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Krampus: Roman (German Edition)

Krampus: Roman (German Edition)

Titel: Krampus: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brom
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Innern des Weihnachtssacks erblickte er die Ecke einer Schachtel. Er steckte seine Pistole in die Jackentasche und zog die Schachtel hervor. Dann grinste er. Es war eine nagelneue Teen-Tiger-Puppe.
    »Ja, meine liebe Abigail, den Weihnachtsmann gibt es wirklich.«
    Er begutachtete die Puppe. Mit Eyeliner dick umrandete, verführerische blaue Katzenaugen funkelten ihn unter einer glitzernden Haarpracht hervor an. Jesse sinnierte gerade darüber, ob der kirschrote Schmollmund der Puppe, der Minirock im Tigerprint und das bauchfreie Oberteil wirklich kindgerecht waren, da fiel ihm auf, wie seltsam es war, dass er sie überhaupt in der Hand hielt. Da es sich hierbei um den Sack des Weihnachtsmanns handelte, war zu hoffen gewesen, dass er voller Spielzeug war. Natürlich hatte er auch gehofft, dass eine Teen-Tiger-Puppe darunter sein würde, oder? An welche genau hatte er gedacht? Er betrachtete die Puppe erneut. Es war Tina Tiger, jene, die seine Tochter sich wünschte. Gleich obenauf lag sie, als hätte der Sack sie für ihn bestimmt. Als hätte das Ding meine Gedanken gelesen. Die Haare auf seinen Armen stellten sich auf, und er bedachte den Sack mit einem misstrauischen Blick. Immer mit der Ruhe. Du bist schon durcheinander genug. Er holte tief Luft.
    Jesse hob den Sack hoch und stellte überrascht fest, wie leicht er war; er konnte ihn am ausgestreckten Arm in einer Hand halten. Er hatte in etwa die Maße wie eine große Golftasche. Er schüttelte den Schnee von dem Sack und trug ihn mitsamt der Puppe ins Esszimmer. Dann zog er die Schlafzimmertür zu, damit die Kälte und der Schnee draußen blieben.
    Inzwischen war der Notarztwagen eingetroffen und tauchte den Raum in blau und rot flackerndes Licht. Jesse warf den Sack auf den Boden und starrte ihn an, bis er seine Zigarette zu Ende geraucht hatte. Dann zog er einen Küchenstuhl heran und setzte sich. Er hakte einen Daumen in den Sack und hielt ihn auf, während er vorsichtig hineinspähte, als rechnete er damit, dass ihn jeden Moment etwas anspringe. In dem Sack war es dunkel. Das schwarze Samtfutter verschwand in den Schatten, weshalb Jesse nur etwa zehn Zentimeter tief hineinsehen konnte. Den Schatten haftete etwas Unnatürliches an, und je länger Jesse sie betrachtete, desto überzeugter war er, dass es überhaupt keine Schatten waren, sondern Rauch, ein dichter, wirbelnder Dunst. Der Rauch wogte und wallte, drang jedoch nicht aus dem Sack hervor.
    Er stieß den Sack vorsichtig an. Er fühlte sich voll an, ähnlich wie der zerknautschte Sitzsack, den er als Kind besessen hatte. Zwar konnte er den Sack auf allen Seiten eindrücken, aber das Ding nahm immer wieder seine alte Form an. Jesse wollte unbedingt wissen, was sich darin befand, doch er hatte es nicht eilig damit, die Hand in den dichten Rauch zu stecken, um es herauszufinden.
    Erneut spähte er durch die Öffnung und dachte daran, wie entzückt Abigail sein würde, wenn er ihr nicht nur eine, sondern vielleicht sogar zwei dieser kleinen, nuttigen Puppen mitbringen würde. Er schluckte und ließ die Hand langsam hineingleiten. Seine Finger verschwanden als Erstes im Rauch, dann die Hand und schließlich der ganze Unterarm. Ihm fiel auf, dass es im Innern des Sacks sehr viel wärmer war, und mit einem Mal hatte er das überwältigende Gefühl, dass das Ding lebendig war, dass er ihm die Hand in den Schlund gesteckt hatte und dass es jeden Moment zubeißen konnte wie eine zuschnappende Bärenfalle. Da stieß etwas gegen sein Handgelenk, und mit einem Schrei zog er die Hand aus dem Sack. Er begutachtete seinen Arm, als erwartete er, dass er voller Blutegel sei, aber es war alles in Ordnung.
    »Verdammt noch mal. Sei nicht so ein Weichei.«
    Er dachte an eine weitere Puppe – die asiatische mit der Drachentätowierung –, biss sich auf die Unterlippe und schob die Hand erneut durch die Öffnung, diesmal bis zum Ellbogen. Dabei hoffte er inständig, dass seine Finger noch dran sein würden, wenn er sie wieder herauszog. Er tastete umher, bis er den Gegenstand wiederfand. Das Ding fühlte sich an wie eine Schachtel, und Jesse war kein bisschen überrascht, als er es herauszog und in die exotischen lilafarbenen Augen von Ting Tiger schaute.
    Jesse schnaubte. Na schön, ich hab’s kapiert. Er dachte an die Goth-Puppe und danach an die Rothaarige und holte eine nach der anderen aus dem Sack hervor. Damit ließ er es jedoch nicht gut sein. Erst vorige Woche hatte Abigail mit dem Toys-»R«-Us -Werbeprospekt

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