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Krampus: Roman (German Edition)

Krampus: Roman (German Edition)

Titel: Krampus: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brom
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gerade kein guter Zeitpunkt«, flüsterte Isabel.
    Jesse ignorierte sie und trat vor.
    Isabel packte ihn am Arm. »Warte.«
    Er riss sich los und ging weiter. »Krampus.«
    Der Alte legte die Stirn in Falten, blickte aber nicht auf.
    Da trat Jesse direkt vor den Herrn der Julzeit. »Krampus. Wir müssen uns unterhalten.«
    Der öffnete die Augen noch immer nicht, hob jedoch eine Hand und fuchtelte damit in der Luft herum. Isabel bemerkte die zunehmende Verärgerung im Gesicht ihres Herrn und wusste, was das bedeuten konnte. Sie eilte zu Jesse und legte ihm die Hand auf die Brust, um ihn zurückzuhalten. »Jesse«, sagte sie mit leiser, rauher Stimme. »Du musst warten.«
    Krampus steckte seinen Arm tief in den Sack. Anscheinend suchte er etwas. Mehrere Minuten vergingen. Isabel spürte, wie Jesses Anspannung mit jeder verstreichenden Sekunde zunahm.
    »Krampus«, sagte Jesse laut. »Es ist dringend.«
    Der Alte zog den Arm hervor, öffnete die Augen, starrte auf seine leere Hand und stieß ein Heulen aus. »Verdammt sei Odin«, fauchte er. »Verdammt seien die Walküren. Wo haben sie ihn versteckt?« Er fixierte Jesse und knurrte: »Du wagst es, mich zu stören?«
    Jesse wich nicht einen Schritt zurück. »Wir müssen sofort los. Wir müssen meine Tochter holen, bevor es …«
    »Nicht jetzt«, sagte Krampus und bedeutete ihm mit einem Wink, dass er verschwinden sollte.
    Seine beherrschte Reaktion überraschte Isabel, doch dann erkannte sie, wie erschöpft er war.
    »Nein«, beharrte Jesse. »Du verstehst das nicht, der General will …«
    » Du verstehst nicht. Ich muss Lokis Pfeil finden. Ohne ihn kann ich Baldr nicht aufhalten. Dann wird er uns alle töten.«
    »Krampus, du musst …«
    »Nein!«, brüllte Krampus und erhob sich mit zuckendem Schwanz. »Es steht dir nicht zu, mir zu sagen, was ich zu tun habe!«
    Isabel zerrte Jesse zurück. »Hör auf!«
    Doch der zeigte mit ausgestrecktem Finger auf Krampus. »Meine Kleine ist in Schwierigkeiten, und ich werde etwas dagegen unternehmen. Ich sag dir was, bleib einfach hier sitzen. Ich kümmere mich derweil um den Schlamassel.« Er riss sich von Isabel los und ging hinüber zu dem Pappkarton, in dem das Geld und die Waffen lagen.
    Krampus’ Gesicht verzerrte sich zu einer Grimasse. Er blähte die Nasenflügel und atmete in kurzen, harten Stößen. Isabel wusste, was als Nächstes kommen würde, und sie schaute hilflos zu, wie er die Zähne bleckte und die langen Fangzähne entblößte. Er riss die rot glühenden Augen weit auf. Sie wollte Jesse warnen, doch der Alte war mit drei langen Sätzen bei ihm. Anscheinend hatte Jesse etwas gehört, denn er fuhr herum, doch noch in der Drehung packte Krampus ihn mit einer Hand am Kragen und mit der anderen vorne an der Jacke. Er hob Jesse von den Füßen und knallte ihn gegen die Wand. Das ganze Gebäude erzitterte.
    »Du gehst nirgendwohin, solange ich es dir nicht erlaube.«
    Jesse schnappte nach Luft und erwiderte unter Mühen: »Ich scheiß auf dich. Ich bin keiner von deinen Sklaven.« Er packte seinen Gegner am Handgelenk und versuchte, sich ihm zu entwinden.
    Krampus schleuderte ihn zu Boden. »Haltet ihn fest«, befahl er.
    Schon waren die Shawnees über Jesse und packten ihn, ehe er sich aufrappeln konnte. Er schlug um sich und traf Makwa an der Schläfe, doch im nächsten Moment hatten sie ihn fest im Griff.
    Krampus stapfte auf Jesse zu und baute sich über ihm auf. Ein tiefes Knurren drang aus seiner Kehle. Isabel wusste, dass Jesse zu weit gegangen war, ihr war klar, dass Krampus Jesse nun beißen und ihn verwandeln würde.
    »Meine Geduld ist am Ende«, blaffte Krampus. Er ging in die Hocke, packte Jesses Arm und hielt ihn ausgestreckt vor sich hin. »Du lässt mir keine Wahl.« Er grinste und entblößte dabei einmal mehr seine Eckzähne.
    »Nein!«, rief Isabel. »Krampus, hör auf!«
    Der Alte beachtete sie nicht. Er öffnete den Mund, um Jesse zu beißen.
    Da stürzte Isabel auf ihn zu und drängte sich zwischen die beiden.
    Krampus starrte sie an, als hätte er sie am liebsten mit bloßen Fäusten zu Tode geprügelt.
    »Du hast einen Eid geschworen«, schrie Isabel. »Einen Bluteid!«
    Krampus wischte sie beiseite, sodass sie über den Boden kullerte und in die Bankreihen krachte. Isabel rollte sich ab, kam wieder auf die Füße und brüllte: »Bedeutet das Wort des Herrn der Julzeit etwa nichts? Wie unterscheidest du dich dann von Sankt Nikolaus?«
    Krampus sprang auf und funkelte Isabel böse an.

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