlassen und er auf diese Weise Zeit für seine Geliebte herausschlagen konnte. Die war übrigens keine der Superköchinnen, was ich damals erstaunlich fand, nach meinem heutigen Wissen aber nicht mehr. Zwei Finger mussten zwei Stunden bedeuten, da er serne Frau innerhalb der nächsten zwei Minuten bestimmt nicht zur Asiatischen Energiebehandlung würde scheuchen können
.
    Nachdem Herr und Frau Kardes zusammen zu Abend gegessen hatten, setzten sie sich auf die hintere Terrasse. Die war offiziell als Raucherlounge ausgewiesen. Das aber hinderte Frau Kardes nicht daran, sich über die dunkelhaarige Krebserregerin in der guten Eifeler Luft so aufzuregen, dass sie vorzeitig zu ihrem Schönheitsschlaf aufbrach
.
    Ich war sehr überrascht, dass Lars Kardes und die Dunkelhaarige danach nicht sofort über die Hintertreppe nach oben sprinteten. Stattdessen gingen sie – natürlich getrennt - vor die Tür. Ich fand es draußen sehr frisch und zitterte bei dem Gedanken an ein Schäferstündchen im Freien, aber was weiß ich schon von solch hitzigen Angelegenheiten. Also wickelte ich mich in meine Daunenjacke und schlenderte der Dunkelhaarigen hinterher. Lars Kardes saß bereits auf einem Stuhl an einem der beiden Tische vor
Willy’s Lädchen,
das noch geöffnet war. Die Frau setzte sich dazu. Ich stellte mich vor die Hauswand schräg gegenüber und las Willys Angebot: Getränke, Süßwaren, Ansichtskarten, Eisenwaren/Werkzeuge. Hätte Frau Kardes an meiner Stelle die Fetzen des leise geführten Gesprächs verstanden, wäre Willy wohl eine Kreissäge losgeworden. Oder einen Vorschlaghammer. Herr Kardes baggerte nämlich, was das Zeug hielt, aber die Dunkelhaarige schien sich zu zieren
.
    »Heute nicht«, hörte ich sie sagen, »aber morgen um fünf.«
    Leider ging der Ort des Stelldicheins im Motorengeräusch eines Wagens unter
.
    Also lungerte ich am nächsten Nachmittag kurz vor fünf in der Hotellobby nahe Fahrstuhl und Treppe herum
.
    Wie erwartet, trippelte Frau Kardes im Bademantel die Treppe hinunter zur Wellness-Oase im Keller. Zu meiner Überraschung nahm die Dunkelhaarige nur eine Minute später den gleichen Weg. Ich folgte ihr
.
    Als ich unten ankam, war der Streit schon in vollem Gange. Diesmal ging es nicht ums Rauchen, sondern ums Baden. Beide Frauen hatten offenbar zur gleichen Zeit ein vitalisierendes Rosmarin-Sprudelbad bestellt. Hinter der Tür stehend erlauschte ich, wie die Wellness-Fee des Hotels beschwichtigend auf die beiden einredete. Es gäbe zwei Erholungswannen in dem Baderaum; jede der Damen könne da in ihr eigenes Universum eintauchen und sich entspannen. Die sanfte Stimme schien die beiden zu überzeugen. Doch kaum hatte sich die Herrin der Wellness-Oase in ein anderes Behandlungszimmer verzogen, vermutlich um einem Gast eine Kaviar-oder Kerzenmassage angedeihen zu lassen, ging die Keiferei im Baderaum erst richtig los
.
    Da die Dunkelhaarige einen Streit mit Frau Kardes dem Rendezvous mit deren Mann vorzuziehen schien, besann ich mich der eigenen Wellness. Ich beschloss, um das Maar herumzuwandern
.
    Den ersten Menschen sah ich am Beginn des
Kosmosradwegs,
da, wo die große Plastik steht, die den Urknall darstellen soll. Ich hätte mir gern die Inschrift in der oberen Rundung angesehen, aber ich wollte mich dem Mann nicht nähern, der in der unteren saß und zum 350-Seelen-Dorf Meerfeld hinüberblickte
.
    Es war Lars Kardes. Ich wich ein wenig zurück ins Dunkel der Bäume. Wie würde Herr Wichtig wohl reagieren, wenn er begriff, dass ihn seine neueste Gespielin versetzt hatte?
    Meine Schadenfreude wich sehr schnell großem Staunen. Summend näherte sich ein Rad. Es hielt etwa zwanzig Meter vor der Plastik an. Eine Frau im Jogginganzug mit Schirmmütze stieg ab
.
    »Entschuldige die Verspätung!«, erklang eine Stimme, die ich nicht am Urknall, sondern in einem Wannenuniversum mit Rosmarinduft verortet hätte. Ich fand später heraus, wie leicht sich die Dunkelhaarige ungesehen durch die Kellertür hatte heraus-und wieder hineinstehlen können. Und hätte es Zweifel an einem natürlichen Tod des Mannes im gefährlichen Alter gegeben, wäre die Dunkelhaarige durch ein Alibi ihrer anerkannt liebsten Feindin entlastet gewesen
.
    Doch da unter den Bäumen wusste ich noch nicht,

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