Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Krampus: Roman (German Edition)

Krampus: Roman (German Edition)

Titel: Krampus: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brom
Vom Netzwerk:
des Herzens. »Nimm deinen Namen an.«
    Da packte Sankt Nikolaus die Speerspitze, woraufhin sich die Schneide in seine Finger grub. »Deine Anstrengungen sind vergeblich«, keuchte er. »Sankt Nikolaus kann nicht sterben … er wird ewig leben.«
    Krampus erkannte, dass Nikolaus wirklich daran glaubte, bis ins Tiefste seiner Seele. Er verabscheute den Frieden, den der andere dadurch zu finden schien. »Das werden wir ja sehen«, höhnte Krampus und versetzte dem Speer einen kräftigen Stoß. Er spürte, wie Rippen brachen und Fleisch riss und sah zu, wie die Klinge sich tief in die Brust seines Gegners bohrte.
    Nikolaus riss die Augen auf, Blut schäumte ihm über die Lippen. »Gott wird dir zürnen, und du wirst dich … nirgendwo … verbergen können.« Er verstummte, den Blick starr zum Himmel gerichtet.
    Mit einem Ruck riss Krampus ihm den Speer aus der Brust. »Tataa. Du bist tot!«, fauchte er. »Und diesmal wirst du es auch bleiben!« Er hob die Waffe und rammte sie Nikolaus mit aller Kraft in den Hals, wieder und wieder. Bei jedem Schlag spritzten ihm Blut und Gewebe ins Gesicht. Er hackte so lange auf den Hals ein, bis der Kopf sich vom Leib löste und beiseitekippte. Der Herr der Julzeit stieß den Speer in den Kopf des Toten, hob ihn empor und schüttelte ihn. »Wo ist dein großer Gott nun? Wo ist sein Zorn? Nichts! Weil du nichts weiter bist als eine monströse Lüge!«

    ***

    Krampus schleuderte den Kopf auf den Hof, sah zu, wie er über den Rasen kullerte, und blieb dann eine ganze Weile in der Tür stehen und blickte zu den Sternen hinauf.
    Jesse starrte auf die Leiche und versuchte, sich klarzumachen, was er gerade beobachtet, was er durchgemacht hatte, in allen Einzelheiten – dass es letztlich doch einen Weihnachtsmann gegeben hatte und dass es sich bei diesem kopflosen Körper, der dort im Dreck lag, um dessen Überreste handelte. Falls er nicht der Weihnachtsmann war, was war er dann? Jesse war klar, dass er schockiert hätte sein sollen, entsetzt, aber er verspürte nichts als grimmige Taubheit. Er hatte zu viel gesehen, zu viel durchgestanden, und in gewisser Weise wusste er, dass er beginnen würde, an seiner eigenen geistigen Gesundheit zu zweifeln, wenn er zu genau hinsah. Im Moment wollte er einfach nur lange genug bei Verstand bleiben, um diesen Wahnsinn durchzustehen und es irgendwie zurück zu Abigail zu schaffen.
    Eine Bewegung im Gebälk ließ ihn aufmerken. Die kleinen Gestalten, vermutlich Elfen, hatten ihre Verstecke verlassen und spähten voll ungläubigen Entsetzens zu ihnen herab. Jesse entdeckte Vernon, Isabel und Chet, alle mit dem gleichen erschütterten Ausdruck auf den Gesichtern.
    Makwa kam aus seiner Box, ging zu Krampus und deutete auf die Elfen. »Was ist mit denen?«
    Krampus kehrte in den Stall zurück und rief nach oben: »Ihr seid frei. Kehrt zurück in die Wildnis, die euer Zuhause ist. Findet euren Geist wieder. Aber tut es jetzt, denn ich beabsichtige, diesen Stall niederzubrennen, wie auch alles andere, was diesem Verräter gehört hat.«
    Die kleinen Leute zögerten erst, stahlen sich dann jedoch einer nach dem anderen davon.
    »Jesse«, rief Krampus. »Öffne die Boxen und lass alle Tiere frei. Ihr anderen schafft die Fässer, den Karren und das restliche brennbare Material hier zu dem Pfosten in der Mitte.«
    Während Jesse die Rentiere freiließ, ging Krampus durch den Stall, spähte in jede Box und verharrte, als er fast am hinteren Ende angekommen war. Er öffnete ein Gatter und führte zwei Ziegen heraus. »Jesse, nimm die beiden Geschirre dort mit und folge mir.« Krampus führte Jesse und die Ziegen nach draußen zu dem grünen Schlitten. Während er sie anschirrte, redete er beruhigend auf sie ein. Dann führte er sie ein gutes Stück weit von den Gebäuden weg und band sie an einer Bank vor einem Garten fest.
    Er kehrte in den Stall zurück und ließ den Blick zufrieden über den Haufen aus Holz und Heu schweifen. Anschließend packte er die Leiche am Bein und schleifte sie zu dem Pfosten. Zusammen mit Makwa warf er den leblosen Leib auf den Haufen, als handelte es sich bloß um ein weiteres Stück Holz. Dann nahm er eine der Öllampen von ihrem Haken und warf sie auf den Haufen. Das Glas zerbrach, Holz und Heu fingen Feuer, und die Flammen breiteten sich knisternd aus.
    »Kommt«, rief er und führte sie hinaus. Sie überquerten den Hof und gingen durch einen gepflegten Garten mit Büschen in der Form von Mythengeschöpfen zum Haupthaus. Jesse

Weitere Kostenlose Bücher