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Krampus: Roman (German Edition)

Krampus: Roman (German Edition)

Titel: Krampus: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brom
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Auffahrt der Tuckers und dann so beiläufig wie möglich rückwärts wieder heraus, wobei er sich alle Mühe gab, keine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Da fiel ihm eine weitere Gestalt in Kapuzenjacke auf. Sie schlich durchs Unterholz des Kiefernwäldchens hinter seinem Anhänger, das Gesicht dicht über dem Boden, als folgte sie schnüffelnd einer Spur. Jesse warf einen Blick auf den Weihnachtssack auf dem Boden und fragte sich, ob die beiden Geschöpfe ihn riechen konnten. Er packte den Sack, um ihn aus dem Fenster zu werfen und einfach davonzufahren, als die Gestalt sich erhob. Jesse bemerkte eine Klauenhand, die schlaff an einem ausgestreckten Arm baumelte. Die Gestalt schnüffelte erneut, dann ruckte ihr Kopf zu Jesse herum. Sie trug eine Sonnenbrille, obwohl es bewölkt war. Als die Gestalt die Brille anhob, kamen dahinter zwei unverkennbare Augen zum Vorschein: Orangefarben glühend starrten sie Jesse an und folgten seinem Wagen, der langsam die Straße entlangfuhr.
    Er schob den Sack in den Fußraum zurück und unterdrückte den Drang, das Gaspedal durchzutreten. »Ruhig bleiben«, flüsterte er. »Schön ruhig bleiben.«
    Der Teufelsmann kam Richtung Straße. Jesse vermied es, in seine Richtung zu schauen, aber im Vorbeifahren spürte er den starrenden Blick der durchdringenden Augen. Noch ein kleines Stück. Nur noch ein kleines Stück. Im Rückspiegel beobachtete er, wie die Gestalt auf die Fahrbahn trat. Jesse wandte den Blick wieder nach vorne und schrie auf. Mitten auf der Straße stand noch eines von den Wesen, größer, fellbedeckt, mit Hörnern und einem Speer in der Hand. »Scheiße!«, rief Jesse und riss das Steuer nach links.
    Das Wesen klatschte mit der Hand auf das Beifahrerfenster, rannte neben dem Wagen her und spähte zu ihm hinein, wobei es grinsend die schmutzigen Zähne entblößte.
    Jesse gab Vollgas. Im Kies drehten die Räder durch, und einen Moment lang bereute er es, dass er die guten Reifen verpfändet hatte. Dann fanden sie Halt, und der Wagen beschleunigte schnell, während er über die unebene Straße holperte. Jesse warf einen Blick in den Rückspiegel – die Gestalten waren verschwunden. Im nächsten Moment ging ein heftiger Ruck durch den Wagen, gefolgt von Getrampel auf dem Dach der Fahrerkabine.
    Das Wesen rutschte die Windschutzscheibe herab und ging auf der Motorhaube in die Hocke. Einmal mehr bedachte es ihn mit einem schiefen Grinsen. Als sein Blick auf den Weihnachtssack fiel, weiteten seine Augen sich und loderten auf wie ein angefachtes Feuer. Es legte den Kopf in den Nacken und stieß ein gedehntes Heulen aus, oder eher ein Jaulen, bei dem sich Jesse die Haare aufstellten. Das Heulen wurde aus allen Richtungen beantwortet. Das Geschöpf holte aus und rammte die Faust durch die Windschutzscheibe. Das Sicherheitsglas gab nach, Risse bildeten ein Spinnennetzmuster darauf. Das Wesen befreite seine Hand mit einem Ruck und holte erneut aus, doch da riss Jesse das Steuer erst scharf nach links und dann nach rechts. Er ließ den Wagen auf der Straße hin und her schlingern, bis das Geschöpf den Halt verlor. Es rutschte über die Motorhaube, bekam aber noch einen Scheibenwischer zu fassen.
    Vor ihm liefen zwei weitere Teufelsmänner in langen Sätzen auf die Straße zu. »Himmel, die sind ja überall!«
    Der Kerl auf der Motorhaube zog sich gerade wieder hoch. Jesse machte erneut einen Schlenker und fuhr absichtlich durch ein Schlagloch. Die Erschütterung schleuderte den Teufelsmann mitsamt dem Scheibenwischer durch die Luft. Er landete in einer Schneewehe und purzelte außer Sicht.
    Die beiden vor ihm kamen schnell näher und versuchten, ihm den Weg abzuschneiden. Jesse hielt das Gaspedal durchgetreten. Der alte V8-Motor rasselte und röhrte, während der Wagen bergauf holperte. »Mach schon!«, rief Jesse. »Nun mach schon!« Gerade als er dachte, er hätte es geschafft, setzte das vordere der beiden Monster zum Sprung an, segelte über den Schnee und prallte gegen die Beifahrerseite. Der Wagen erbebte. Das Ding erwischte den Seitenspiegel, bekam den Griff zu fassen und öffnete die Wagentür.
    Direkt vor ihnen standen Millies Krippenszene und ihre Mülltonnen. Jesse riss das Steuer nach rechts und hielt geradewegs darauf zu. Der Teufelsmann knallte mitsamt der Beifahrertür gegen die Mülltonnen. Es folgten einige unwirkliche Sekunden, in denen sich alles in Zeitlupe zu ereignen schien. Jesse sah den Teufelsmann, Josef, Maria und das Jesuskind inmitten von Millies

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