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Krampus: Roman (German Edition)

Krampus: Roman (German Edition)

Titel: Krampus: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brom
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ob du es willst oder nicht. Bin gleich zurück.«
    »Ja … in Ordnung.«
    Er ging Richtung Telefon und drehte sich dann noch einmal um. »Ach ja, hier. Ich hab dir eine Kleinigkeit mitgebracht.« Er zog eine Plastiktüte aus der Einkaufstasche und überreichte sie Isabel.
    »Was ist das?«
    »Sieh doch einfach selbst nach.«
    Sie schaute ihm noch einen Moment hinterher, bevor sie in die Tüte spähte und darin eine Packung Kaugummi mit Wassermelonengeschmack, einen riesigen Mandel-Schokoriegel und etwas aus Pelz entdeckte. Sie zog es heraus. Es war eine Wintermütze, schwarz-weiß und unglaublich flauschig. Als sie die Mütze emporhielt, stellte sie fest, dass sie aussah wie der Kopf eines Pandabären, mitsamt Nase, Ohren und großen, rührseligen Augen. Links und rechts baumelten weiche Ohrenklappen. Das Ding war absolut lächerlich, und kein Junge hätte sie jemals getragen. In der Tüte befand sich aber noch etwas. Isabel holte eine Schachtel hervor, klappte sie auf und starrte auf das Armband mit dem viel zu großen, herzförmigen Medaillon daran. Sie stieß einen leisen Schrei aus und schlug die Hand vor den Mund. Anscheinend hatte Jesse bei Schmuck einen ebenso schlechten Geschmack wie bei Frauenmützen, trotzdem wollte das glückliche Lächeln nicht von ihren Lippen verschwinden. Sie riss das Armband aus der Schachtel und schob es sich über die Hand. Sie wusste, dass es bloß Tand war, aber es glitzerte und war unglaublich mädchenhaft. Einem Monster kaufte man so etwas nicht, und für einen Moment fühlte Isabel sich wieder wie ein junges Mädchen. Sie schloss die Augen und genoss das Gefühl. Eine Träne rann ihr über die Wange und dann noch eine. Sie versuchte, sich zu erinnern, wann ihr zum letzten Mal jemand etwas geschenkt hatte. Daniel einen Ring, vor gut vierzig Jahren. Sie wischte sich über die Augen. »Schluss damit«, flüsterte sie. »Jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt, um weinerlich zu werden.«
    Da legte Jesse auf und näherte sich ihr eilig.
    Isabel schob ihre Kapuze zurück, zog die Mütze auf und band hastig die Ohrenklappen unterm Kinn zusammen. Sie hoffte, dass sie so albern aussah, wie sie sich fühlte, und konnte es kaum erwarten, sein Gesicht zu sehen.
    Jesse nahm den Benzinkanister. »Wir müssen zurück.« Er folgte dem Kiesweg, ohne sie auch nur eines Blickes zu würdigen. Seine Miene war grimmig und entschlossen.
    Verwirrt zögerte Isabel und verspürte einen kleinen, schmerzhaften Stich. Was ist da gerade passiert? Sie nahm die Einkaufstasche und schloss im Laufschritt zu ihm auf.
    »Sie sind hinter Abigail her«, sagte er angespannt.
    Isabel wusste nicht, was sie sagen sollte.
    »Lindas Mutter hat mich gefragt, warum Ash Boggs bei ihr aufgetaucht ist und nach Abi gefragt hat. Mehr wollte die alte Hexe nicht sagen, kein Wort. Dafür hat sie mich immer wieder gefragt, was ich getan habe. Weißt du, was das bedeutet?«
    Isabel schüttelte den Kopf.
    »Das bedeutet, dass der General seine Drohung wahr machen will, nicht mehr und nicht weniger. Scheiße.« Sein Tonfall wurde rauh und hart. »Verdammte Scheiße!«
    Mit langen Schritten eilte Jesse voraus, und Isabel musste in Laufschritt verfallen, um mit ihm mitzuhalten.
    »Wer weiß, was der General mit ihr macht«, sagte Jesse, doch er schien eher mit sich selbst zu reden. »Ich muss etwas unternehmen, bevor es zu spät ist.«

    ***

    Isabel sah zu, wie Jesse den Kanister in den Tank leerte, ihn zuschraubte und hinten in den Wagen warf. Als sie ankamen, saß Vernon auf den Stufen. Er schaute zu Isabel auf, und sein Blick blieb sofort an der Mütze auf ihrem Kopf hängen. Er kicherte. »Das ist ja wirklich allerliebst. Ich hoffe wirklich, dass ihr Makwa auch so eine mitgebracht habt.« Jesse wollte an ihm vorbeilaufen, doch Vernon hielt ihn mit ausgestrecktem Arm zurück. »Moment. Ich an eurer Stelle würde da jetzt nicht reingehen.«
    »Warum?«, fragte Isabel. »Was ist passiert?«
    »Nichts. Der hässliche Alte hat nur mal wieder miese Laune. Weiter nichts.«
    Jesse drückte Vernons Arm weg und ging rein. Isabel folgte ihm. Sie trafen Krampus im Schneidersitz vor dem Ofen an. Er hatte die Augen geschlossen und einen Ausdruck höchster Konzentration im Gesicht. Der Sack stand vor ihm, und um seine Füße lagen Pfeile aus Gold und Bronze verstreut. Sie sahen uralt aus. Die Shawnees saßen ein Stück entfernt und beobachteten ihn mit nervösen Mienen. Wipi warf ihnen einen Blick zu und schüttelte warnend den Kopf.
    »Das ist

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