Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Krank (German Edition)

Krank (German Edition)

Titel: Krank (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Kerley
Vom Netzwerk:
ich.
    Cherry nickte, woraufhin ihre Ohrringe zu schaukeln begannen. »Sie stellen sich dumm und bestärken damit Krenklers Vorurteile, was wiederum dazu führt, dass sie diese Leute noch mehr wie aufmüpfige Kinder behandelt. Wenn Sie mich fragen, ist das die berühmte Abwärtsspirale. Die Frau kapiert einfach nicht, wie die Leute hier ticken.«
    Ich nickte. Menschen, die relativ isoliert leben und mittellos sind, reagieren immer so. Wenn sie nicht einschätzen können, wie die herrschende Klasse mit Informationen umgeht, machen sie vorsichtshalber dicht. Für vermögende Menschen ist Wissen Macht, für die Armen eine Zielscheibe auf ihrem Rücken.
    »Was treibt Beale im Moment?«, fragte ich.
    »Er hat Krenkler alle Polizisten von Woslee zur Verfügung gestellt. Jetzt müssen sie Botengänge für die Lady erledigen. Eigentlich muss jeder Botengänge für sie erledigen.«
    Das Handy in Cherrys Jackentasche klingelte. Sie nahm ab.
    »Was? … Wo? … Wie schlimm ist es?«, fragte sie und spitzte die Ohren. Kurze Zeit später klappte sie das Handy zu und schüttelte den Kopf.
    »Caudill steckt in Schwierigkeiten. Irgendein Pfaffe ist durchgedreht, hat sich in seiner Kirche verbarrikadiert und schießt auf jeden, der sich nähert.«
    »Wurde jemand verletzt?«
    »Ein Waldarbeiter, der das Gebüsch auf dem Seitenstreifen einer Nebenstraße stutzte. Eine Kugel hat ihn in den Oberschenkel getroffen. Er suchte Schutz unter einem Traktor, doch Caudill kommt nicht an ihn heran. Ähm, Ryder …«
    »Bin schon lange nicht mehr in der Kirche gewesen.«

Kapitel 17
    Innerhalb weniger Minuten erreichten wir den Mountain Parkway. Cherry, die gerade eben noch hundertfünfzig Stundenkilometer gefahren war, legte eine Vollbremsung hin. Wir schlitterten auf eine schmale, asphaltierte Straße, gelangten zu einer Haarnadelkurve, fuhren ein paar hundert Meter weiter nach oben und landeten schließlich auf einem Schotterweg.
    Ein Stück weiter vorn standen drei Holzkreuze, von denen das mittlere ungefähr sieben Meter in die Höhe ragte. Dahinter taten sich drei Morgen gemähtes Weideland auf, auf dem ein Wohnwagen mit einem aufgemalten weißen Kreuz stand. Ein handgemaltes Schild verkündete Solid Word Church . Dreißig Meter weiter hinten parkte am Waldrand ein zweiter Wohnwagen, in dem der Pfarrer hauste, mit einem kleinen Garten ringsherum.
    Eine Kugel schlug in Cherrys Dienstfahrzeug ein.
    »Scheiße!«, rief sie. »Kopf runter!«
    Sie raste eine steile Böschung hinunter und landete in einem Entwässerungsgraben. Ein paar Meter weiter gab es eine einspurige Brücke, hinter der ein Wagen der County Police und ein dunkles FBI -Fahrzeug parkten. Die Insassen – Caudill und die Agenten – hatten die Köpfe eingezogen und waren hinter der gut ein Meter hohen Steinmauer in Deckung gegangen.
    Kaum waren wir aus Cherrys Dienstwagen gesprungen, schaltete sie das Walkie-Talkie ein und winkte damit Caudill zu, der sofort reagierte und sein eigenes Funkgerät vom Gürtel nahm.
    »Wie ist die Lage, Caudill?«
    »Seit ich Sie angerufen habe, hängen wir hier fest. Ein paar hundert Meter weiter warten zwei Krankenwagen.«
    »Wo steckt Beale?«
    »Der jagt Eichhörnchen.«
    »Wer ist in der Kirche?«, wollte Cherry wissen. »Und wer schießt? Over.«
    »Bruder Tanner.«
    »Ezekiel Tanner?«, hakte Cherry nach. »Onkel Zeke?« Sie legte das Funkgerät beiseite und richtete den Blick auf die Kirche.
    »Sind Sie mit dem Typen da drinnen verwandt?«, fragte ich.
    »Sein Vater war der Cousin der Frau meines Onkels oder so etwas in der Art. Ich kann mir die ganzen Verästelungen nicht merken.«
    »Ist er ein echter Geistlicher?«
    »Selbsternannt. Der heilige Geist hat Zeke weniger inspiriert, sondern eher verwirrt. Früher hat er auf den Familientreffen den Segen erteilt. Haben Sie im Alter von acht Jahren zu hören gekriegt, dass Sie im Ofen des Teufels schmoren und zum Abendessen serviert werden?«
    »Hm, meine Jugend war auch kein Zuckerschlecken. Haben Sie ein Fernglas im Auto?«
    Mit der Fernbedienung entriegelte Cherry den Kofferraum. Gebückt lief ich nach hinten und öffnete den Deckel. Kaum streckte ich die Hand nach dem Fernglas aus, zerschmetterte ein Schuss aus der Kirche eins von den Rücklichtern. Ich kehrte zu Cherry zurück und spähte vorsichtig über den Entwässerungsgraben.
    Der Kirchen-Wohnwagen stand auf einer Anhöhe, unter der ein kleiner Bach mit steinigem Flussbett verlief. Eine schmale asphaltierte Landstraße führte

Weitere Kostenlose Bücher