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Krampus: Roman (German Edition)

Krampus: Roman (German Edition)

Titel: Krampus: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brom
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nicht.«
    »Du redest bloß Müll.«
    Chet zögerte, während er etwas abzuwägen schien. »Ich habe ein Foto von ihrer Leiche gesehen.«
    Jesse gefror das Blut in den Adern. Er hörte auf, an dem Klebeband herumzuzerren und blickte zu Chet auf. Der hielt Lynyrds Blick stand. Er schien seine Worte absolut ernst zu meinen.
    »Ein Foto?«, fragte Lynyrd. »Du willst allen Ernstes behaupten, dass du ein Foto von Dillards Frau gesehen hast, auf dem sie tot war?«
    »Ich hätte es lieber nicht gesehen.«
    »Wo war das?«
    »Dillard hat es mir selbst gezeigt.«
    »Schwachsinn.«
    »Doch, hat er.«
    »Warum sollte er das tun?«
    »Was weiß denn ich. Ich hab immer noch nicht kapiert, wie der Kerl tickt. Es war vor zwei Monaten, als ich ihm dabei geholfen habe, die alte Kühltruhe in seine Garage zu bugsieren. Als wir fertig waren, hat er mich gefragt, ob ich noch ein Bier mit ihm trinke. Natürlich habe ich ja gesagt. Aus einem Bier wurden erst zwei und dann vier, und danach weiß ich nicht mehr genau. Ich weiß nur noch, dass wir uns zwei Klappstühle geholt und uns noch in der Garage haben volllaufen lassen. Nach einer Weile fängt er dann an, über seine Frau zu reden und darüber, wie sehr er sie vermisst. Er flennt fast, aber weil ich zu dem Zeitpunkt schon hackedicht bin, spiele ich einfach mit. Er holt ein Nähkästchen vom Regal, ein besonders hübsches mit roten Rosen drauf, erklärt mir, dass es Ellen gehört hat, und macht es auf. Drinnen ist ein Hochzeitsfoto von den beiden. Ellen war echt hübsch, das muss ich sagen. Er glotzt das Foto an, als wollte er am liebsten reinkriechen. Bis dahin dachte ich immer, sie hätte ihn ausgenommen, deshalb sage ich, wie leid es mir tut, was sie ihm angetan hat. Da sagt er: ›Ja, ihr tut es auch leid.‹ Etwas an seinem Tonfall lässt mich aufmerken. Prompt pult er die Rückwand aus dem Rahmen und holt ein Polaroid hervor. Eine ganze Weile starrt er es an, mit versteinerter Miene, bevor er es mir zeigt. Darauf war sie zu sehen, seine Frau. Sie war tot. Daran bestand kein Zweifel, und es sah aus, als wäre es kein schöner Tod gewesen. Er sagt zu mir: ›Niemals hat einer Frau etwas so leid getan.‹ Und die Art, wie er es sagte … Mann, die hat mir das Blut in den Adern gefrieren lassen.«
    »Verdammt«, sagte Lynyrd. »Das ist ja wohl echt gruselig.«
    »Das kannst du laut sagen.« Chet blickte zu Jesse hinüber. »Deshalb würde ich mich an deiner Stelle von diesem Kerl fernhalten. Wenn man sich mit dem anlegt, handelt man sich nur Ärger ein … egal, wer man ist.«
    Jesse rauschte das Blut in den Ohren. Er hatte die Gerüchte schon mal gehört, aber erst jetzt, da er Chets Bericht aus erster Hand kannte, wurde ihm richtig klar, was sie bedeuteten. Ein Schauer lief ihm über den Rücken – seine kleine Tochter lebte bei einem Mann, der zu einem kaltblütigen Mord fähig war. Wozu war er noch alles in der Lage? Jesse riss das letzte Stückchen Klebeband ab und befreite seine Hand. Ein etwa bleistiftgroßes dunkelrotes Loch, aus dem das Blut hervorquoll, befand sich zwischen seinen Zeige- und Mittelfingerknochen. Er spreizte die Finger und ballte die Hand zur Faust. Es tat weh, aber alle Glieder bewegten sich wie erhofft.
    »Sieht aus, als hättest du noch mal Glück gehabt«, meinte Chet. »Hat die Knochen verfehlt. Aber wahrscheinlich musst du für ein Weilchen mit links wichsen.« Er schnaubte. »Wer weiß … vielleicht kannst du ja trotzdem noch auf deiner alten Gitarre rumschrammeln.«
    Zum ersten Mal in seinem Leben war es Jesse egal, ob er Gitarre spielen konnte oder nicht. Gerade dachte er nur an Abigail, die allein mit Dillard im Haus war. Jesse zog sich hoch und stolperte aus der Garage, auf seinen Wagen zu. Er riss die Tür auf und stieg ein.
    »He, Jesse.« Chet kam mit dem Sack voller Spielkonsolen zum Wagen. »Du hast was vergessen.« Er zog eine Schachtel hervor. »Kann ich eine behalten? Mein Neffe bettelt mich schon seit einem Jahr um so ein Ding an.«
    Jesse beachtete ihn nicht, während er versuchte, mit links die Schlüssel aus der Tasche zu kramen.
    »Nur damit das klar ist. Die Tour heute Abend musst du trotzdem machen.«
    Finster starrte Jesse ihn an.
    »Wie immer hinter der Schule. Sagen wir, um sieben. Lass uns nicht hängen. Und tu dir selbst einen Gefallen … hör auf das, was der General gesagt hat, und mach keine Dummheiten.«
    Jesse grinste höhnisch.
    »He, ich sage das nicht dir zuliebe, sondern weil ich Linda und Abigail zufällig

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