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Krank (German Edition)

Krank (German Edition)

Titel: Krank (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Kerley
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liebsten den Kopf abgerissen, als er mich am Tatort entdeckte. Das war alles andere als professionell. Was stimmt mit dem Typen nicht?«
    McCoy nahm einen Schluck Wein und seufzte. »Sein Vater und Großvater waren hier schon Sheriff, was dazu geführt hat, dass Roy veraltete Ansichten vertritt. Früher legte der Sheriff seine eigenen Regeln fest, tat Verwandten und Freunden Gefallen und rächte sich an Feinden. Roys Vater ist vor sechs Jahren gestorben. Er war mit der Frau eines Freundes im Bett und erlitt einen Herzinfarkt.«
    »Und deshalb hat Beale junior den Job gekriegt?«
    »Drei Jahre lang hatten wir einen Interims-Sheriff. Dann wurde neu gewählt. Roy ist mit der Hälfte der Einwohner dieses Countys verwandt. Ich vermute mal, dass jeder Verwandte, der ihm seine Stimme gab, davon ausging, dass ihn sonst keiner wählen würde, der noch halbwegs bei Verstand ist.«
    »Na, das klingt ja nicht gerade vertrauenerweckend.«
    »Roys Vater und Großvater waren sture, humorlose Männer. Und knallhart. Roy ist eher weich und muss nun den starken Mann markieren. Manchmal, wenn er redet und prahlt, erinnert er mich an einen Studenten, der Heinrich V. spielt. Zu dumm nur, dass ich Lawrence Olivier in der Rolle gesehen habe.«
    Sein Vergleich brachte mich zum Lachen. McCoy lehnte sich zurück, verschränkte die Arme auf der Brust und betrachtete den sich dunkler färbenden Himmel. »Zum Glück hat hier Donna Cherry das Sagen«, meinte er. »Jedenfalls ab und an.«
    »Mir ist aufgefallen, dass sie den hiesigen Gesetzesvertretern manchmal sagt, wo es langgeht, und sich dann wieder raushält.«
    »Wegen der knappen Finanzen sind die Staatspolizei und die Sheriff Departments personell unterbesetzt. Aus diesem Grund wurde die Eastern Kentucky Combined Law Enforcement zur besseren Verbrechensbekämpfung in ländlichen Gegenden ins Leben gerufen. Wir gehören zur Region 5, der Cherry vorsteht. Sie hat in Berea gearbeitet, wo schätzungsweise fünfzehntausend Leute wohnen, aber ursprünglich stammt sie aus Woslee County. Sie war die Erste in ihrer Familie, die auf ein College ging und die Highschool absolvierte.«
    Ich faltete die Hände im Nacken, schaute McCoy in die Augen und grinste.
    »Arbeiten Sie öfter für Donna Cherry als Spion, Lee? Oder tun Sie das heute zum ersten Mal?«
    Er hörte auf zu schaukeln.
    »Wie bitte?«
    »Sie sind heute Morgen einfach so bei mir aufgetaucht, haben mich eingeladen, Sie zu begleiten, und mir viele Fragen gestellt. Wahrscheinlich hätten Sie mich auch noch zum Abendessen eingeladen, wenn ich Ihnen nicht zuvorgekommen wäre. Das geht doch auf Cherrys Kappe, oder? Ich kann sie beinah hören. Könnten Sie nicht versuchen, an Ryder ranzukommen, Lee? Wir müssen wissen, ob aus dem Psychopathen-Jäger ein psychopathischer Killer geworden ist. «
    Mein Versuch, Cherry nachzuäffen, ließ schwer zu wünschen übrig. Mein Bruder hingegen, ein begnadeter Imitator, hätte ihre Stimme garantiert perfekt nachgeahmt. McCoy räusperte sich, drehte sich mit hochrotem Kopf zu mir um und versuchte erst gar nicht, mich mit Ausreden abzuspeisen.
    »Donna wollte, dass ich mit Ihnen ein paar Stunden wandere und Sie besser kennenlerne. Sie hält mich für einen guten Menschenkenner.«
    »Und wie lautet Ihr Urteil?«
    Er deutete mit dem Kinn auf den Tisch im Wohnzimmer, der immer noch nicht abgeräumt war. »Ich bin mir ziemlich sicher, dass geisteskranke Mörder nicht so gut kochen.«
    »Und wie lautet Cherrys Einschätzung?«, fragte ich. »Was hält sie von mir?«
    McCoys Gesicht wurde vor lauter Scham noch röter. »Sie meinte, wir bräuchten Klarheit, aber dass Sie zu, ähm, albern für einen Mörder seien.«

Kapitel 9
    Am nächsten Morgen weckte mich das Hämmern eines Waldspechtes, der auf einem nahe gelegenen Baum sein Unwesen trieb. Tja, dieses Exemplar war offenbar der vielbeschworene frühe Vogel, der den Wurm fängt. Während ich mich streckte und gähnte, fiel mir wieder ein, dass nachts eine Sturmfront vorbeigezogen war. Ich hatte ein paar Minuten lang gelauscht, wie die Regentropfen auf das Metalldach prasselten, und war dann wieder eingeschlafen.
    Meine erste Ferienwoche war schon fast vorbei, aber mir blieben ja noch drei. Ursprünglich hatte ich vorgehabt, hier meinen Gewinn einzulösen und dann irgendwo anders hinzufahren, doch ich mochte die Berge, den Kletterunterricht und die ausgiebigen Wanderungen mit Mix-up. Und dass hier gerade eine Mordermittlung im Gange war, beruhigte mich – wenn

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