Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kraut und Rübchen - Landkrimi

Kraut und Rübchen - Landkrimi

Titel: Kraut und Rübchen - Landkrimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
Vom Netzwerk:
Keks und einer stattlichen Anzahl an Krümeln direkt daneben. Und doch war sie nicht zu Hause. Irgendetwas musste so dringend gewesen sein, dass sie alles stehen und liegen gelassen hatte. Ich zog mir den Stuhl heran, setzte mich an den Tisch und griff nach dem Plätzchen, knabberte nachdenklich daran herum. Meine beiden Nachbarinnen hatten Knall auf Fall ihre Häuser verlassen und sich auf den Weg gemacht. Wohin? Weshalb? Mich beschlich das untrügliche Gefühl, die Ursache für das alles zu sein. Zum Glück hatte ich mein Handy dabei. Ellen Wintherscheids Nummer fand ich nach kurzem Suchen. Es klingelte mehrmals, dann sprang der Anrufbeantworter an und informierte mich über ihre momentane Abwesenheit. Aha. Die Dritte im Bunde. Vermutlich hätte ich auch bei den anderen Damen der illustren Kaffeerunde keinen Erfolg, wenn ich es jetzt bei ihnen versuchen würde. Ich stand auf. So groß war Kleinhaulmbach nicht, als dass ich sie nicht würde aufstöbern können.

Echtes Maiglöckchen , Convallaria majalis  – ist ein mehrjähriger Frühjahrsblüher, der in der Herzmedizin und als Schnittblume verwendet wird. Die beliebte Gartenpflanze führt bei falscher Dosierung zu Arrhythmien, Hypertonie, Koma und Herzstillstand.

Elf
    »Da ich davon ausgehe, dass ihr sowieso über mich redet, dachte ich mir, ich könnte direkt selbst vorbeischauen«, sagte ich in die Stille hinein, die mich empfing.
    Das aufgeregte Gespräch war schlagartig verstummt, als ich die Tür geöffnet und den Raum betreten hatte. Ich hatte sie gefunden, indem ich dreimal durch das Dorf gekurvt war und schließlich eine Ansammlung von Fahrrädern an einem Gartenzaun entdeckt hatte. Wie vermutet, war auch hier die Haustür nicht abgeschlossen, und ich hatte ohne Schwierigkeiten unbemerkt durch den Flur schleichen und dem Stimmengewirr nachgehen können.
    »Katharina!« Mila sprang auf. »Was tust du denn hier?«
    Ich blieb stehen, baute mich breitbeinig auf und verspürte keinerlei Lust, mir das Heft aus der Hand nehmen zu lassen. Ich war diejenige, die hier ganz kräftig vorgeführt werden sollte, und hatte keinen Grund, mich als Eindringling zu fühlen. Also verkniff ich mir das vermutlich von ihr erwartete »Das müsste ich eigentlich euch fragen« und ging direkt zum Angriff über.
    »Für wie dumm haltet ihr mich eigentlich?«, explodierte ich und ging auf die Frauenrunde zu. »Euren konspirativen Scheiß könnt ihr euch echt schenken.« Ich trat ans Kopfende des Tisches, schlug meine Hände auf den Tisch und beugte mich vor. Sie wichen vor mir zurück, immer noch sprachlos und mit einer Mischung aus Ratlosigkeit und Furcht auf den Gesichtern. »Ich weiß, was gespielt wird. Ich war auf dem Friedhof und hab die Blumen auf den Grabsteinen gesehen. Da war es nicht schwer, eins und eins zusammenzuzählen und zu kapieren, was diese tolle Aufgabe ist, die ich erfüllen soll.« Ich stieß mich ab und sah sie alle nacheinander an. Die beiden Schwestern, die Rotbezopfte, die Witwe des Arztes, Marga, Mila und Ellen Wintherscheid. »Aber das könnt ihr euch abschminken, ihr Verrückten. Marion hatte ja anscheinend keine Probleme damit. Ich werde das aber auf gar keinen Fall tun. Ihr könnt froh sein, wenn ich euch nicht anzeige.« Ich schnaubte und spürte, wie mein Herz raste, als mir die Ungeheuerlichkeit des Ganzen erneut in ihrer ganzen Bandbreite aufging.
    »Wofür willst du uns anzeigen?« Ellen Wintherscheid sprach mit ruhiger Stimme und ließ mich nicht aus den Augen. »Und was soll das heißen, dass Marion anscheinend keine Probleme damit hatte? Womit?«
    »Das weißt du doch ganz genau«, zischte ich. »Ich habe diese Blumen, die anzeigen, wer alles auf das Konto der Frauen in meiner Familie geht, auch auf dem Grabstein deines Mannes gefunden. Sehr bequem, sich den Ärger einfach auf diese Weise vom Hals zu schaffen, nicht? Und nützlich, wenn es im Dorf jemanden gibt, der die eine oder andere Giftpflanze kennt, um diese, nennen wir es mal salopp Störung, aus dem Weg zu räumen.« Die Frauen sahen sich an.
    »Du …«, brauste Mila auf, aber Ellen Wintherscheid stoppte sie mit einer raschen Geste.
    »Wenn ich dich richtig verstehe, wirfst du uns vor, dass wir …«
    »Dass ihr ein Haufen durchgeknallter Weiber seid, die meine Tante Marion zum Mord angestiftet haben«, sagte ich ruhig.
    Stille. Alle hielten den Atem an. Sie wirkten nicht geschockt oder überrascht. Auch nicht entsetzt. Eher so, als ob sie überlegten, wie sie sich jetzt verhalten

Weitere Kostenlose Bücher