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Krank (German Edition)

Krank (German Edition)

Titel: Krank (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Kerley
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färbten.
    »Was ist denn los?«, fragte ich.
    »Von jetzt an leitet Krenkler offiziell die Ermittlungen«, erklärte Cherry betont ruhig. »Beale, der hier im County das Sagen hat und somit bestimmen kann, wen er hinzuzieht, hat ihr ganz formell die Leitung übertragen.«
    »Was bedeutet das für Sie?«
    »Ich bin am Arsch.«

Kapitel 16
    Zwei Tage verstrichen. Ich ging wieder zum Kletterunterricht, unternahm nachmittags ausgedehnte Wanderungen und sah hin und wieder, wie irgendein Streifen- oder Dienstwagen an mir vorbeirauschte, entweder mit einem von Beales Mitarbeitern hinterm Steuer oder mit einem FBI -Agenten. Das FBI hatte sich in zwei Hütten unweit des Parks eingenistet und zusätzliche Agenten oder Schreibkräfte angefordert, die mit der Dokumentation der Ermittlungen betraut wurden.
    Das normale Prozedere sah vor, dass sie zuerst jeden verhörten, der irgendwann einmal Streit mit Burton oder Powers gehabt hatte oder im Gefängnis oder in einer psychiatrischen Einrichtung gewesen war. Sie würden jeden in der Gegend überprüfen, der etwas auf dem Kerbholz hatte. Das spärliche Beweismaterial – ein partieller Fingerabdruck, ein DNS -Molekül aus Burtons Imbisswagen oder von Powers’ Kleidung – wurde garantiert ins FBI -Labor geschickt in der Hoffnung, einen Treffer zu landen.
    Es war nur eine Frage der Zeit, bis das FBI das Lötkolben-Opfer identifizierte, aber dass bislang niemand wusste, wie der Tote hieß oder was er in der Gegend zu suchen hatte, erschien mir doch ungewöhnlich.
    Bei unserer ersten Begegnung waren Gloria Krenkler und ich nicht miteinander warm geworden. Ich hielt nicht viel von ihr, weil Arroganz bei mir stets starke Aversionen auslöste. Auf der anderen Seite hatte ich mich schon des Öfteren in Menschen getäuscht. Also rief ich einen alten Kumpel beim FBI an. Vor einigen Jahren hatten Harry und ich John Morgenstern im Rahmen einer Weiterbildung zum Thema Verhaltenspsychologie kennengelernt. Er war ein Mann der klaren Worte und vertraute mir gelegentlich Hintergrundinformationen an, weil er wusste, dass ich den Mund halten konnte.
    »Carson!«, rief er fröhlich, als ich ihn in der FBI -Akademie in Quantico, Virginia, anrief. »Alles fit im Schritt?«
    »Na, heute Morgen habe ich noch an einer Felswand gehangen, John. Ich mache gerade Urlaub in Kentucky und lerne Klettern.«
    »Na, dann kann ich nur hoffen, dass Sie keine harte Landung hinlegen, Kumpel. Was kann ich für Sie tun?«
    »Hier in der Gegend wurden ein paar echt üble Morde begangen, und wie es der Zufall wollte, habe ich die hiesige Polizei ein bisschen unterstützt. Eine Mitarbeiterin der Bundespolizei wurde von einer Ihrer Kolleginnen ziemlich hart angepackt. Die Dame heißt Gloria Krenkler. Und nun wüsste zu gern, mit wem ich es zu tun habe.«
    »Sie arbeitete zehn Jahre lang in der New Yorker Außenstelle und hat sich vorwiegend mit Postbetrug beschäftigt. Das ist ein harter Job. Man sitzt tagaus, tagein am Schreibtisch, sichtet Tausende von Unterlagen und darf nicht das kleinste Detail übersehen. Da wir wegen der vielen Heimatschutzthemen chronisch unterbesetzt sind, könnte ich mir vorstellen, dass man sie in den Außendienst versetzt hat und …«
    »John, Sie reden viel und sagen wenig«, fiel ich ihm ins Wort.
    Morgenstern stieß einen langen Seufzer aus. »Lassen Sie es mich mal so formulieren, Carson: Krenkler ist zwar klug, aber alles andere als kreativ. Dieses Manko macht sie mit ihrem langen Atem wett. Sie arbeitet langsam, doch dafür ist sie stur und gründlich. Wäre Gloria Krenkler Automechanikerin, würde sie den Motor auseinandernehmen, um ans Auspuffrohr heranzukommen.«
    »Sprechen wir von Kontrollzwang? Oder gar von unterdrückten Aggressionen?«
    Er antwortete nicht sofort. »Sie sind derjenige, der einen Abschluss in Psychologie hat.«
    »Jetzt mal unter uns, John … für wie kompetent halten Sie sie?«
    »Sie macht ihren Job.«
    »Und … was halten Sie privat von ihr?«
    »Genießen Sie Ihren Urlaub«, sagte er und legte auf.
    Ich beschloss, im Restaurant, das zum Besucherzentrum des Nationalparks gehörte, zu Mittag zu essen. Dort traf ich McCoy, was vielleicht unbewusst meine Absicht gewesen war. Er winkte mich an seinen Tisch.
    »Na, Lee«, begrüßte ich ihn und gab bei der Bedienung meine Bestellung auf. »Verbringen Sie jetzt einen Großteil Ihrer Zeit mit dem FBI ?«
    Er runzelte die Stirn. »Agentin Krenkler begafft mich, als wäre ich ein Schaf mit zwei Köpfen.

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