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Krampus: Roman (German Edition)

Krampus: Roman (German Edition)

Titel: Krampus: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brom
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aufkreuzte. Doch der nächste Schritt fiel ihm sehr viel schwerer als erwartet. Während er zusah, wie Linda das Käsesandwich in der Grillpfanne wendete, starrte er nebenbei auf ihren Hinterkopf, auf ihr wunderschönes Haar, und stellte sich ihr Gesicht vor, wenn der erste Schlag sie traf, den Schmerz, die Verwirrung, das Entsetzen. Er würde für immer damit leben müssen.
    Dillard biss die Zähne zusammen. Jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt, um schwachzuwerden.
    Damit nahm er die Plastiktüte, kehrte auf den Flur zurück und ging ins Badezimmer. Dort entleerte er seine Blase und zog sich dann bis auf die Socken aus. Fußabdrücke im Blut konnten genauso verräterisch sein wie jene von Fingern. Am einfachsten war es daher, die Socken hinterher zu verbrennen. Er machte sich keine Sorgen um eventuelle DNA-Spuren, schließlich war es sein Haus – mit dem Blut dagegen war es etwas anderes. Wenn er den Mord genauso brutal aussehen lassen wollte wie jene beim General, dann musste eine Menge Blut fließen, und er musste sichergehen, dass nichts davon auf seiner Kleidung landete. Er faltete seine Kleider zusammen und legte sie mit seiner Uhr und den Schuhen neben dem Waschbecken auf den Boden. Sobald er die beiden getötet und das Beweismaterial gegen Jesse deponiert hatte, würde er duschen und sich danach hier unten wieder anziehen.
    Er nahm die Handschuhe aus der Tüte, zog sie an und holte dann den kleinen Hammer hervor. Für den Anfang war dieses Werkzeug am besten geeignet. Damit würde er Linda einen festen, aber nicht zu festen Schlag verpassen, gerade ausreichend, um sie außer Gefecht zu setzen. Danach würde er ihr wahrscheinlich eine Kniescheibe zertrümmern, damit sie nicht weglaufen konnte, während er sich Abigail vorknöpfte. Anschließend würde er das Messer holen und sich ernsthaft an die Arbeit machen.
    Er öffnete die Tür und trat aus dem Badezimmer. Die kühle Luft kitzelte auf seiner nackten Haut. »Fleisch«, flüsterte er. »Sie sind bloß Fleisch.«

    ***

    Nichts.
    Schwärze.
    Licht.
    Er trieb im Wasser, und die Strömung zog ihn nach unten, immer tiefer und tiefer.
    Ertrinken. Würgen. Schwere. Der Schmerz des Fleischlichen. Sankt Nikolaus spürte kalten Stein unter sich und öffnete die Augen. Alles war in goldenes Licht getaucht. Verschwommene Bewegungen um ihn herum.
    Langsam nahm das Gesicht seiner Frau über ihm Gestalt an. Nicht das von Nanna, sondern das von Perchta, seiner erdgeborenen Frau. Als sie seine Hand ergriff, sprach Sorge aus ihren alterslosen Augen.
    »Er lebt«, flüsterte sie und fügte dann laut hinzu: »Sankt Nikolaus ist zu uns zurückgekehrt!«
    Lauter Tumult hallte durch den Raum. Nikolaus blinzelte. Er lag in der Kapelle, umringt von seinen niederen Frauen. Sie weinten und plapperten vor Freude durcheinander. Der Lärm stach ihm in den Schädel wie tausend Klingen.
    Das war also der Tod. Keine Gedanken. Keine Erinnerungen. Keine Reue. Nichts. Wie wunderschön.
    Zwei Geschöpfe in goldenen Gewändern – sie waren weder männlich noch weiblich – standen zu seinen Füßen. Ihre Schwingen waren von einem so leuchtenden Weiß, dass es beim Hinsehen schmerzte.
    Eine der beiden Gestalten sagte: »Es hat den Anschein, dass Gott deinen Tod nicht wünscht.«
    »Warum?«, keuchte er und räusperte sich. »Was bedeute ich ihr?«
    Die beiden Engel wechselten ein überraschtes Lächeln. »Warum? Weil du sie belustigst.«
    »Was tue ich?« Nikolaus setzte sich auf. Alles um ihn herum drehte sich. Er stützte sich mit einer Hand auf dem Steinblock ab. »Ich belustige sie? Diene ich denn keinem höheren Zweck als bloßer Unterhaltung?«
    »Du zauberst ein Lächeln auf Gottes Lippen. Genügt dir das nicht?«
    Nikolaus schwang die Beine herunter und versuchte aufzustehen. Seine Knie gaben nach, doch Perchta stützte ihn, damit er nicht hinfiel. »Ich bin nichts weiter als ein Spielzeug.«
    »Verärgert dich das?«
    »Ich bin es leid, die Götter zu unterhalten. Ich bin fertig mit Tanzen und Singen.«
    »Du willst nicht weitermachen?« Der Engel legte die Stirn in Falten. »Aber es gibt keine höhere Berufung, als der Herrin zu dienen. Ist das denn keine Ehre?«
    Von Ferne drang Glockenklang herüber, gefolgt von Stimmen. Es war das Lied, dieses schrecklich alberne Lied: »Morgen kommt der Nikolaus«.
    Er drehte sich zu den Frauen um, doch sie schienen nichts gehört zu haben. »Ich sagte, ich bin fertig damit. Mit allem. Sagt Gott, dass sie mich in Ruhe lassen soll!«
    »Du

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