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Krampus: Roman (German Edition)

Krampus: Roman (German Edition)

Titel: Krampus: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brom
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suchen, bei dem du für eine Weile unterkommen kannst.« Isabel bemühte sich sichtlich, gut gelaunt zu klingen, aber die Anspannung in ihrer Stimme war nicht zu überhören. »Alles klar?«
    Lacy wirkte verängstigt und unsicher, aber als Isabel sie mitzog, fügte sie sich bereitwillig. Gemeinsam gingen die beiden über den Fußweg zum Eingang der Kirche, wobei sie sich vorsorglich in den Schatten hielten.
    Jesse beobachtete die Leute durch die Scheiben. Anscheinend schmückten sie die Kirche für das Neujahrsfest. Ein großer Weihnachtsbaum mit blinkenden Lichtern stand vor einem der Fenster. Krampus starrte ihn mit finsterer Miene an.
    Durch die Heckensträucher schlüpfte Vernon zu einer Reihe Briefkästen. Darunter hingen Zeitungsröhren aus Plastik mit dem Logo des Boone Standard darauf. In einer steckte noch eine Ausgabe, die Vernon nun herausnahm und aufschlug. Auf dem Weg zurück zu ihnen überflog er die Artikel.
    »Liebe Güte«, sagte er. »Krampus, das hier solltest du mal lesen.«
    Der Herr der Julzeit beachtete ihn nicht und starrte bloß weiter den Weihnachtsbaum an.
    Vernon räusperte sich und fing an vorzulesen: »Weihnachtskobolde treiben in Boone County ihr Unwesen. Aus dem ganzen Bezirk treffen ungewöhnliche Meldungen über eine Reihe bizarrer Einbrüche und Sichtungen eines fliegenden Schlittens ein. Übereinstimmend sind dabei vor allem die Beschreibungen seltsam gekleideter Personen, die angeblich Hörner und leuchtende Augen haben. Stellenweise behaupten die Zeugen, es handele sich um Weihnachtsdämonen, während andere eine Bande kostümierter Verbrecher vermuten. Sheriff Wright erklärte dazu lediglich, dass die Polizei der Sache nachgehe. Quellen aus seinem Umfeld bestätigen, dass die Ermittlungen sich vornehmlich auf Bandenkriminalität konzentrieren. Mehrere Opfer berichten von verstörenden tätlichen Angriffen, Vandalismus und Einschüchterung.« Vernon übersprang einige Zeilen. »Allerdings konnte bislang niemand die Dutzende von Berichten erklären, denen zufolge die Bande höchst eigentümlicher Verbrecher mit einem von Ziegen gezogenen, fliegenden Schlitten unterwegs ist.«
    Chet kicherte und schüttelte den Kopf.
    »Moment«, fuhr Vernon fort, »hier ist noch was. Standard -Reporter Bill Harris erhielt von der zehnjährigen Carolyn aus Goodhope und ihren fünf Geschwistern einen abweichenden Bericht. Das Mädchen erzählte uns von einem großen, gehörnten Ungeheuer, das sich selbst als Krampus, Herr der Julzeit, bezeichnet und all jenen, die ihm (in Form eines Schuhs mit einer darin versteckten Leckerei oder einer kleinen Gabe neben der Eingangstür) Tribut zollen, Münzen dalässt. Des Weiteren berichtet sie, dass all jene, die Krampus keinen Tribut zollen, riskieren, dass der Dämon sie in seinen Sack steckt und auspeitscht. Bei weiteren Befragungen bestätigten Kinder und weitere Opfer aus derselben Gegend diese höchst sonderbare Geschichte, die dadurch untermauert wird, dass sämtliche Kinder die gleiche dreieckige Goldmünze vorweisen konnten. Danach gefragt, ob sie vorhätten, nächstes Jahr zu Weihnachten Leckereien oder kleine Gaben in ihre Schuhe zu stecken und sie neben der Eingangstür aufzustellen, versicherten sie glaubhaft, genau dies tun zu wollen.«
    Vernon zeigte ihnen die Bilder. Bei einem handelte es sich um ein Foto von Carolyn und ihren Geschwistern, die alle eine dreieckige Münze in die Kamera hielten. Ein weiterer, etwas unscharfer Schnappschuss zeigte Krampus und die Belznickel, wie sie mit ihrem Schlitten über eine Straße flogen. Die dritte Abbildung war eine Zeichnung eines hämisch lachenden, schwarzgesichtigen Teufels mit Hörnern, Hufen und einem geschwungenen Schwanz, der ein Rutenbündel schwang. Vernon las die Bildunterschrift vor. »Ein Jux? Oder geht der Weihnachtsdämon in unserer Stadt um?«
    Vernon setzte ein teuflisches Lächeln auf und hielt Krampus das Bild hin. »Also wirklich, alter Junge, das sieht dir zum Verwechseln ähnlich. Findest du nicht auch?«
    Krampus riss Vernon die Zeitung aus der Hand, zerknüllte sie, schleuderte sie zu Boden und stampfte darauf herum wie ein vom Veitstanz Gepackter. »Weihnachtskobolde!«, knurrte er. »Die ihr Unwesen treiben! Nein! Nein!« Wütend starrte er zur Kirche empor. »Überall sehen sie Teufel, obwohl sie selbst die einzigen verbliebenen Teufel sind. Warum müssen sie die Julbräuche so schaurig entstellen? Warum müssen sie alles pervertieren, was einst mir gehörte? Dieser Baum zum

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