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Krank (German Edition)

Krank (German Edition)

Titel: Krank (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Kerley
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gefädelt war.
    »Was ist das?«, fragte ich.
    »Eine Nachricht. Da steht Gesegnet seist du, Bruder, für deine fortwährende Inspiration . Bestimmt von einem seiner Schäfchen.« Sie legte das Kärtchen beiseite und inspizierte eine Pfanne auf dem Herd.
    »Tanners letzte Mahlzeit. Hühnerstücke, Kartoffeln, Karotten, Pilze und Bratensoße. Hoffentlich hat er sich dafür bei Gott bedankt.«
    Caudill und ich durchsuchten den Essbereich, ohne fündig zu werden. Jemand hantierte mit Besteck herum, und als wir die Köpfe drehten, stand McCoy mit einer Gabel in der Hand vor dem Herd und musterte einen aufgespießten Pilz.
    »Dieser Bursche hier gefällt mir gar nicht«, meinte er.
    *
    Wir packten die Überreste des Eintopfs ein und gingen nach draußen. Da Cherrys Dienstfahrzeug nur noch ein Schrotthaufen war, brachte Caudill uns auf das County-Revier, wo er uns einen fahrbaren Untersatz auslieh, mit dem wir zu Cherrys Büro fuhren.
    »War Tanner wirklich nicht mehr ganz dicht?«, fragte ich sie.
    »Wie ich schon sagte, war Zeke ein strenggläubiger Mensch, der irgendwann die Perspektive verloren hat und alles Weltliche ablehnte. Sie und ich sehen meistens Grautöne, Zeke nur schwarz und weiß. Gut und Böse. Und das Böse hat in seinen Augen immer triumphiert.« Sie hielt kurz inne, drehte mir den Rücken zu und schaute einem Adler hinterher. »Wenn mir so etwas wie der Mann mit dem Lötkolben unter die Augen kommt, beginne ich mich zu fragen, ob Zeke nicht vielleicht doch recht hatte.«
    »Wann hat sich Tanners Schraube gelockert?«
    »Vor etwa zwanzig Jahren. Davor, als junger Pastor, war er noch sanftmütig und kümmerte sich aufopferungsvoll um seine Gemeinde. Dann hieß es plötzlich nur noch, bereue dies, bereue das. Mit schriller Stimme verkündete Zeke seine Botschaft von der Befreiung und forderte jeden auf, sich retten zu lassen, ehe der Teufel ihn holte. Mir kam es immer so vor, als …« Sie runzelte die Stirn und suchte nach den richtigen Worten.
    »Ja?«
    »Als ginge es ihm dabei gar nicht um seine Schäfchen, sondern um sich selbst.«
    *
    Cherry setzte mich vor meiner Hütte ab. Ich stieg die Verandastufen hoch und zog gerade meinen Schlüssel heraus, als ich einen kleinen Zettel bemerkte, der über dem Schlüsselloch klebte. Darauf befand sich eine Nachricht auf Französisch, in kleiner, ordentlicher Handschrift verfasst. Mein Bruder wollte irgendetwas von mir, und das hieß für gewöhnlich sofort . Falls ich seinen Wünschen nicht entsprach, würde er bestimmt um drei Uhr nachts hier auftauchen und vor dem Fenster herumbrüllen.
    Lustlos machte ich auf dem Absatz kehrt und stapfte zu Charpentiers Hütte hinüber. Kaum hatte ich angeklopft, kam mir schon ein entrez-vous entgegen. In einem roten Hausmantel lag mein Bruder auf dem Sofa. Er trug ein paar alte Wanderschuhe ohne Schnürsenkel. Auf seinem Schoß lag ein Notebook, und neben ihm stand eine Tasse Kaffee. Er hob den Blick und klappte den Laptopdeckel herunter.
    »Was willst du?«, fragte ich unwirsch.
    »Gesellschaft.«
    »Ich bin ziemlich erledigt.«
    Jeremy rümpfte die Nase und begann zu schnuppern wie ein Hund. »Du riechst nach Schweiß und Schießpulver, Carson. Und nach einer Frau. Hast du im Kirschgarten nach Liebe gesucht?«
    Auf dem Tisch lag ein Scanner, mit dem er den Polizeifunk abhören konnte. »Du weißt, was passiert ist, oder? Du hast mitgehört.«
    Er hob die Hand und hielt Daumen und Zeigefinger so, dass sie einander fast berührten. »Ein bisschen. Ich hörte die Stimmen von Bullen und Sanitätern. Ein Mann ist gestorben, richtig?«
    »Ja. Das war übel.«
    »Erzähl mir mehr, Bruder.«
    »Ich war gerade bei Cherry, als sie einen Anruf erhielt und darüber informiert wurde, dass ein Mann mit einem Gewehr auf …«
    »Nicht alle drei Akte, Carson. Nur den letzten. Wie ist dieser Mann gestorben?«
    »Er war krank, hatte Krämpfe und dann einen Herzstillstand. Könnte auf Drogen zurückzuführen sein. Oder es war einfach seine letzte Stunde gekommen.«
    Jeremy runzelte die Stirn und musterte mich neugierig. »War es interessant?«, fragte er mit funkelnden Augen.
    »Interessant?«
    »Du weißt schon … wie bei einem Drama. Im Theater. Oder war es … wie Todesfälle manchmal auch sein können … ähm …« Er winkte ab.
    »Ich kann das hier jetzt nicht gebrauchen.« Da ich überhaupt keine Lust hatte, über den Tod eines Mannes zu sprechen, nur damit mein Bruder sich amüsieren konnte, marschierte ich ohne ein weiteres

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