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Krank (German Edition)

Krank (German Edition)

Titel: Krank (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Kerley
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wehrte.
    Die Neunankömmlinge musterten die Gruppe, die schlagartig verstummte. Die Frau nahm einen Kaugummi aus der Verpackung, steckte ihn in den Mund und lächelte kalt.
    »Sie schätzen die Lage vollkommen richtig ein, Detective Cherry. Nicht Sie haben hier das Sagen«, sagte sie und hielt eine goldene Marke mit einem Adler hoch, »sondern ich.«
    Wie es aussah, war das FBI eingetroffen, und Bob Dray hatte entweder den Zug verpasst oder sich einer Geschlechtsumwandlung unterzogen.

Kapitel 15
    Die leitende FBI -Agentin stellte sich als Gloria Krenkler vor und erklärte, dass Drays Fall doch noch nicht abgeschlossen war, weshalb sie ihn nun vertrat.
    »Schön, Sie kennenzulernen, Agent Krenkler«, meinte Cherry und streckte die Hand aus. »Dass Sie unser Team unterstützen, wissen wir sehr zu schätzen.«
    Mit ihren kobaltblauen Augen musterte die Angesprochene Cherry wie einst Hernán Cortés die ihn willkommen heißenden Eingeborenen.
    »Team?«, fragte sie.
    Nun war der Zeitpunkt gekommen, dass ich mich ganz offiziell vorstellte. Ich rang mir ein – hoffentlich charmantes – Lächeln ab und winkte. »Freut mich, Ihre Bekanntschaft zu machen, Agent Krenkler. Ich bin Carson Ryder und fungiere, ähm, sozusagen als Berater.«
    Die Augen studierten mich eine kleine Ewigkeit, als müsste sie überlegen, in welche Schublade sie mich stecken sollten.
    »Ah ja. Der Bulle auf Urlaub, der rein zufällig angerufen wurde. Wer hat Sie informiert?«
    Ich antwortete mit einem Achselzucken.
    »Wie ich hörte, Detective Cherry«, sagte Krenkler.
    Beales Grinsen sprach Bände. Er hatte Krenkler diesen Floh ins Ohr gesetzt.
    »Das dachte ich anfangs auch«, meinte ich. »Aber ich habe mich getäuscht.«
    Krenkler zog eine perfekt geschwungene Augenbraue hoch. »Ach ja? So wie ich es verstanden habe, hat Cherry Wind davon bekommen, dass Sie in der Gegend sind, und Sie um Hilfe gebeten.« Krenkler wandte sich an Cherry. »Sie rufen zuerst einen Polizisten an, der hier ausspannt, und schalten erst dann das FBI ein?«
    »Ich versichere Ihnen, dass dem nicht so war«, entgegnete Cherry stoisch.
    »Hm … offensichtlich hat ihn jemand von der hiesigen Polizei informiert, oder?«
    »So muss es wohl gewesen sein, Agent Krenkler«, sagte Cherry. Ihr Pokerspiel war ziemlich subtil. Falls Krenkler das schnallte, ließ sie sich das nicht anmerken. »Von wem Detective Ryder auch benachrichtigt worden sein mag«, fuhr Cherry fort, »er hat ziemlich viel Zeit geopfert und einen erheblichen Input geleistet, wofür wir ihm zu großem Dank verpflichtet sind.«
    »Ach ja? Also … ich bin eben erst angekommen«, meinte Krenkler und tat leicht irritiert, »und wüsste wirklich nicht, wieso ich ihm etwas schuldig sein sollte.«
    Keinem der Anwesenden kam eine Entgegnung über die Lippen und beklemmendes Schweigen machte sich breit, was mich wiederum zu einem leisen Hüsteln veranlasste.
    »Cherry hat recht«, bemühte ich mich, die Lage zu entspannen. »Ich habe nur geholfen, die wenigen Beweise zu sichern, auf die wir gestoßen sind. Darüber hinaus konnten wir im Fall Burton eine Methode erkennen, die Detective Cherry und ich fürs FBI dokumentiert haben.«
    Krenkler kam mit vor der Brust verschränkten Armen auf mich zu und stellte sich vor mich hin. So dicht, dass die Provokation unübersehbar war. »Und wo sind diese neuen Einsichten, Detective Ryder?«
    Ich zählte stumm bis fünf, ehe ich antwortete.
    »Sie stehen darauf, Ma’am.«
    Krenkler senkte den Blick. Ihre flachen spitzen Schuhe aus schwarzem Leder ruhten auf dem Dolomitstein. Nachdem sie einen Schritt nach hinten gemacht hatte, starrten wir einander an. Weder sie noch ich waren glücklich über meinen Beitrag.
    »Sie werden es sicherlich genießen, von nun an wieder die Seele baumeln lassen zu können, Detective Ryder.«
    »Ich könnte hier von Nutzen sein, Agent Krenkler. Mit meinem Erfahrungsschatz …« Ich redete nur noch mit ihrem Rücken. Wie einem störrischen Kind bedeutete sie Cherry mit einer Fingerbewegung, ihr zu folgen. Die beiden Frauen unterhielten sich kurz. Cherry lief rot an. Ich hielt mit ausgestreckter Hand auf die anderen FBI -Agenten zu. Der Ältere schüttelte sie und murmelte: »Rourke.« Der Jüngere nickte mir zu, ohne die Hände aus den Hosentaschen zu nehmen.
    Ich lehnte mich an den Stamm einer Hemlocktanne und wartete geduldig, bis Krenkler mit Cherry fertig war. Auf der Rückfahrt umklammerte sie das Lenkrad so sehr, dass sich ihre Knöchel weiß

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