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Krank (German Edition)

Krank (German Edition)

Titel: Krank (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Kerley
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sich dabei um Beweismaterial handelt?«
    Sie riss das Steuer herum, machte eine Kehrtwende und rauschte auf Taitherings Zufahrt. »Kommen Sie, Ryder«, rief sie und sprintete schon um die Hausecke. Als ich ihr folgte, stieg mir beißender Rauch in die Nase.
    »Polizei!«, brüllte Cherry. »Hände hoch und nicht von der Stelle rühren.«
    Der Mann drehte sich um und schaute ziemlich verwirrt aus der Wäsche. Er stand neben einem verrosteten Ölfass und ließ einzelne Blätter in die Flammen fallen. Ohne zu überlegen, sprintete ich zu ihm hinüber und stieß das Fass um. Ein paar Papierfetzen flatterten über den Rasen.
    »William Taithering?«, fragte Cherry.
    »Ja, das bin ich«, antwortete der Mann mit tonloser Stimme und breitete die Arme aus wie ein startender Vogel.
    »Ist das der Kerl aus der Kirche, Ryder?«
    Auf mein Nicken hin fischte Cherry die Handschellen aus ihrer Jacke. »William Taithering, ich verhafte Sie wegen …«
    Urplötzlich erschien Jeremy auf der Bildfläche, baute sich zwischen Cherry und Taithering auf und hob abwehrend die Arme.
    »Ist hier draußen ziemlich warm, was?«, konstatierte er so gutgelaunt, als befänden wir uns auf einem Golfplatz und überlegten, ob wir uns im Clubhaus einen Cocktail genehmigen sollten. »Leute, was haltet Ihr davon, wenn wir nach drinnen gehen, wo es bestimmt deutlich kühler ist?«
    Und dann legte mein Bruder seinen Arm um Taithering und schob ihn sachte in Richtung Verandatür. Cherry, die immer noch die Handschellen hielt, starrte ihnen mit offenem Mund hinterher.

Kapitel 23
    Wir begaben uns in Taitherings Wohnzimmer, wo Cherry und ich schnell die Möbel und den Wandschrank nach versteckten Uzis durchsuchten. Taithering ließ sich auf einen Stuhl aus der Küche fallen.
    Der Mann war Mitte dreißig, aber man hätte ihn gut und gern zehn Jahre älter schätzen können, was unter anderem an seiner gebeugten Haltung lag. Er bewegte sich wie ein gebrechlicher älterer Herr auf einem zugefrorenen See. Seine von zahllosen Fältchen eingerahmten Augen wirkten müde. Genauso sah ich aus, wenn ich viel arbeitete und kaum Schlaf kriegte. Taitherings mausbraunes Haar war von grauen Strähnen durchzogen. Er wirkte benommen, starrte zu Boden und legte die zitternden Hände in den Schoß, vermutlich in der Hoffnung, die unkontrollierte Bewegung auf diese Weise unterdrücken zu können.
    Cherry zog einen Stuhl heran und setzte sich vor ihn hin, während ich mich etwas abseits hielt und Jeremy entspannt auf der Couch lümmelte. »Lassen Sie uns zuerst über Sonny Burton sprechen«, schlug Cherry vor. »Ist das in Ordnung, Mr. Taithering?«
    Er nickte, ohne den Blick zu heben.
    »Schildern Sie mir, was passiert ist«, bat Cherry ihn. »Von Anfang an. Wieso haben Sie Sonny Burton unter den Imbisswagen gelegt?«
    Taithering riss die Augen auf. »Was? NEIN ! Das war ich nicht.«
    »Sie haben den Imbisswagen nicht auf Burtons Brustkorb geparkt?«
    »Nein!«
    »Sie haben Sonny Burton nicht umgebracht?«
    »NEIN!«
    »Und was ist mit Tandee Powers?«
    Taithering starrte Cherry an. Ich hätte schwören können, dass ihm die Haare zu Berge standen. » WOVON REDEN SIE ?«
    »Mr. Taithering, bitte, beruhigen Sie sich und beantworten meine …«
    Ganz unvermittelt stellte sich mein Bruder neben Cherry. Eine Hand steckte in seiner Jackentasche.
    »Was halten Sie davon, wenn wir jetzt mal kurz die Rollen tauschen, Miss Cherry?«
    Cherry schaute fassungslos zu ihm auf. »Ähm, ich …«
    Mein milde lächelnder Bruder hatte seine Worte so sorgfältig gewählt, dass man ihm seine Bitte nicht abschlagen konnte. Sein ganzes Gehabe zeigte eine ähnlich starke Wirkung wie eine Hypnose. Jeremy, dieser virtuose Manipulator, der jahrzehntelang an seinen Talent gefeilt hatte, ließ den Blick von Cherry zu mir wandern.
    »Könnten Sie beide uns vielleicht für ein paar Minuten allein lassen? Das wäre tatsächlich außerordentlich hilfreich.«
    Cherry warf mir kurz einen Blick von der Seite zu. Ich deutete mit dem Kinn Richtung Küche, und wir verschwanden im Nebenzimmer.
    »Was hat Charpentier Ihrer Meinung nach vor?«, fragte sie mich leicht konsterniert.
    »An seiner Stelle würde ich versuchen, Taitherings Vertrauen zu gewinnen und mir ein Bild von seiner geistigen Verfassung zu machen«, spekulierte ich. Die Anonymen Alkoholiker vertreten die Behauptung, dass nur ein Trinker zu einem anderen Trinker durchdringen kann, und der Erfolg gibt ihnen recht. So wie ich Jeremy kannte, traf er

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