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Krank (German Edition)

Krank (German Edition)

Titel: Krank (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Kerley
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wieder den cremefarbenen Anzug und ein keckes Hütchen trug. Auch hier lachte er, und Donna, die neben ihm stand, sah herzzerreißend jung aus.
    »Er hatte ein Faible für diesen Anzug, was?«, fragte ich wohl wissend, dass es für ihn eine Art Uniform gewesen sein musste.
    »Ja, und er ging nie ohne Hut unter Menschen. Er war ein Dandy, was mich ziemlich amüsierte.«
    Irgendetwas auf dem Foto berührte mich unangenehm. Etwas in den Augen? Vielleicht lag es auch nur am Alter der Aufnahme, an den dunklen Schatten.
    »He, ich hätte da eine Idee.« Cherry bückte sich, öffnete ein kleines Schränkchen und holte eine eckige braune Flasche heraus. Krampfhaft versuchte ich zu übersehen, wie eng sich das Kleid an ihren Körper schmiegte. Sie richtete sich auf, warf die Haare in den Nacken und überflog das Etikett. Unter dem Kleiderstoff zeichneten sich ihre Brustwarzen unübersehbar ab. Am liebsten wäre ich mit meiner Zunge über ihre Nippel gefahren.
    »Dies ist ein ganz besonderer Cognac«, meinte sie. »Den hat mir Onkel Horace vor ein paar Jahren geschenkt und mir geraten, davon bei ganz besonderen Gelegenheiten einen Schluck zu nehmen. Möchten Sie vielleicht auf Ihren ersten Sesselliftausflug anstoßen? Im Großen und Ganzen hat Ihnen der Trip doch gefallen, oder?«
    »Ich fand es wunderbar«, log ich und lächelte unwillkürlich, während ich einen Schritt näher rückte. Mit weichen Knien streckte ich meine Hand nach ihrer aus.
    Und hielt mitten in der Bewegung inne, denn plötzlich wusste ich nicht mehr, ob die Hand ein Teil von mir oder des wollüstigen Schurken war, für den mein Bruder mich hielt. Interessierte ich mich für Cherry oder mein kaputtes Ich? Aus dem Blauen heraus hörte ich die spöttische Stimme meines Bruders in meinem Kopf.
    » Deine kaputte Jugend manifestiert sich unter anderen in deiner Schüchternheit und spitzbübischen Art, was durchaus charmant ist und sehr anziehend auf deine jeweiligen Partnerinnen wirkt, Carson  …«
    Mir schwante, dass er diese Worte absichtlich gesagt hatte, damit ich sie in Momenten wie diesen hörte. Wieder einmal hatte ich vergessen, wie wichtig es für ihn war, andere aus der Ferne zu kontrollieren, an der kurzen Leine zu halten.
    »Warten Sie hier kurz«, bat ich Cherry.
    »Äh, Carson, habe ich etwas Falsches gesagt?«
    »Nein, gar nicht. Ich bin gleich wieder da.«
    Ich lief nach draußen, wagte mich an den Rand des Abgrunds und hob einen kleinen Sandsteinsplitter auf. Im Geist vollzog ich ganz genau nach, wo ich mich befand, drehte mich in Richtung Schlucht, versuchte die Hütte meines Bruder zu sehen, stellte mir vor, wie er auf seiner Veranda saß. Dann holte ich weit aus, warf den Steinsplitter in seine Richtung und schloss die Augen. Ich malte mir aus, wie der Stein gleich einem Meteoriten fünf, sechs Meilen weit durch die Luft flog, auf Jeremys Stirn landete, ihn samt Stuhl nach hinten riss, und die Zeitung auf seinem Gesicht landete.
    »Pfoten weg von meinem Hirn, Bruder«, warnte ich mit ausgestrecktem Mittelfinger.
    Als ich wieder ins Haus ging, fühlte ich mich, als wäre eine schwere Last von mir abgefallen. »Schenken Sie den Cognac ein«, sagte ich, stellte mich neben Cherry und überlegte nicht mehr, wer da aus mir sprach.
    Perplex zog sie eine Augenbraue hoch. »Sind Sie okay?«
    »Ich musste schnell ein Ritual durchführen. Wie bei einem Exorzismus.«
    »Ähm, tun Sie das immer …«
    Ich legte meinen Zeigefinger auf ihre Lippen und hinderte sie am Weitersprechen. »Das ist etwas, was bei mir so funktioniert wie bei Ihnen der Sessellift. Etwas hat an mir genagt, aber jetzt ist es vorbei.« Widerstrebend nahm ich meinen Finger weg.
    »Wenn Sie das so ausdrücken, kann ich etwas damit anfangen.« Sie hob ihr Glas. »Auf uns!«
    Wir stießen an. Der Cognac, dieses destillierte, in Eichenfässern gereifte Manna, machte mich schwindelig. Danach prosteten wir dem braunen Strohhut unseres Cognac spendenden Gönners, Horace Cherry, zu, der uns mit seinen dunklen Augen von dem mitten an der Wand aufgehängten Foto aus anstarrte. Wir stellten die Gläser auf dem Tisch ab, setzten uns auf das Sofa und berührten uns beinah. Ich hätte schwören können, dass Cherry mir leise etwas zusäuselte.
    In Wahrheit klingelte mein Handy. Ich verdrehte die Augen und ging ran.
    »Hier spricht Heywood Williams«, meldete sich eine ältere Männerstimme in einer Lautstärke, die auf angehende Taubheit schließen ließ. »Ich bin der Verwalter vom Pumpkin

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