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Krampus: Roman (German Edition)

Krampus: Roman (German Edition)

Titel: Krampus: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brom
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und Dämonologie verdammte. Unermüdlich versuchte er, den Zauber zu brechen, der auf Lokis Sack lag. Schon damals war er der Macht des Blutes auf der Spur, und er blutete mich so gut wie aus, in der Hoffnung, den Zauber mit meinen Lebenssäften abwandeln zu können. Selbst die letzten Alten spürte er auf, größtenteils Elfen und einige wenige Zwerge, und ließ sie für seine Zwecke schuften. Sie befestigten mein Haus im Wald mit Zinnen und steinernen, stachelgekrönten Mauern. Obendrein höhlte er den Keller aus und machte ein großes Gewölbe daraus, in dem er seinem Zauberwerk und seinen bösartigen Bestrebungen nachgehen konnte. Während er mich in diesem Keller verfaulen ließ, ging er …«
    Die Stimme des Erzählers erstarb, und er musterte Jesse. Der Kopf des Verletzten war ihm auf die Schulter gesackt, und er hatte die Augen geschlossen. Er schien nicht mehr zu atmen.
    »Anscheinend rede ich mit mir selbst.« Krampus verschränkte die Arme vor der Brust und schnaubte. Er ließ den Blick über die Toten schweifen und atmete den Geruch von deren Blut tief ein. Es hatte sich gut angefühlt, die Bösen zu töten. Seit mehr als tausend Jahren hatte er sich nicht mehr so lebendig gefühlt. Er dachte an den bösen Mann, von dem Jesse geredet hatte. Wer ist dieser Kerl, Jesse? Dieser Dillard? Hat er für seine Taten wirklich den Tod verdient? Das wüsste ich nur zu gerne.
    Er stieß Jesse an, doch der reagierte nicht. Krampus beugte sich über ihn, beschnupperte ihn und lächelte. »Jesse, dein Geist ist stark. Du hältst am Leben fest, obwohl du tot sein solltest.« Er blickte auf die übel zugerichteten Hände des Mannes. Es wäre ein Jammer, jemanden zu verlieren, der über die Gabe der Musik verfügt.
    »Möchtest du mich begleiten? Würdest du diesen Dillard gerne selbst töten?«
    Jesse antwortete nicht.
    Krampus trommelte mit seinen langen Fingern auf das Blatt des Speers. »Ich glaube, das möchtest du gerne. Ja, ganz sicher.« Er hob Jesses Arm und biss ihm ins Handgelenk.

Kapitel 10
    Die Weissagung der Knochen

    E in Lied … von weit her … »Achy Breaky Heart.« Jesse kam zu dem Schluss, dass er in der Hölle gelandet sein musste, weil sie diesen entsetzlichen Song unmöglich im Himmel spielen konnten. Er schlug die Augen auf. Die Hölle sah aus wie die Fahrerkabine eines Lieferwagens. Schnell setzte Jesse sich auf, zu schnell, denn erneut begann sich alles um ihn zu drehen. Er krallte die Finger in den Sitz und stöhnte.
    »Es wird dir bald bessergehen.«
    Jesse stellte fest, dass Krampus mit einem schalkhaften Grinsen im Gesicht neben ihm saß. »Oh nein«, sagte Jesse und versuchte, sich auf einen Fleck zu konzentrieren. »Du bist ja immer noch da.« Er musste sich anstrengen, um nicht auf dem Sitz hin und her zu schwanken. Vielleicht war er nach wie vor betrunken. Dann fielen ihm der Sack und der Speer auf dem Schoß des Herrn der Julzeit auf. »Du bist nicht angeschnallt.«
    »Angeschnallt?«
    »Wo fahren wir hin?«
    »Baldr töten. Deine Freunde haben sich dafür entschieden, uns zu begleiten.«
    Jesse blinzelte, rieb sich die Augen und sah, dass Chet am Steuer saß. Nur sah Chet eigentlich nicht mehr wie Chet aus. Er war ein Belznickel, oder zumindest war er auf dem besten Wege, einer zu werden. Seine Haut war grau gesprenkelt wie Holzkohle. Der Mann neben ihm auf dem Beifahrersitz drehte sich um, und Jesse erkannte, dass es sich um den General handelte. Auch seine Haut war dabei, sich zu verfärben, und seine Augen glühten. Er sah aus, als hätte er entsetzliche Angst.
    »Dumm gelaufen, Arschgesicht«, sagte Jesse und lachte.
    Krampus lachte auch. »Der Kleine hat unter einem Toten hervorgelugt. Er wirkte verloren und verängstigt, also habe ich ihn mitgenommen. Sag mal, du Naseweis, was hältst du von der Idee, mir mit Chet zusammen ein Ständchen zu singen?«
    Der General antwortete nicht, sondern starrte Krampus nur mit gehetztem Blick an, wie ein Mann, dem es nicht gelingt, aus einem bösen Traum zu erwachen.
    »General, ich befehle dir und Chet, ›Jingle Bells‹ für mich zu singen … und bitte hübsch melodisch. Auf drei: Eins, zwei, und eins zwei drei …«
    Jämmerlich schief und nicht im Takt begannen sie zu singen.
    Jesse lachte erneut und verspürte dabei ein deutliches Unwohlsein in Rücken und Brust. Er verstummte. Man hat mich abgestochen. Die Erinnerung stieg aus seinem vom Met vernebelten Verstand auf. Er berührte seinen Bauch und sein Bein. Die Nägel waren

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