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Krampus: Roman (German Edition)

Krampus: Roman (German Edition)

Titel: Krampus: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brom
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Ende bereiten.«
    »Warum … willst du den Weihnachtsmann überhaupt … umbringen?«, brummte Jesse so leise, dass er kaum zu verstehen war. »Menschenskind, er ist der Weihnachtsmann. Er verteilt Geschenke an die Kinder … er macht lauter nette Sachen.« Jesse hustete. »Gib mir noch einen Schluck von dem Zeug.«
    »Er ist keineswegs Sankt Nikolaus, und auch nicht der Weihnachtsmann«, sagte Krampus, während er die Flasche an Jesses Lippen hob. »Sankt Nikolaus ist eine Lüge. Sein Name ist Baldr. Das habe ich dir neulich erst gesagt. Erinnerst du dich nicht?«
    »Ja, Baldr. Schon klar.«
    »Du verstehst es nicht. Du weißt nichts über ihn, nichts von seiner Hintertriebenheit.« Krampus’ Blut geriet in Wallung. »Wie er mich und ganz Asgard hintergangen hat. Wie er uns alle in den Untergang gestürzt hat.« Er verstummte und lauschte Jesses angestrengtem Atmen. »Möchtest du davon erfahren?«
    »Wovon?«
    »Von Baldrs Verrat?«
    »Nein … eigentlich nicht.«
    »Du solltest aber darüber Bescheid wissen. Jeder sollte davon wissen.« Krampus nahm einen tiefen Schluck aus der Flasche und wischte sich mit dem Arm über den Mund. »Seine Schurkerei, seine wahre Schurkerei … die hat ihren Anfang nach seiner Rückkehr genommen, nach seiner Wiedergeburt, kurz nachdem Ragnarök durch Odins Reich gefegt war, etwa elfhundert Jahre nach der Geburt des Christkinds. Hörst du mir überhaupt zu?«
    Jesse schüttelte den Kopf.
    »Damals fiel Asgard in Krieg und Feuer, als all die alten Götter starben. Doch keine tosende Apokalypse verschlang die Erde, wie es weisgesagt worden war. Die Menschheit hatte inzwischen vielmehr neue Götter und bemerkte das Dahinscheiden der alten kaum. Wir erdgebundene Geister fühlten uns auf einmal verlassen und allein in einer Welt, die uns nicht mehr freundlich gesonnen war. Im Laufe der nächsten paar hundert Jahre brachte man den Menschen bei, uns zu fürchten und uns oder diejenigen, die uns noch verehrten, zu verjagen. Unsere Schreine wurden niedergebrannt und entweiht. Als man uns keinen Tribut mehr zollte und keine Opfer mehr darbrachte, gaben die meisten von uns auf. Sie verblassten, fielen dem Vergessen anheim, und Vergessen ist der Tod … der einzige wahre Tod für Wesen von meiner Art.
    Auch die mir geweihten Schreine suchte bald niemand mehr auf. Zu Beginn des vierzehnten Jahrhunderts zerfraß eine neue Tradition namens Weihnachten allmählich das Land, und während sich mehr und mehr Menschen diesem elenden Fest zuwandten, gerieten die Julzeit und die Wintersonnenwende in Vergessenheit. Mir war klar, dass auch ich bald verloren sein würde.«
    Krampus holte tief Luft. »Beinahe hätte ich aufgegeben. Aber während ich durch die Winternächte streifte und mit ansah, wie die neue Religion die Pracht der Julzeit pervertierte, fing das Blut in meinen Adern an zu brodeln. Ich war Krampus, der große und schreckliche Herr der Julzeit, und ich gelobte, diese Kränkung nicht länger hinzunehmen, sondern mich den Menschen in Erinnerung zu rufen und sie zum Glauben zu zwingen. So begann meine Wiedergeburt. Ich ließ mich dazu herab, von Haus zu Haus zu gehen. Loki hatte mir seinen Sack hinterlassen; den nahm ich mit und belohnte all jene, die sich an mich erinnerten und mir die angemessenen Ehren erwiesen. Doch für jene, die das nicht taten … für die war ich ein Schrecken.«
    Krampus grinste. »Ich schlug sie mit Birkenästen, und diejenigen, die meinen Schäfchen Böses antaten, steckte ich in Lokis Sack und prügelte sie durch, bis sie nicht mehr laufen konnten. So bedeutete der Name Krampus nach und nach wieder etwas. Wenn Baldr nicht gekommen wäre, wer weiß … vielleicht wäre heute mein Gesicht auf all den Cola-Anzeigen, vielleicht würden die Leute meinen Ballon auf der Jultagsparade steigen lassen, meine Belznickel würden in den Straßen die Glöckchen läuten und Tribut einfordern oder in den Kaufhäusern sitzen, um kleinen Jungen und Mädchen haltlose Versprechungen zu machen. Vielleicht … wenn ich bloß kein Mitleid mit diesem seelenlosen Geschöpf gehabt hätte.«
    Er schaute zu Jesse, dem das Kinn wieder auf die Brust gesunken war. »Hallo?«
    Jesse antwortete nicht.
    Krampus streckte den Finger aus und wackelte an einem der Nägel, die noch immer aus dessen Bein ragten.
    »Aua!«, schrie Jesse. »Pass auf. Was ist eigentlich mit dir los?«
    »Du lebst noch.«
    »Ja … ich lebe noch. Hab ich ein Glück.«
    Krampus nickte. »Gut … also, wo war ich?

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