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Krampus: Roman (German Edition)

Krampus: Roman (German Edition)

Titel: Krampus: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brom
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endlich aus seiner Trance erwachte und sie sich auf die Socken machen konnten. Aber während der letzten paar Stunden hatte Krampus kaum etwas anderes getan, als vor sich hin zu murmeln. Einfach so herumzusitzen, brachte Jesse nun mal nicht näher an Abigail heran. Am liebsten wäre er zu Krampus gegangen und hätte ihn durchgeschüttelt, ihm den Ellbogen in die Rippen gebohrt, ihn irgendwie dazu gebracht, sich in Bewegung zu setzen. Er wollte nicht länger hier auf dem Boden herumsitzen und Halma spielen.
    »Ein bewachter Kessel kocht nicht«, sagte Isabel.
    »Damit komme ich einfach nicht klar«, knurrte Jesse kopfschüttelnd. »Das geht so nicht.«
    »Gewöhn dich dran«, erwiderte Vernon. »Er macht gerade eine seiner depressiven Phasen durch. Damals in der Höhle war er manchmal wochenlang so drauf, wenn nicht gar Monate. Er hat sich einfach zusammengerollt, sich nicht geregt und kaum geatmet, als wäre er tot. Aber dieses Glück hatten wir leider nie.«
    »Wochenlang?«
    »Ja, sicher. Oder er hat sich so sehr in eine miese Stimmung hineingesteigert, dass man überhaupt nicht mehr mit ihm reden konnte.«
    »Abigail hat aber nicht wochenlang Zeit«, sagte Jesse und schickte sich an aufzustehen.
    Isabel hielt ihn an der Schulter fest. »Du kannst ihn nicht noch weiter bedrängen, Jesse. Am Ende gehst du bloß wieder zu weit und machst es aller Wahrscheinlichkeit nach nur noch schlimmer.«
    Er riss sich von ihr los und stand auf. »Schlimmer für wen? Wohl kaum für Abigail.« Er stapfte zu Krampus hinüber und musterte ihn.
    Der Herr der Julzeit nahm keinerlei Notiz von seiner Anwesenheit.
    Jesse bückte sich und hob den Sack vom Boden auf. Mit einem Räuspern hielt er ihn Krampus hin. »Es ist Nacht. Kein Julfest ohne den Herrn der Julzeit.«
    Er wartete.
    Krampus starrte weiter in den Ofen.
    »Gibst du etwa auf? Kehrt der Herr der Julzeit seinem Fest den Rücken zu?«
    Er sah, wie Krampus sich versteifte, und wusste, dass das Tier in seinem Innern ihn gehört hatte.
    »Dann hat er letztlich doch gewonnen. Sankt Nikolaus … er hat dich geschlagen.«
    Die Sorgenfalten auf der Stirn des Alten vertieften sich, und seine Schwanzspitze begann zu zucken.
    Demonstrativ legte Jesse den Sack auf den Pappkarton neben Krampus. »Du hast vielleicht deinen Sack und deine Freiheit wieder … du hast sogar seinen Kopf, aber anscheinend hat er trotzdem gewonnen.«
    Krampus nahm einen Schluck aus der Flasche.
    »Du wolltest wissen, wie man den Menschen den Glauben näherbringt. Nun ja, wenn man will, dass sie etwas glauben … dann muss man ihnen etwas geben, woran sie glauben können. Du musst also in die Welt hinaus und groß und schrecklich sein. Du musst sie zum Glauben zwingen.«
    Plötzlich wirkte Krampus, als wäre ihm unbehaglich zumute.
    »Das passiert sicher nicht, solange du hier herumsitzt und schmollst oder an dieser Flasche nuckelst, als wäre es die Brust deiner Mutter.«
    Da nahm Krampus einen weiteren Schluck, diesmal einen tiefen, bevor er den Kopf in den Nacken lehnte und die Augen schloss, als wollte er die Welt aussperren.
    Jesse riss Krampus die Flasche aus der Hand.
    Völlig verblüfft starrte der Herr der Julzeit Jesse an.
    »Hohoho!«, rief Jesse und schleuderte die Tonflasche auf den Boden, woraufhin sie in kleine Stücke zersprang. »Eine scheißfrohe Weihnacht!«
    Sein Gegenüber versetzte ihm einen heftigen Stoß, der ihn von den Füßen riss und rückwärts gegen Freki schleuderte. Der Wolf winselte, sprang auf und humpelte aus der Kampfzone.
    »Dafür reiße ich dir das Herz aus der Brust!«, knurrte Krampus und stapfte auf Jesse zu.
    Der setzte sich auf und erwiderte den brennenden Blick des Alten. Er grinste. »Da! Das ist es!«, rief Jesse. »Sei schrecklich! Komm schon. Das ist doch dein Metier, benimm dich wie der Herr der Julzeit und nicht wie ein schmollendes Balg!«
    Krampus blieb stehen und starrte ihn finster an. »Wer bist du, dass du mir einen Vortrag übers Aufgeben hältst?«, höhnte er. »Du, ein Musiker, der Angst davor hat, sich seiner eigenen Muse zu stellen. Der den großen Gaben, mit denen man ihn bedacht hat, den Rücken zukehrt und das Innerste seiner Seele verleugnet.«
    »Ja … okay, wunderbar. Du bist genauso ein Verlierer wie ich. Absolut richtig.«
    »Pah«, knurrte Krampus und hob angewidert die Hände. Er wandte sich ab, ging zurück zum Ofen und nahm den Sack vom Karton. Eine Minute lang hielt er ihn vor sich, zerknautschte den Samt zwischen den Händen und

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