Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kramp, Ralf (Hrsg)

Kramp, Ralf (Hrsg)

Titel: Kramp, Ralf (Hrsg) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatort Eifel 3
Vom Netzwerk:
unsympathisch, aber an den Drehscheiben doch exotisch. Rainer konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, wie diese beiden Kerle sich entschlossen hatten, einen Töpferkurs zu belegen. Er versuchte es und musste grinsen: Ey, Nobbett, wenn wir beim Truck-Grand-Prix am Ring sind und genug gesoffen haben, könnten wir eigentlich mal ‘nen Töpferkurs machen. Watt meinste? Klar, ey, Wenner, supergeil, ey. Bin ich dabei.
    Inzwischen hatten alle einen Klumpen Ton auf der Scheibe und mühten sich mehr schlecht als recht damit ab. Christine lachte viel und erklärte immer wieder jedem Einzelnen, wie man den Klumpen zentrierte, damit er nicht wie ein Lämmerschwanz wackelte und aus dem Ruder lief. Da die Zentrifugalkraft stärker war als die ungeübten Hände der Teilnehmer, hatte schließlich jeder irgendwann etwas auf seiner Scheibe, das entfernt einer Schale glich. Christine griff zu einem Draht, der zwischen zwei kleine Hölzchen gespannt war. »Damit lösen wir die Schale von der Scheibe«, erklärte sie und zog den Draht von hinten nach vorn über die Scheibe unter der Schale durch. »Jetzt können wir die Schale vorsichtig abheben. Nicht zu viel Druck, sonst gibt’s Dellen.«
    »Dellen wie an deinen Oberschenkeln, wa, Trutsche?« Klaus schlug Sofia grinsend auf den Rücken und hinterließ einen feuchten Handabdruck auf ihrer hellblauen Bluse. Christine hätte ihm am liebsten mit einem Tonklumpen das Maul gestopft.
    Werner, Norbert und Sofia lösten ihre Schalen, oder wie immer sie das auch nennen wollten, behutsam von der Scheibe und setzten sie auf einem Trockengestell ab. Klaus und die Müllers hatten Mühe, den Ton zu lösen und zerdrückten ihre Prachtstücke dabei. Christine ließ sie noch einmal nachdrehen, bis alles wieder in Ordnung war, zog den Draht durch und nahm dann ein ungewöhnlich aussehendes Werkzeug von der Wand. »Das ist ein Abheber«, erklärte sie. Das Gerät war eine in der Mitte gespaltene Metallscheibe mit einem kleinen Loch in der Mitte, außen mit einem wulstigen Metallrand und an den unteren Enden mit zwei Griffen versehen. Sie packte die Griffe, bog die Scheibe auseinander, legte sie neben die Schale auf die Drehscheibe und schloss sie langsam. Dann hob sie die Schale ab, ohne sie mit den Händen berühren zu müssen. »Bitte, seid sehr vorsichtig damit. Der innere Rand ist messerscharf«, warnte sie, bevor sie den Abheber an die Teilnehmer weiterreichte.
    »Genug für heute«, verkündete sie, als alle Schalen auf dem Trockengestell abgelegt waren. »Diese Stücke müssen nun erst mal trocknen. Morgen machen wir was anderes.«
    Sie nahm die Schürzen entgegen. »Ihr könnt jetzt erstmal im Hof ein Gläschen Wein trinken, während ich aufräume. Danach gehen wir essen, okay?«
    Rainer versammelte die Gäste um den Teakholztisch in der Mitte des Innenhofs und goss leichten Weißwein ein. Die Abendsonne schien und lud förmlich dazu ein, den ganzen Abend im schönen Hof zu verbringen.
    »Köttelbach, komischer Name«, stellte Klaus fest und kicherte. »Kommt das von kleine Köttel? Ihr seid alles kleine Köttel? Oder woher kommt das?«
    »Klaus, bitte«, flüsterte Sofia und stupste ihn am Arm.
    »Das stammt vermutlich aus dem Keltischen und bedeutet Keltenbach«, sagte Rainer und beschloss, Klaus keinen Wein mehr nachzuschenken.
    Sie hatten einen Tisch im neuen Gasthaus
Zum Trierbach
reserviert und wanderten nun von der Töpferei am östlichen Ortsende hin zum Ortseingang Richtung Kelberg. Auf dem kurzen Fußweg passierten sie die
Matthiaskapelle
und den neuen Dorfplatz direkt gegenüber, den eine blau-weiß-grüne Stele zierte, getöpfert von den Serockas.
    Gegen zehn machten sie sich auf den Heimweg, um am nächsten Morgen wieder frisch und munter weiter zu töpfern.
    Im Hotelzimmer steuerte Klaus als erstes die Minibar an und nahm mehrere kleine Schnapsfläschchen heraus. »Trink auch was, Trutsche, dann wirst du etwas lockerer«, sagte er anzüglich und hielt Sofia ein Fläschchen hin.
    »Nein, danke.« Angewidert wandte sie sich ab und griff nach dem Schlüssel. »Ich muss nochmal zurück in das Restaurant. Ich hab da meine Brille liegenlassen.«
    »Von wegen.« Klaus hielt sie mit einem festen Griff um ihren Oberarm zurück. »Du willst dich wohl mit einem von den Jungs treffen, was?«
    Seufzend schloss Sofia die Augen. »Du kannst ja mitkommen.«
    Klaus stopfte sich die Taschen mit Schnapsfläschchen voll und folgte ihr hinaus.
    Das Restaurant war vollkommen dunkel, als Sofia

Weitere Kostenlose Bücher