Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Krampus: Roman (German Edition)

Krampus: Roman (German Edition)

Titel: Krampus: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brom
Vom Netzwerk:
Beispiel. Das ist ein Julbaum, kein Weihnachtsbaum. Immergrüne Zweige ins Haus zu tragen, um die Göttin zu ehren, die niemals stirbt, und die Rückkehr der Sonnenwärme zu feiern, ist ein uralter Brauch. Er reicht bis weit vor die Zeit der alten Druiden zurück, und es gab ihn schon lange, bevor das Christkind in seiner dreckigen kleinen Krippe aus seiner Mutter herausgekrochen ist. Wer sind diese Leute, dass sie es wagen, mir meine Bräuche zu rauben, sie zu entweihen und zu entwürdigen? Es wird Zeit, ihnen zu zeigen, dass der Herr der Julzeit sich nicht derartig verspotten lässt.« Er spuckte lautstark auf die Zeitung und stampfte Richtung Kirche.
    Jesse und Vernon warfen einander panische Blicke zu.
    »Warte«, sagte Jesse, rannte hinter Krampus her und hielt ihn am Arm fest. »Isabel hat uns gebeten, hier zu warten.«
    Doch Krampus riss sich von ihm los und ging weiter auf das Kirchenportal zu. Die Shawnees schlossen sich ihm an.
    »Toll gemacht«, sagte Jesse zu Vernon und versetzte ihm einen Stoß.
    Hilflos hob Vernon die Hände. »Was denn?«
    Chet lachte laut und rannte den anderen hinterher. »Ich hatte eh nie viel für die Methodisten übrig.«

    ***

    Margret Dotson stand in ihrer Küche und beobachtete, wie der Mann in dem komischen Kostüm ihre Zeitung stahl. Sie las den Standard zwar schon seit langem aus Prinzip nicht mehr, seit das Blatt sich 1992 für Clinton ausgesprochen hatte, trotzdem passte es ihr nicht, dass irgendein Dahergelaufener sich an ihrem Eigentum vergriff. Sie wollte gerade rausgehen, um dem Kerl die Meinung zu sagen, als sie seine Kumpane bemerkte, die draußen im Licht der Kirchenfenster herumlungerten. Letztlich hielt sie die Art und Weise zurück, in der sich das Licht in den Augen der Gestalten spiegelte – sie leuchteten orangefarben wie Reflektoren. Mit denen stimmte etwas ganz und gar nicht, es war geradezu unheimlich. Sie hatte keine Ahnung, um wen oder was es sich bei diesen Wesen handelte, mit Ausnahme des großen Kerls mit den Hörnern, den erkannte sie sofort … Er war der Satan.
    Margret nahm den Telefonhörer ab und rief bei der Polizeiwache von Goodhope an. Zu ihrer Zufriedenheit vernahm sie die Stimme des neuen, jungen Polizisten namens Noel und nicht den unhöflichen Kommandoton seines Chefs Dillard, der sie einmal verwarnt hatte, weil sie vor dem Postamt Blumen gepflückt hatte.
    »Polizei Goodhope. Officer Roberts am Apparat.«
    »Hier spricht Margret Dotson, Hill Street einundzwanzig, gegenüber der Methodistenkirche.«
    »Ja, Madam, wie kann ich Ihnen helfen?«
    »Wie soll ich es sagen, so ein Ding hat mir gerade die Zeitung gestohlen.«
    »Ich … verstehe.«
    »Es wäre schön, wenn Sie kurz vorbeikommen und mir mein Eigentum zurückholen könnten.«
    »Hm, nun ja … wir sind derzeit ziemlich beschäftigt. Vielleicht …«
    »Nichts vielleicht. Es steht direkt auf der anderen Straßenseite. Warum kommen Sie nicht einfach her und nehmen es fest, bevor es weglaufen kann?«
    »Misses Dotson, ich werde so bald wie möglich bei Ihnen vorbeisehen. Wie wäre es, wenn Sie mir den Verdächtigen erst einmal genauer beschreiben?«
    »Also, es sind sechs. Sie tragen seltsame Kostüme, haben dunkle Gesichter, Hörner und leuchtende Augen. Einer von ihnen …«
    »Wie? Liebe Güte!«, rief der junge Mann in den Hörer. »Sagten Sie, die Kerle halten sich bei der Methodistenkirche auf? Der an der First Street?«
    »Aber ja doch. Es gibt nur die eine.«
    »Madam, bleiben Sie im Haus. Wir sind auf dem Weg.«
    Als Margret auflegte, trat ein selbstzufriedenes Lächeln auf ihr Gesicht. Sie hatte nicht vor, der Aufforderung Folge zu leisten. Sie machte sich einen Gin Tonic, ging auf die Veranda hinaus und beobachtete die Gruppe von Teufeln dabei, wie sie auf das Eingangstor der Kirche zugingen. Dann ließ sie sich in der Schaukel nieder und freute sich auf die Vorstellung.

    ***

    Linda nahm gerade den Grillkäse aus der Pfanne und legte ihn auf Abigails Teller. Dillard betrat die Küche vom Arbeitszimmer her und näherte sich ihr ganz ruhig von hinten. Er schlenderte einfach mit dem Hammer in der Hand auf sie zu, mit nichts am Leib außer seinen schwarzen Socken und den Handschuhen.
    Als Abigail schrie, ein schriller, durchdringender Laut, wirbelte Linda herum. Dillard holte aus und zielte auf ihren Kopf. Linda machte einen Satz nach hinten und knallte gegen den Herd. Er hatte nicht mit ihrer Schnelligkeit gerechnet und geriet ins Stolpern. Der Hammer traf die

Weitere Kostenlose Bücher