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Krampus: Roman (German Edition)

Krampus: Roman (German Edition)

Titel: Krampus: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brom
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und leichte, spinnwebartige Gewänder umflatterten ihre geschmeidigen, eleganten Leiber. Aus dem Rücken wuchsen ihnen weiße Schwingen, und vor der Brust gegürtet trugen sie goldene Scheiden, in denen lange Schwerter steckten. Jesse fragte sich, ob sie wohl Engel waren.
    Da richtete einer der beiden den Blick auf ihn. Seine kalten Augen schauten Jesse prüfend auf den Grund seiner Seele und verkündeten, dass das Urteil über ihn bereits gefällt sei. Jesse grub die Finger in den samtenen Sack, als ein Schauer ihm bis ins Mark fuhr. Die Kehle schnürte sich ihm zu, als hätten sich eisige Finger um seinen Hals gelegt. Nach Atem ringend taumelte er davon, hinter die Kirche, wo ihn die schrecklichen Engel nicht sehen konnten. Dort ließ das Schaudern nach, und er schnappte keuchend nach Luft. Was zum Geier war das?
    Lauf! Lauf los!, hörte er die Stimme von Krampus in seinem Kopf. Das musste man ihm nicht zweimal sagen. Die Sache würde ohne Zweifel ein böses Ende nehmen, und er konnte nichts dagegen tun, außer sich ebenfalls umbringen zu lassen.
    Jesse rannte zu Chets Wagen, riss die Tür auf und warf den Sack auf den Beifahrersitz. Er stieg ein, kramte mit zitternden Fingern den Schlüssel hervor, rammte ihn ins Zündschloss und ließ den Motor an. Nachdem er den Gang eingelegt hatte, trat er aufs Gas. Die großen Räder drehten im Schneematsch durch, dann griffen sie, und der Pick-up machte einen Satz nach vorne. Schlamm spritzte auf, als Jesse mit schlingerndem Heck die schmale Straße entlangraste.
    Er spürte immer noch die kalte Berührung an seinem Hals, hörte immer noch das Loblied, das ihn aus tausend Kehlen verfolgte. Als er über den Kiesweg holperte, konzentrierte er sich darauf, nicht im Graben zu landen. Dann gab er Vollgas und raste so schnell wie möglich davon, während er versuchte, die Stimmen aus seinem Kopf zu vertreiben. Er wollte nur noch den schrecklichen Engeln entkommen.

    ***

    Als Polizeichef Dillard sah, dass die Sonne bereits über den Horizont kroch, warf er einen Blick auf die Uhr: kurz nach sieben. Oh Mann, ich komme hier niemals raus. Die Feuerwehr löschte immer noch Teile der Kirche – nach Dillards Meinung reine Zeitverschwendung, da das Gebäude ohnehin nicht mehr zu retten war. Er wäre schon vor Stunden abgehauen, wäre da nicht dieser dämliche Auffahrunfall gewesen. Anscheinend war Billy Tucker in den Jeep irgendeines Teenagers geknallt, und kurz darauf war Johnny Elkins in alle beide reingefahren. Nichts davon wäre geschehen, wenn die drei auf die Straße geschaut hätten, anstatt auf das Feuer. Noel war in die Notaufnahme verfrachtet worden, nachdem er Mrs. Powell davon hatte abhalten wollen, wegen eines kostbaren Gesangbuchs in die Kirche zurückzulaufen, und sich dabei Brandwunden an beiden Armen zugezogen hatte. Also musste Dillard dableiben, sich um das Chaos kümmern und sein Bestes tun, um den Unfallort abzusichern.
    Der Sheriff war ihm keine große Hilfe gewesen. Er war vor ein paar Stunden abgehauen, um zusammen mit seinen Hilfssheriffs die Gegend nach Jesse und seiner Bande abzusuchen. Wahrscheinlich schnüffelt der Dreckskerl in ebendieser Minute beim General herum. Hinzu kam, dass Dillard sich nach wie vor um Linda und Abigail kümmern musste. Immerhin gehen die beiden so schnell nirgendwohin … das hoffe ich zumindest. Die Kehle schnürte sich ihm zu. Ganz ruhig … sie können sich unmöglich befreit haben. Verdammt, das sind ein paar Bälle zu viel in der Luft. Dillard wusste, dass er nicht damit umgehen konnte, wenn er die Kontrolle verlor, und seines Wissens war seine Lage niemals zuvor derart außer Kontrolle gewesen. Er nahm den Hut ab und rieb sich die Schläfen. Hätte er doch bloß ein paar von den Pillen mitgenommen.
    Der Feuerwehrhauptmann, John Adkins, kam zu ihm herüber. »Sie wirken ziemlich durcheinander, Dillard. Macht Ihnen etwas Sorgen?«
    »Ja … ich habe heftige Kopfschmerzen, die einfach nicht nachlassen.«
    John betrachtete die Brandwunde in Dillards Gesicht. »Da sollten Sie mal jemanden einen Blick drauf werfen lassen.«
    »Mache ich.«
    »Sieht ganz danach aus, als hätten alle Schaulustigen das Interesse verloren«, bemerkte John. »Damit gibt es keinen Grund, dass Sie noch länger hier draußen in der Kälte herumstehen sollten. Warum fahren Sie nicht nach Hause und legen sich ein bisschen aufs Ohr? Meiner Erfahrung nach ist Schlaf das beste Mittel gegen Kopfschmerzen.«
    Schlaf, dachte Dillard. Den werde ich so schnell

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