Krampus: Roman (German Edition)
Bratpfanne vor ihm goss.
»Alles klar, genug der Verzögerungen, lasst uns aufbrechen.« Krampus klang wie ein Kind, das seine Geburtstagsgeschenke auspacken wollte. »Kommt schon. Raus … alle raus!« Sie gingen Richtung Tür. »Moment!« Stirnrunzelnd musterte er sie von oben bis unten. Dann nahm er Makwa den Speer und Chet die Pistole weg und warf beides in den Pappkarton mit dem Geld. »Außer euren Messern sollt ihr keine Waffen dabeihaben, nicht bei einer Julfahrt.«
Die Shawnees wirkten nicht besonders glücklich darüber, dennoch warfen sie und die anderen Belznickel ihre Waffen in den Karton.
Sie folgten Krampus nach draußen, wo der Herr der Julzeit sich eine Birke suchte und eine Handvoll langer, dünner Zweige abbrach. Er zog sich das Stoffband aus dem Haar und knotete es um das Bündel. Dann wischte er damit durch die Luft, offenbar zufrieden mit dem pfeifenden Geräusch, und gab Isabel einen leichten Klaps auf den Hintern.
»He«, rief sie. »Lass das!«
Krampus lachte. »Das ist gut. Das ist wunderbar.«
Der Herr der Julzeit nahm seinen Platz vorne auf dem Schlitten ein, und gleich dahinter saßen Isabel, die den Sack und das Rutenbündel trug, und Jesse. Vernon, Chet und die drei Shawnees quetschten sich zusammen auf die Rückbank.
Krampus hob schon die Zügel, aber dann zögerte er, den Blick auf den blutigen Kopf des Nikolaus gerichtet, der noch immer auf dem Speer steckte. »Du warst ein ungezogener Junge. Du darfst nicht mitkommen.« Er packte ihn bei den Haaren und schleuderte ihn fort. Der Kopf kullerte durch den Schnee, stieß dumpf gegen das lockere Fallrohr, kam auf der Wange zum Liegen und starrte sie aus toten Augen an.
»Los jetzt«, rief Krampus und ließ die Zügel schnalzen.
Die Ziegen machten einen Satz und stiegen über die Wipfel in den klaren Nachthimmel empor. Sie folgten dem Talverlauf nordwärts zu einer Ansammlung von Lichtern, Richtung Goodhope. Nicht allzu tief unter ihnen erkannte Jesse vereinzelte Häuser und Wohnwagen sowie die Scheinwerfer von Autos. Plötzlich musste er an Abigail und Linda denken, die irgendwo dort unten waren. Er hatte jedes Zeitgefühl verloren und fragte sich, ob sie wohl noch auf waren, ob mit ihnen alles in Ordnung war. Er wünschte sich nichts sehnlicher, als sie zu sehen, aber er wusste, dass er dazu keine Gelegenheit erhalten würde, nicht heute Nacht, nicht, solange Krampus in diesem Zustand war.
***
Krampus ging in Sinkflug, bis sie knapp über den Baumwipfeln waren. Er entdeckte eine Sackgasse am Ortsrand, wo nur ein paar vereinzelte Häuser standen, kreiste einmal über ihnen und landete. Der Schlitten kam unter einer Straßenlaterne zum Stehen.
Er sprang ab und schaute sich zwischen den Häusern mit den blinkenden Weihnachtslichtern um. Dann holte er tief Luft, wie um die kalte Nachtluft zu trinken. »Endlich bin ich hier.« Er schloss die Augen. »Schlussendlich … ist es vorbei. Baldr existiert nicht mehr, ich kann wieder die Segnungen der Julzeit durchs Land tragen und die dunklen Geister austreiben.« Krampus öffnete die Augen und wischte sich die Tränen weg. »Verzeiht, ich bin überwältigt von diesem Augenblick.« Er blickte sich zu ihnen um. »Ihr alle habt eine Rolle dabei gespielt, und dafür danke ich euch. Euch zu Ehren will ich diese Nacht zu einer denkwürdigen Nacht machen, das verspreche ich euch.« Krampus streckte die Hand aus. »Vernon, den Schlafsand.«
Vernon reichte ihm die Beutel. Krampus gab einen an Isabel und einen an Jesse weiter. Den dritten wollte er Makwa in die Hand drücken, doch dann überlegte er es sich anders und gab ihn Vernon zurück.
»Falls wir irgendwem über den Weg laufen, der nicht in Festtagsstimmung ist. Einfach ein paar Körner ins Gesicht werfen, dann schlafen sie wie kleine Kinder. Jetzt folgt mir und versucht, niemandem Leid zuzufügen, der euch nicht mit Gewalt droht.«
Jesse steckte den Beutel vorne in die Brusttasche, wo er leicht herankommen würde.
»Denkt dran«, sagte Krampus. »Wir sind wegen der Kinder hier, um sie zu lehren, dass sie den Herrn der Julzeit ehren müssen, um sie zum Glauben zu bringen.« Er ging über die Straße auf das nächstgelegene Haus zu.
»Warte«, sagte Isabel und packte ihn am Arm.
»Was ist denn?«
»Das nicht.«
»Warum nicht?«
»Die Leute haben keine Kinder.«
»Woher willst du das wissen.«
»Schau mal … im Garten stehen keine Spielsachen oder Fahrräder. Und auch keine Schaukel. Geh lieber zu den Nachbarn.« Sie zeigte
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