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Krank (German Edition)

Krank (German Edition)

Titel: Krank (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Kerley
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an der Tür vorbei. Das Gelände zwischen Kirche, Bach und Straße wirkte unglaublich pittoresk, jedenfalls so lange, bis man den großen grünen Traktor mit dem Feldhäcksler entdeckte, der umgekippt im Graben lag. Der verletzte Waldarbeiter hatte unter dem Fahrzeug Schutz gesucht und rührte sich nicht. Sein rechtes Bein blutete stark.
    Wieder wurde ein Schuss abgegeben. Die Kugel traf einen der Traktorscheinwerfer. Glassplitter prasselten auf den Verletzten.
    » TRITT NÄHER, SATAN «, rief eine Stimme in der Kirche. »Und ob ICH schon WANDERTE im finsteren TAL, FÜRCHTE ICH KEIN UNGLÜCK! «
    Cherry lief mit eingezogenem Kopf zum Kofferraum und holte das Megaphon. »Zeke? Ich bin’s, Donna Cherry. Du erinnerst dich doch an mich, oder? Ich hatte immer viel für deine Predigten übrig.«
    » TEUFELSWEIB !«, schrie der Mann und unterstrich seine Worte mit einer weiteren Kugel. » AUSGEBURT SATANS! HURE BABYLONS !«
    »Na, das funktioniert also nicht«, konstatierte sie und duckte sich, als ihr Onkel anfing, in Zungen zu reden. » ARM-A-LACKEE TATALODO. SHEM PAYLA RAS! HARWHALLA DEEM-ADAYA !«
    »Jetzt schnappt er total über«, meinte Cherry. »Wenn das nicht irre ist, was dann?«
    »Sieht aus, als hätte der Mann unter dem Traktor das Bewusstsein verloren«, sagte ich. »Wahrscheinlich befindet er sich in einem Schockzustand.« Ich versuchte die Breite des Baches und der Uferböschungen abzuschätzen.
    »Mit dem Wagen könnte ich es vielleicht bis zu dem Verletzten schaffen«, meinte ich schließlich. »Die Anhöhe ließe sich als Rampe benutzen.«
    »Sie wollen allen Ernstes mit dem Auto über den Bach springen? Kommt nicht in Frage. Da ist eine Landung im Wasser vorprogrammiert. Und selbst wenn Sie’s schaffen, wie wollen Sie unbemerkt zur Kirche gelangen? Was, wenn Zeke sich ein Beispiel an Dick Cheney nimmt und Sie einfach abknallt?«
    Cherrys Dienstfahrzeug war ein großer achtzylindriger Ford Crown Vic mit einer Viereinhalb-Liter-Maschine in verstärktem Rahmen und harter Aufhängung. Harry und ich hatten so viele irrwitzige Manöver mit unseren Crown Vics durchgezogen, dass die Leute vom Fuhrpark uns zu personae non gratae erklärten. Ich lief los, stieg ein und überlegte, wie ich die grasbewachsene Böschung hinunterkommen, über den östlich der Kirche gelegenen Bach setzten und zu Fuß die siebzig Meter zu dem umgekippten Traktor zurücklegen sollte.
    Just in dem Moment, in dem ich den Kopf nach unten neigte, den Rückwärtsgang einlegte und Gas gab, explodierte die Windschutzscheibe. Ich drückte das Gaspedal voll durch, hörte noch, wie der V-8-Motor aufheulte, rauschte auf das Feld unterhalb der Kirche und sah, wie der Bach auf mich zukam.
    Ich erreichte die Talsohle und sauste die Anhöhe hinauf. Eine Sekunde später ging der Wagen vorn in die Höhe, und dann schwebte ich in der Luft. Und landete hart. Die Stoßdämpfer gaben den Geist auf, mein Gefährt kam ins Schlingern, die Fahrertür fiel auf.
    Nichtsdestotrotz hatte ich den Bach überquert. Jetzt musste ich nur noch die Distanz bis zum Wohnwagen überwinden. Aus einem der vorderen Fenster ragte der Lauf eines Gewehrs.
    Da ich nicht warten wollte, bis der Irre auf mich schoss, änderte ich kurzentschlossen meine Strategie und hielt mit Cherrys Dienstfahrzeug direkt auf den Wohnwagen zu. Nun würde sich herausstellen, was stärker war: unverwüstliches, in Detroit hergestelltes Metall oder diese windige Blechhütte auf Rädern.
    Der Crown Vic zerlegte den Wohnwagen wie eine Baumsäge. Rauch quoll aus den Heizungsschlitzen und vernebelte mir die Sicht. Mit durchdrehenden Reifen schlingerte ich zu dem verwundeten Waldarbeiter hinüber.
    Ich sprang aus dem Wagen und kroch unter den Traktor. Behutsam legte ich den Finger auf die Halsschlagader des Waldarbeiters, dessen Herz glücklicherweise noch schlug.
    Währenddessen näherten sich Cherry und Caudill im Laufschritt und mit gezogenen Waffen dem ramponierten Wohnwagen. Cherry gab einen Warnschuss ab und rief: »Nicht rühren!«
    Die Krankenwagen rückten an. Nur von den FBI -Agenten war weit und breit nichts zu sehen, was mir zu denken gab.
    Etwa drei Sekunden lang stand ich einfach nur da und fühlte mich großartig, doch dann kriegte ich weiche Knie, verlor das Gleichgewicht und saß urplötzlich wie ein Swami auf meinem Allerwertesten.

Kapitel 18
    Als Cherry und Caudill sahen, dass Tanner auf dem Boden lag, stöhnte und seinen Bauch hielt, stürmten sie in den Wohnwagen. Innerhalb weniger

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