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Krank (German Edition)

Krank (German Edition)

Titel: Krank (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Kerley
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fuhren ein paar Meilen, ohne ein Wort zu wechseln.
    »Was passiert«, flüsterte Cherry schließlich, »wenn Taithering verrät, dass ein Bulle … dass ich ihn laufenließ?«
    »Er wird über unseren Besuch Stillschweigen bewahren«, versicherte Jeremy. »In Anbetracht von Mr. Taitherings seelischer Verfassung gehe ich davon aus, dass er …« Er brach ab und ließ sich gegen die Rückenlehne fallen. »Ist ja auch egal.«
    Auf der ganzen Fahrt nach Woslee war Cherry nachdenklich und gedämpfter Stimmung. In unserer Schlucht setzte sie zuerst Jeremy und anschließend mich ab, wo ich den vereinsamten Mr. Mix-up auflas und ihr in meinem Wagen in das ECKLE -Büro folgte. Was auch immer in Augusta passierte, Cherry würde die Quittung dafür früh genug erhalten. Hinter dem Büro gab es ein Feld, auf dem ich meinen Hund ausführte. Meine Stimmung schien auf Mix-up abzufärben, denn anstatt kreuz und quer über die Ackerfurchen zu sprinten, wich er mir nicht von der Seite. Währenddessen trat Cherry zweimal aus ihrem kleinen, muffig riechenden Büro, als könnte allein die Sonne die Schatten vertreiben, die sich nach der Schilderung von William Taitherings Leid und Trauer und Sonny Burtons Untaten auf ihr Herz gelegt hatten.
    Ich war nicht hundertprozentig davon überzeugt, dass es richtig gewesen war, Taithering nicht nach Woslee zu bringen. Hier machte sich wieder einmal der beinahe omnipotente Einfluss meines Bruders bemerkbar: Wie von Zauberhand war es ihm gelungen, eine Situation zu schaffen, in der wir – wie bei einem umgekehrten Stockholm-Syndrom – uns mit Taithering verbrüderten.
    Mit einem Fußtritt schickte ich einen Erdklumpen durch die Luft, dem Mix-up hinterherjagte. Als ich kehrtmachte und Richtung Bundesstraße marschierte, stand Cherry im Türrahmen ihres Wohnwagenbüros und winkte mir aufgeregt zu. Aus ihrem Gebaren schloss ich, dass es Neuigkeiten gab, und rannte mit Mix-up im Schlepptau zu ihr hinüber.
    »Haben Sie etwas gehört?«, fragte ich, während ich die Metallstufen erklomm und den Wohnwagen betrat.
    »Taithering ist tot.«
    »Was ist passiert?«, entfuhr es mir. »Wie ist es dazu gekommen?«
    Ein wehmütiges Lächeln umspielte ihre Lippen. »Krenkler hat ihr Team und die Polizei von Woslee verpflichtet, jeden Blumenladen in einem bestimmten Radius anzurufen.«
    »Aha, die Blumenschachtel, die Taithering mit in die Kirche gebracht hat.«
    »Konnte ja nicht vom Himmel gefallen sein, oder? Nach einer ganzen Weile landeten sie einen Treffer: Jemand in einem Blumengeschäft in Augusta erinnerte sich daran, einem Mann namens William Taithering eine einzelne Rose verkauft zu haben. Die Verkäuferin hat das nicht vergessen, weil er um eine Schachtel gebeten hat, die für eine Blume viel zu groß war.«
    »Und allein aufgrund dieser Info sind die FBI -Agenten dort hochgefahren?«
    Cherry bat mit erhobener Hand, mich zu gedulden. »Sie fanden Taitherings Verhalten merkwürdig, haben seine letzte Kreditkartenabrechnung durchforstet und rausgekriegt, dass er zwei Tage zuvor in einem Sportgeschäft war und dort was gekauft hat? Raten Sie mal.«
    Meine Stimmung sank. »Einen Baseballschläger.«
    »Laut dem Beleg hat Taithering eine Stunde vor dem Zwischenfall acht Meilen nördlich der Kirche einen Stopp an einer Tankstelle eingelegt, weil er Benzin und ein Mittel gegen Sodbrennen brauchte.«
    In dem Moment musste ich an mein Telefonat mit John Morgenstern denken. Er hatte mich vor Krenklers Gründlichkeit gewarnt. Damit, dass sie auch noch schnell war, hatte ich jedoch nicht gerechnet. Ich konnte diese Frau nicht ausstehen und hatte sie deshalb unterschätzt.
    »Sonst noch was?«
    »Ja, aber nun wird alles ein bisschen schwammig. Ich habe noch mal meinen Kumpel angerufen, den pensionierten Bullen. Offenbar hat Krenkler die Polizei vor Ort über Funk informiert, dass sie unterwegs war. Und zwar ziemlich von oben herab, als statte die Königin selbst Augusta einen Besuch ab. Außerdem verlangte sie, dass die Polizisten sich auf Abruf bereithielten. Zu dumm, dass Sheriff Roy Beale dort das Sagen hat. So einer lässt sich nicht die Butter vom Brot klauen. Obendrein kannte er Taithering, weil der für ihn die Steuern machte. Beale bestand auf einem Treffen, um zu erfahren, was das FBI gegen Taithering in der Hand hatte. Für den Fall, dass die Beweise erdrückend waren, wollte der Sheriff persönlich bei Taithering vorbeischauen, in aller Ruhe mit ihm reden und ihn danach von seinen Männern festnehmen

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