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Krampus: Roman (German Edition)

Krampus: Roman (German Edition)

Titel: Krampus: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brom
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er. »Ruhig, ich bin Krampus, der Geist der Julzeit. Ich bringe euch Geschenke.« Seine Stimme klang gütig und seltsam hypnotisch. Die Mädchen hörten auf zu schreien und beruhigten sich ein wenig. »Möchtet ihr eure Geschenke gerne sehen?«
    Die beiden antworteten nicht, sondern starrten ihn nur weiter aus schreckgeweiteten Augen an.
    Daraufhin legte Krampus das Rutenbündel beiseite, nahm den Sack von der Schulter, schloss die Augen und steckte die Hand hinein. Er brachte zwei dreieckige Goldmünzen zum Vorschein, die er den Mädchen vor die Nase hielt, und langsam wich der ängstliche Ausdruck auf ihren Mienen Neugier.
    »Goldmünzen aus dem Reiche Hel. Mit denen kann man viele schöne Dinge kaufen.«
    Die Kinder waren völlig in den Bann der Münzen geschlagen.
    »Hättet ihr sie gerne?«
    Beide nickten.
    Krampus streckte ihnen die Münzen hin, doch als die Mädchen danach griffen, zog er die Hand zurück. »Unter einer Bedingung. Erst müsst ihr meinen Namen aussprechen. Ihr könnt mich Krampus nennen, Herr der Julzeit. Also, sagt meinen Namen.«
    »Krampus, Herr der Julzeit«, sagten die beiden im Chor.
    Er nickte. »Gut so.« Damit überreichte er ihnen die Münzen.
    Die Mädchen bewunderten ihre neuen Schätze, und Jesse fragte sich, mit welchem Zauber der Alte sie wohl belegt hatte.
    »Das ist noch nicht alles, denn die Welt ist ein unerbittlicher Ort und alles in ihr hat seinen Preis. Ihr solltet wissen, dass ich jedes Jahr zur Julzeit über den Himmel fliege. Vielleicht kehre ich irgendwann hierher zurück, vielleicht auch nicht. Sollte ich euch mit einem Besuch beehren, dann erwarte ich, dass mein Tribut für mich bereitsteht. Ich erwarte, ein Zeichen eurer Verehrung vorzufinden. Traditionellerweise bringen die Menschen ihre Ehrerbietung zum Ausdruck, indem sie ihre Schuhe auf die Treppe stellen und eine kleine Gabe oder Leckereien für mich hineinstecken. Meint ihr, dass ihr das hinbekommt?«
    Die Mädchen nickten.
    »Gut, denn wenn ich Leckereien vorfinde, dann bekommt ihr vielleicht noch eine weitere Goldmünze oder sogar etwas Besseres. Aber wenn nicht …« Krampus nahm den Sack und das Rutenbündel, richtete sich zu seiner vollen Größe auf und sagte mit tiefer, bedrohlicher Stimme: »Wenn ich keinen Tribut vorfinde, stecke ich euch in meinen Sack und schlage euch blutig.« Dabei hieb er mit den Ruten auf den Sack, dass es knallte.
    Die Kinder fuhren zurück, und Jesse dachte schon, dass sie gleich wieder zu schreien beginnen würden.
    »Werde ich nächsten Winter Schuhe mit einer Kleinigkeit für mich darin vorfinden?«
    Beide Mädchen nickten ernst.
    »Gut. Wie lautet noch mal mein Name?«
    »Krampus.«
    »Sehr schön.« Er tätschelte ihnen die Köpfe. »Gute Nacht, meine kleinen Zuckerstückchen. Schlaft gut.« Damit verließ er das Zimmer.
    Isabel streute eine Prise Schlafsand über die beiden und deckte sie zu. Sie sahen aus wie schlafende Engel. Jesse fragte sich, woran sie sich am nächsten Morgen wohl noch erinnern würden. Nicht viel, hoffte er und auch, dass sie von nun an nicht in jeder Nacht schreiend hochfahren würden.

    Am Schlitten holten sie Krampus ein. Chet, Vernon und die Shawnees waren bereits eingestiegen. Wipi hatte den Truthahnrumpf auf dem Schoß, denn er und sein Bruder Nipi aßen immer noch, die Finger und Gesichter mit Soße und Fett verschmiert.
    »Auf zum nächsten Zuhause«, sagte Krampus und kletterte in den Schlitten.
    Isabel und Jesse taten es ihm nach.
    »Es geht noch weiter?«, fragte Vernon trocken. »Hört der Spaß denn niemals auf?«
    »Ja, es geht sogar noch viel weiter. Tanngnost und Tanngrisnir werden uns von einem Viertel zum nächsten tragen, allerdings habe ich nicht vor, jede einzelne Wohnstatt aufzusuchen. Wir müssen nur hier und dort vorbeischauen, den Rest erledigen die Kinder selbst. Sie werden die Kunde verbreiten und andere Kinder mit ihren Geschenken und Geschichten verblüffen … sie werden sie zum Glauben bringen. Solange sie glauben und solange ich Gefolgsleute habe, wird das Julfest gedeihen und sich ausbreiten. Mein Platz wird gefestigt, und kein Gott wird meine Herrschaft an sich reißen können. Nie wieder.«
    Kurz darauf segelten sie mitten auf der Straße über die Autodächer hinweg ins nächste Viertel. Unterwegs kamen sie an einem Mann vorbei, der vor einem Stoppschild in seinem Laster saß. Grinsend beobachtete er, wie sie vorbeiflogen, und fuhr dann weiter, als wäre nichts geschehen. Einen Block weiter lehnten ein Mann und

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